Fredi Bobic als Referent beim Wirtschaftsforum NEU DENKEN 2024
18. April 2024Als Teil des magischen Dreiecks des VfB Stuttgart schoss sich Fredi Bobic in die deutsche Nationalmannschaft. Nach der aktiven Karriere triumphierte er als Sportdirektor. Der „Kicker“ kürte den damaligen Manager von Eintracht Frankfurt 2018 zum Mann des Jahres. Nach seiner Entlassung Anfang 2023 bei Hertha BSC gönnte sich der 52-Jährige eine Auszeit. Im Sommer will er wieder ins Fußballgeschäft einsteigen. Zuvor kommt er nach Mallorca und spricht beim Wirtschaftsforum NEU DENKEN der PlattesGroup im Mai über sein Engagement für die gemeinnützige Laureus Sport for Good Stiftung.
Am Montag steht die Verleihung der Laureus-Awards an. Wer ist für Sie der Weltsportler des Jahres?
Bei den Fußballern gab es in den vergangenen Jahren keinen Weg an Messi und Ronaldo vorbei. Selbst wenn ein junger Bursche wie Haaland es sehr gut gemacht hat. Oder ein Kevin de Bruyne, der alle Titel gewonnen hat. Wenn ich einen aus einer anderen Sportart herauspicken müsste, würde ich mich ganz klar für Dennis Schröder entscheiden. Deutschland ist Basketball-Weltmeister. Wie ein Phoenix aus der Asche. Das kann ich heute noch kaum glauben.
Den Titel in der Fußball-Bundesliga hat seit Sonntag Bayer Leverkusen in der Tasche.
Das ist mehr als verdient. Wenn man eine perfekte Saison malen müsste, wäre es das Jahr von Bayer Leverkusen. Es bleibt wohl nicht nur bei der Meisterschaft. Im DFB-Pokal stehen sie im Finale und haben gegen Zweitligist Kaiserslautern gute Chancen. Womöglich können sie mit einem Sieg in der Europa League sogar das Triple schaffen. Leverkusen muss sich wahrscheinlich immer noch kneifen, ob das Wirklichkeit ist. Es ist eine historische Saison, an die sie immer denken werden. So wie sich Vizekusen einst ins Gedächtnis der Leute eingebrannt hat. Das ist nun vergessen.
Ist das ein einmaliger Erfolg? Xabi Alonso bleibt Leverkusen erhalten. Aber droht nicht auch ein Ausverkauf der Meisterspieler?
Bayer Leverkusen hat den Vorteil gegenüber anderen Mannschaften, dass sie aus wirtschaftlicher Sicht nicht verkaufen müssen und nicht auf Transfererlöse angewiesen sind. Ich bin mir sicher, dass Bayer die Schlüsselspieler halten kann. Das liegt auch am Verbleib von Xabi Alonso. Das Team will die Früchte der Arbeit nun in der Champions League ernten. Das ist eine viel höhere Belastung – körperlich wie psychisch. In der Liga werden sie aber weiter um den Titel mitspielen. Wenngleich die Bayern alles versuchen werden, das zu verhindern.
Bei den Bayern dreht sich alles darum, wer der neue Trainer wird. Wären Sie Sportdirektor in München, wen würden Sie holen?
Es läuft offenbar alles auf eine Rückkehr von Julian Nagelsmann raus. Ich hätte mir auch gut einen internationalen Trainer vorstellen können. In der Kabine sprechen die Spieler sowieso alle Englisch. Da wäre ein Zinedine Zidane keine schlechte Wahl gewesen.
Und einen Nagelsmann dann der Nationalmannschaft wegschnappen, die nun erstmals wieder etwas Euphorie entfacht hat?
Nur weil wir jetzt zwei Freundschaftsspiele gewonnen haben? Ich war beim Niederlande-Spiel im Stadion. Das lief gut, aber es war keine Weltklasse. Der Stimmung für die Europameisterschaft hilft es, einen positiven Akzent gesetzt zu haben. Es wird sich zeigen, ob wir die Euphorie bis zum Turnier aufrechthalten können. Nagelsmann hat schon klargemacht, dass er nur bis Sommer Nationaltrainer bleibt. Wenn ein Top-Club ihm einen Job anbietet, wird er ihn annehmen.
Sie haben angekündigt, im Sommer wieder arbeiten zu wollen. Laut der „Bild“-Zeitung sind Sie ein heißer Kandidat für den sofortigen Einstieg beim VfL Wolfsburg. Wie weit sind die Verhandlungen?
Es gibt keine Verhandlungen. Ich habe die Meldung auch gesehen und war überrascht. Mein Name wird sicherlich in den kommenden Wochen bei vielen freien Stellen ins Gespräch gebracht werden. Das ist normal. Bislang sehe ich aber keinen Job, den ich kurzfristig annehmen werde. Die Entscheidung, wer einen Bundesligaverein als Geschäftsführer oder Vorstand übernimmt, wird nicht von heute auf morgen getroffen. Das dauert Wochen bis hin zum Saisonende. In der Position steht man nicht selbst auf dem Platz. Das würde nichts bringen, jetzt anzufangen. Neben der Bundesliga würde mich die Premier League reizen. Dort hat nicht mehr der Trainer die ganze Macht, sondern man versucht, das auf mehreren Schultern zu verteilen.
Kommen wir zurück zu Laureus. Wie sind Sie zu der Stiftung gekommen?
2011 war ich Sportdirektor beim VfB Stuttgart und wurde von der damaligen Laureus-Geschäftsführerin der Laureus Sport for Good Stiftung angesprochen, ob ich für das Projekt „KICKFORMORE“ die Schirmherrschaft übernehmen möchte. Sie hat mir davon erzählt und das passte einfach zu mir. Ich bin auf dem Bolzplatz groß geworden. So etwas gibt es heute immer weniger. Wir holen die Kinder in der Schule ab und geben ihnen Werte mit. Sie organisieren selbst Spiele und Turniere, für die sie sich selbst Regeln ausdenken. So kommen die Kinder über den Fußball zusammen, kom- munizieren und diskutieren. Sie lösen auf positive Weise Konflikte. Viele bekommen durch den Sport neues Selbstvertrauen, was ihnen auch im Alltag in der Schule und im späteren Leben hilft. Im Idealfall bleiben sie nach der Schulzeit dem Projekt erhalten und helfen weiter bei der Organisation. So können sie sich persönlich weiterentwickeln und für das Leben lernen.
Wie aktiv sind Sie an der Stiftungsarbeit beteiligt?
Das hängt davon ab, was die Zeit zulässt. Ich habe eine enge Verbindung zu den Programmleitern. Im vergangenen Jahr war ich in Berlin bei einem Treffen dabei, zu denen wir die Kinder und Jugendlichen, die in der Hierarchie aufgestiegen sind, zwei Tage eingeladen haben. Das war großartig. Ansonsten versuche ich zwei bis drei Mal im Jahr bei den Projekten vorbeizuschauen und mitzukicken.
Zugleich repräsentieren Sie Laureus nach außen. Was führt Sie zum Wirtschaftsforum NEU DENKEN im Mai?
Das ist in erster Linie Netzwerkarbeit, um mit neuen Leuten über relevante gesellschaftliche Themen zu sprechen. Mit meinem Hintergrund geht es am Ende meist irgendwie wieder um Fußball. Für mich ist es wichtig, in dieser exklusiven Runde die Stiftung und ihre wichtige Arbeit vorzustellen und zu sagen: Macht das Portemonnaie auf und beteiligt euch. Wir machen etwas Gutes.
Sie standen 2003 mal bei einem Länderspiel in Palma auf dem Platz. Wie ist Ihr Verhältnis zu Mallorca?
Das Länderspiel haben wir blöderweise mit 1:3 gegen die Spanier verloren. In den vergangenen Jahren sind viele Berater auf die Insel gezogen, und ich habe auch einige Bekannte dort. Als Fußballer war ich drei bis vier Mal im Jahr auf Mallorca. Mittlerweile sind die Besuche unregelmäßiger geworden. Umso mehr freue ich mich jetzt auf Ende Mai.
Das Interview führte Ralf Petzold, Sportredakteur unseres Medienpartners Mallorca Zeitung
Laureus ist mehr als eine alljährliche Auszeichnung
Die gemeinnützige Laureus Sport for Good Stiftung geht aus den gleichnamigen Awards hervor, die am Montag (22.4.) in Madrid verliehen werden. Einst hatten die beiden Unternehmen Daimler und Richemont die Preisverleihung ins Leben gerufen. Ziemlich schnell entwickelte die Veranstaltung ei- nen sozialen Charakter. Die Preisträger werden meist ehrenamtliche Botschafter der Stiftung. Auf der Insel arbeitet Laureus Sport for Good unter anderem mit der Fundación Rafa Nadal zusammen.
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