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Weg von der medialen Schnappatmung – hin zu Analysen und Konzepten

Das Mallorca Magazin im Doppelinterview mit den Veranstaltern des Wirtschaftsforum NEU DENKEN, Sabine Christiansen und Willi Plattes.

17. April 2025

Inwiefern ist es gelungen, nicht nur das Motto NEU DENKEN, sondern auch NEU HANDELN in den bisherigen sieben Ausgaben des Wirtschaftsforums umzusetzen?

Willi Plattes: Diese Frage müssen letztendlich die Gäste beantworten. Wir hatten jedenfalls noch nie so früh so viele Reservierungen für die Zahl der limitierten Plätze erhalten. Es gibt offenbar einen beträchtlichen Orientierungsbedarf angesichts der Umwälzungen und der neuen Herausforderungen nach den Wahlen in den USA und in Deutschland. Top-Leute aus der vordersten Reihe in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die bei uns in vertraulicher Atmosphäre Dinge beim Namen nennen – da nimmt man viele Erkenntnisse und Impulse mit. Wobei natürlich auch die Möglichkeiten zum Networking geschätzt werden: Entscheider aus verschiedenen Bereichen vernetzen sich, es entstehen neue Synergien, ein KI-Startup beispielsweise kam im vergangenen Jahr zu wichtigen Sponsoren.

Sabine Christiansen: Zunächst geht es darum, zum NEU DENKEN anzuregen, mit Ideen sowie neuen Innovationen und Technologien in Kontakt zu kommen. Das Handeln ergibt sich oft direkt „am Rande“ beim Diskutieren und Verabredungen treffen auf der Konferenz. Unsere Redner haben in den vergangenen Jahren immer wieder aufgezeigt, in welchen Bereichen Europa gemeinsam NEU HANDELN muss – etwa Verteidigung, KI, Raumfahrt, Quantentechnologie oder Kernfusion.

Und wir alle haben ernüchtert den Ausführungen eines Thomas de Maizière zugehört, wie dringend eine Staatsreform notwendig ist und wie schwer derartige, grundlegende Veränderungen en détail durchzuführen sind. Jetzt gerade – ein Jahr nach NEU DENKEN 2024 – hat er diese "Initiative für einen handlungsfähigen Staat" auch öffentlich vorgestellt. Wir haben den Anspruch, der Zeit immer etwas voraus zu sein.

Ist die Vorbereitung dieses nun achten Forums eine besondere Herausforderung angesichts der Aktualität? Das Kabinett der neuen Bundesregierung ist noch in der Entstehung, und US-Präsident Donald Trump scheint jeden Tag mit einer neuen Idee aufzuwachen … 

Sabine Christiansen: Es ist eine herausfordernde Planung mit etlichen Unbekannten. Aber das hatten wir schon einige Male. Die Koalition steht vor der Aufgabe, den Glauben an den handlungsfähigen Staat zurückzuholen. Der sich um die marode Infrastruktur, die medizinische Versorgung, den Bürokratieabbau, um Überwachung an den Grenzen und vor allem um das Wachstum seiner Wirtschaft kümmert – Trump hin oder her. Und natürlich sich für die Verteidigung Europas besser rüstet. Gewaltige Aufgaben, zudem viele – zu viele? – Versprechungen auf CDU-Seite und unbezahlbare Forderungen wie 15 Euro Mindestlohn auf SPD-Seite. Was diese fünfte schwarz-rote Regierung am Ende liefert, ist entscheidend. Wir hoffen, bis Juni konkretere Antworten bei vielen Fragen zu bekommen.

Auf welchem Gebiet sehen Sie den größten Bedarf an neuen Gedanken und Ideen?

Sabine Christiansen: Wir wollen keinesfalls eine deutsche Talkshow abbilden, deswegen gibt es bei uns auch keine Politikrunden. Wir gehen jedes Jahr die Probleme und Zukunftsfragen mit Blick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen an. Das Deutsche Institut für Cybersicherheit wird klare Hilfestellungen aufzeigen. Interpol – die oberste Weltpolizei – wird über die wachsende internationale Kriminalität berichten, große Investoren und Analysten zu den Themen Finanzen und Zukunftschancen, Arbeitgeber-Präsident Steffen Kampeter sowie Stepstone-CEO Sebastian Dettmers zum Thema: der Mensch wird knapp – was passiert, wenn die Wirtschaft nicht umdenkt? Und letztendlich lautet die Frage: Wer denkt neu? So wie die Drogeriekette dm, die nun in den Pharmamarkt einsteigen will, um nur einige Beispiele zu nennen.

Auf welchen Gast freuen Sie sich besonders?

Willi Plattes: Ich habe da weniger konkrete Namen im Sinn als die Tatsache, dass wir für jedes Thema die renommiertesten Experten holen wollen. Das ist unser Anspruch. Beispiel Geopolitik: Wir knüpfen da praktisch direkt an die Münchner Sicherheitskonferenz an. Wir müssen wegkommen von der medialen Schnappatmung, vom ständigen Hüpfen von einem Drama ins nächste. Stattdessen brauchen wir Analysen und Konzepte: Wie werden sich die militärische Aufrüstung Europas und die weitere Entwicklung des Kriegs in der Ukraine auf die Strategie von Putin auswirken? Was können wir der zunehmenden Polarisierung entgegensetzen, die wir auch innerhalb des Westens erleben, innerhalb Europas und Deutschlands? Oder wie können wir China dahingehend beeinflussen, dass es an der Lösung globaler Probleme mitarbeitet?

Sabine Christiansen: Ich kann hier angesichts der vielen hochkarätigen Redner und Rednerinnen nur empfehlen, unter www.neu-denken.net nachzuschauen. Dort finden Teilnehmer alle Speaker und vor allem aktuelle Ergänzungen. Denn so ein Tableau wie auch das Programm sind bis zur letzten Minute lebendig. Sigmar Gabriel und zwei neue Namen aus dem Kabinett oder dem Parlament werden dabei sein, eventuell auch die neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und Cem Özdemir, der Noch-Minister und grüne Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg. Geplant sind zudem ganz aktuelle Zuschaltungen mit Markus Söder, mit Boris Pistorius oder Carsten Linnemann.

Stichwort Münchner Sicherheitskonferenz (MSC): Welche geopolitischen Entwicklungen bedürfen in diesem Jahr besonders der Analyse?

Sabine Christiansen: NEU DENKEN geht erstmals eine Partnerschaft mit der Münchner Sicherheitskonferenz ein. Wir freuen uns sehr, dass wir gemeinsam zwei hochkarätige Panels zu den wichtigen Themen Handelsfragen und Zollstreit sowie Sicherheitspolitik gestaltet haben. Dazu erwarten wir den außenpolitische Berater des US-Präsidenten, Kenneth Weinstein. Auf ihn sind wir alle besonders gespannt, und er wird sicher auch ein gefragter Gesprächspartner in den drei Tagen sein.

Dabei sein werden weitere hochkarätige Redner wie Hildegard Müller vom Automobilverband, Tom Enders, Ex-CEO Airbus SE und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, aus der Rüstungsindustrie von Quantum Systems Susanne Wiegand. Nato und EU werden ebenfalls vertreten sein. Das Thema Sicherheit wird übrigens der Präsident des Stiftungsrats der MSC persönlich moderieren, Botschafter a.D. Wolfgang Ischinger.

Auf dem Programm steht eine Cyber Incident Simulation – Was hat es damit auf sich?

Willi Plattes: Das ist eine Simulation, wie sich auch Regierungen, Konzerne oder Institutionen wie die Europäische Zentralbank in Auftrag geben. Unser Referent Prof. Dr. Marco Gercke, Direktor des unabhängigen Cybercrime Research Institute in Köln, wird dabei weniger die technischen Aspekte im Blick haben, als eine auf die Perspektive des Topmanagements abgestimmte Simulation von Angriffen, bei der die Teilnehmer dynamisch und interaktiv ihre Reaktionsbereitschaft prüfen können. Ein solcher Serious-Gaming-Ansatz war in den vergangenen Jahren beispielsweise auch Teil des Programms der Münchner Sicherheitskonferenz. Die immer umfassendere Digitalisierung und die neuen Möglichkeiten der Angreifer verschärfen die Bedrohungslage durch die Cyberkriminalität massiv. Ich nenne hier nur die Stichwörter KI oder komplexe Ransomware.

Transformation und Innovation sind ein roter Faden von NEU DENKEN - welche neuen Aspekte liefert dieses Jahr das Thema Impact Investment? 

Willi Plattes: Dieses Thema erweitert den Diskurs bei NEU DENKEN 2025 um eine zentrale Dimension: die Verknüpfung von Kapital mit gesellschaftlicher und ökologischer Wirkung. Frei nach dem Motto: „Du bist, was du mit deinem Geld bewegst“. In einer Zeit, in der unternehmerisches Handeln zunehmend an seinem nachhaltigen Beitrag gemessen wird, liefert Impact Investment konkrete Ansätze, wie Transformation nicht nur wirtschaftlich, sondern auch verantwortungsvoll und zukunftsorientiert gestaltet werden kann. Bei NEU DENKEN diskutieren dieses Thema unter anderem drei Frauen mit wirklich beeindruckenden Biografien: Investmentberaterin Anouk Hilti-Zingg, Unternehmerin Nadja Swarovski sowie Julia Kleiser – sie ist Philanthropy Advisor bei unserem Kooperationspartner, der Privatbank LGT.

Sabine Christiansen: Wir werden in diesem Jahr dazu erstmals einen Unternehmer würdigen, der ein absoluter Vorreiter auf dem Gebiet dieses gesellschaftlichen Engagements ist: Prof. Dr. Michael Otto, und ich freue mich besonders auf die Würdigung durch eine besondere Unternehmerin, Dr. Simone Bagel-Trah, die Aufsichtsratsvorsitzende und Vorsitzende des Gesellschafterausschusses des Henkel-Konzerns.

Im Moderationsteam sind ganz unterschiedliche Profile vertreten, thematisch wie medial. 

Sabine Christiansen: Bei den Interviews und Debatten werde ich neben Botschafter a.D. Wolfgang Ischinger im MSC-Panel drei Topvertreter der deutschen Medienbranche an meiner Seite haben: Michael Bröcker, Chefredakteur Table.Briefings, Horst von Buttlar, Chefredakteur der WirtschaftsWoche, sowie Ulrich Reitz, Chefkorrespondent Wirtschaft von RTL und ntv.

Das Interview ist in der Ausgabe des Mallorca Magazin am 17. April 2025. erschienen.

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