Auswandern nach Mallorca?! Die Wissens-Trilogie #1
Auswandern nach Mallorca bedeutet Palmen, Strand, Mittelmeer und Sonne. Aber es gibt auch viel zu beachten, vor allem in Sachen Steuer-, Familien- und Erbrecht!
Prof. Dr. Günther Strunk ist DER Fachmann für Internationales Steuerrecht. Dr. Thomas Winkemann ist einer der bekanntesten Rechtsanwälte und Notare Deutschlands und ebenfalls spezialisiert für vermögende Bürger, die sich nicht einer bestimmten Nationalität verbunden sehen, sondern international als "Weltbürger" wirken und leben.
Vor allem Mallorca profitiert derzeit von einem entsprechenden Zuzugs-Boom. Aber es gilt zu bedenken: Zieht jemand in einen anderen Staat, so unterliegt er in aller Regel auch dessen familien- und erbrechtlichen Normen. Das kann dazu führen, dass zum Beispiel Eheverträge (im Scheidungsfall), Erbverträge, Erbverzichtsverträge oder Testamente unter Zugrundelegung bestimmter Pflichtteilsregeln unwirksam werden beziehungsweise mit entsprechenden Regeln in anderen Staaten konkurrieren.
In dieser Trilogie stellen Prof. Dr. Günter Strunk, Dr. Thomas Winkemann und Willi Plattes, CEO der PlattesGroup ihre geballte Fach-Kompetenz zum Thema "Auswandern nach Mallorca" zur Verfügung.
Jörg Jung
Wer hat noch nicht mal drüber nachgedacht? Auswandern nach Mallorca? Momentan tut das auch sehr, sehr viele, aber es ist auch viel zu bedenken. Es ist nicht nur: Ich liege unter Palmen und genießen Cocktail. Da ist viel mehr dahinter. Wir reden darüber. In einer ganzen Trilogie, die wir mit diesem Moment starten. "Auswandern nach Mallorca". Und wir haben Willi Plattes, CEO der PlattesGroup, der auch hier im Studio ist - Hallo Willi, erstmal an dieser Stelle...
Willi Plattes
Sei gegrüßt.
Jörg Jung
Er sagt immer die "Navy Seals" in ihren Fachgebieten und wir haben absolute Fachmänner jetzt gerade hier am Start. Zum einen Professor Dr. Günther Strunk, absoluter Fachmann, wenn es zum Thema Außensteuergesetz geht etc. werden wir gleich noch mehr darüber erfahren. Zum anderen Dr. Thomas Winkemann, Jurist. Hallo in die Runde, schön, dass Ihr alle da seid. Da machen wir eine kurze Vorstellungsrunde. Wer ist Prof. Dr. Günther Strunk?
Prof. Dr. Günther Strunk
Ich habe BWL studiert, bin auch ganz normaler Professor, war auch an einer Universität und irgendwann war es mir zu langweilig. Bin dann wieder in die beratende Zunft gegangen und das mache ich jetzt seit über 30 Jahren. Mittlerweile in eigener Kanzlei. Und wir haben uns darauf spezialisiert, auf Familienunternehmen, auf vermögende Privatpersonen, auf komplexe Gestaltungen, insbesondere mit grenzüberschreitenden Bezug. Und das ist auch der Grund, warum wir tatsächlich nicht nur darüber schreiben, sondern wir machen es halt auch. Also wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit Fragen des internationalen Steuerrechts und des Doppelbesteuerungsabkommens und sind mit den Themen, die hier angesprochen werden, sehr vertraut.
Jörg Jung
Vom hohen Norden gehen wir in die Hauptstadt. Dr. Thomas Winkemann, in Berlin ansässig. Und auch dein Geschäftsfeld, deine Expertise, geht ja genau auch in diese Richtung. Wie sieht dein Daily Business aus?
Dr. Thomas Winkemann
Also ich bin schwerpunktmäßig im Bereich des Notariats tätig und neben dem, was man da natürlich immer so macht, Grundstücke, Gesellschaftsgründungen usw. ist mein Schwerpunkt eigentlich die Nachfolgeberatung. Da geht es halt häufig um Personen, die überlegen, wie sie ihre Beteiligungen, ihre Immobilien auf die nächste Generation übertragen. Und das hat natürlich immer auch einen steuerlichen Einschlag. Das muss man mit bedenken. Und vielfach werden ja auch die Fragen gestellt: Sollte ich in Deutschland bleiben? Was kann ich machen? Meine Kinder studieren im Ausland. Ich selbst fühle mich auch auf Mallorca beispielsweise wohl. Was kann man da tun? Das gehört eben auch mit zum Beratungsspektrum.
Jörg Jung
Ich gebe mal das erste jetzt mit in die Runde. Wir machen ja eine Trilogie. "Auswandern nach Mallorca", drei Blöcke, sinngemäß von der Idee zur Absicht. Das ist unsere heutige Folge. Also man hat man schon mal die Idee wir wollen in einer Fortsetzungsfolge, die Fallen und Fallstricke aufzeigen und am Ende natürlich dann auch die Lösungen. Jetzt frage in die Runde: Wie kriegt ihr denn auch in euren Bereichen das so mit? Wie ist die Stimmung in Deutschland? Ist es so schlimm, wie es dargestellt wird?
Prof. Dr. Günther Strunk
Also es gibt mit Sicherheit eine gewisse Unsicherheit, eine Unzufriedenheit mit den politischen Rahmenbedingungen, mit den rechtlichen Rahmenbedingungen, mit der Umsetzung von rechtlichen Rahmenbedingungen, überbordende Bürokratisierung. Das ist für Unternehmer in ihrer aktiven Tätigkeit ein großes Problem im Endeffekt. Aber natürlich gibt es eine Vielzahl von Gründen, die dafür sprechen. Nicht nur diese Gründe, sondern eine Vielzahl von Gründen, die dafür sprechen, möglicherweise mal ins Ausland zu gehen. Und quasi eine der präferierten Gegenden ist dann natürlich Mallorca, eben wegen der Nähe. Und man darf auch nicht vergessen, wegen einer weitgehenden Deutschsprachigkeit. Das darf man auch nicht unterschätzen. Deshalb ist es auch, glaube ich, ein dauerhafter Effekt, dass Menschen quasi immer wieder überlegen, nach Mallorca zu gehen. Und das kann aber unterschiedlichste Gründe haben. Und unser Job ist unter anderem, diese persönlichen Gründe zu verbinden mit den steuerlichen, rechtlichen Konsequenzen, die es in Deutschland und in Spanien gibt. Im Endeffekt. Denn bei aller Euphorie für einen Wohnsitzwechsel, kann man das natürlich nicht aus dem Blick lassen, dass das eben auch eine ganze Menge Konsequenzen hat. Insbesondere dann, wenn man über ein Vermögen verfügt, was organisiert werden muss. Und dann sind wir wieder bei dem, was Thomas eben gesagt hatte: Nachfolgeplanung. Man macht es ja nicht nur für sich selbst.
Jörg Jung
Das sagt der Steuerexperte. Jetzt gehen wir zu Thomas Winkemann. In Berlin ich glaube, die intensivste grüne Woche, die Berlin je hatte. Schon seit mehreren Wochen fahren die Trekker und die Landwirte durch die Gegend. Spürt man das in Berlin auch? Spürst du das in deinem Business? Von vielen, die sagen: Kannst du uns beraten? Wir würden uns gerne mehr Richtung Ausland, mehr Richtung Mallorca zum Beispiel, orientieren.
Dr. Thomas Winkemann
Ja, also ich bin ja jetzt schon seit einigen Jahren tätig und ich muss sagen, in den letzten Zeit nimmt das immer mehr zu. Also praktisch immer, wenn man mit Mandanten so ein bisschen über Hintergründe spricht, werden diese Themen dann angesprochen und das hat es so vor fünf Jahren nicht gegeben. Also ich sehe diese Tendenz eindeutig.
Jörg Jung
Und ich glaube Willi Plattes kann hier auf Mallorca davon reden, weil auch hier sind die Beratungsanfragen gerade genau in diesem Segment auch angestiegen.
Willi Plattes
Ja, ich glaube, wir brauchen uns jetzt nicht stundenlang darüber zu unterhalten, warum die Deutschen aus Deutschland weg wollen. Ich resümiere das aus unseren Gesprächen wie folgt: Die inhaltliche Dürftigkeit der derzeitigen Politik wird umfassend wahrgenommen und der Drang, irgendetwas neu zu machen, die Familie, das Unternehmen zukunftsfähig zu halten, das treibt viele ins Ausland. Und Mallorca ist sicherlich ein guter Standort, aber mehr für die persönlichen Präferenzen, für die Familie, für die Kindererziehung, wie ich immer zu sagen pflege, für die emotionale Rendite. Aber es geht nicht nur um Mallorca, sondern es geht im Endeffekt auch um Investitionen in anderen Destinationen. Also das stellen wir fest. Und deswegen bin ich heute unheimlich froh, Günter Strunk und Thomas hier vor Ort zu haben, dass wir das etwas umfassender beleuchten können.
Jörg Jung
In welchem Sinne will man denn aus Deutschland zum Beispiel raus? Da könnt ihr ja bestimmt auch aus dem Nähkästchen plaudern von eurem Tagesgeschäft. Geht es denn wirklich um den kompletten Wegzug? Ist es die Pendellösung? Sind es andere Modelle von der Idee zur Absicht und zur letztendlichen Veränderung. Was ist denn bei euch so im Daily Business?
Prof. Dr. Günther Strunk
Na, ich glaube schon. Also Willi hat es gerade schon beschrieben, dass Unternehmen aus Deutschland heraus als Organismus zu verfrachten, das ist in den seltensten Fällen halt die Idee. Da haben wir auch natürlich steuerliche Aspekte, aber das will keiner. Aber was jemand möchte, ist natürlich, dass er sich so wie das heute auch in der Presse in den letzten Wochen ja immer wieder deutlich geworden ist. Was mache ich mit neuen Investitionen? Willi hat es gerade gesagt: Wie schaffe ich mein Unternehmen zukunftsfähig? Ich habe eine Verantwortung für meine Familie. Ich habe eine Verantwortung dafür, dass die vielleicht auch in Frieden und in Ruhe aufwachsen. Können Sie das in Deutschland, können Sie das mit dem System? Da gibt es sicherlich einige, die sagen Nein, ich möchte eigentlich gerne meinen Kindern in unterschiedlichen Altersstufen auch eine Internationalität angedeihen lassen. Ich habe durchaus auch nicht solche einmaligen Effekte, sondern wir haben durchaus Mandanten, die sagen, ich möchte jetzt mal für fünf Jahre da rüber gehen und da kommt Willi ja gleich noch mal dazu, das sind ja solche Situation, die natürlich auch steuerlich ideal sind, weil ich mich nicht endgültig verbinden muss und auch nicht endgültig Konsequenzen rechtlicher oder steuerlicher Art zu tragen habe. Und das kann sein, dass man den Kindern eine unbeschwerte Kindheit verschaffen will, dass man die Kinder selber unterrichtet oder wenn sie in der Childhood sind, dass man sagt, ihr sollt hier nett leben und dass man dann tatsächlich auch so ein bisschen eine Fernbeziehung führt, dass vielleicht der Unternehmer oder die Unternehmerin immer noch in Deutschland ist, aber der Lebensmittelpunkt der Familie ist dann vielleicht schon in Spanien. Das sind natürlich dann persönliche Entscheidungen, die aber auch rechtliche, steuerliche Konsequenzen haben. Und das müssen die Leute natürlich auch betrachten. Dass jetzt jemand so frustriert ist, dass er sagt, ich gehe jetzt hier raus, ihr könnt mich alle mal gernhaben, das ist sicherlich auch ein Fall, aber es geht mehr darum: sehe ich in Deutschland die Zukunft für mein Unternehmen, für meine Familie oder nicht? Und dann ist es so, wie Willi sagt, dann heißt es nicht, es bleibt im Endeffekt Spanien, sondern Spanien ist der richtige Standort, um darüber nachzudenken, wo es denn zukünftig ist. Der richtige Ort zum Verweilen und darüber nachzudenken, ist vielleicht auch schon Mallorca.
Jörg Jung
Der beste Dreh- und Angelpunkt? Nennen wir es einfach so! Sieht es der Notar auch so?
Dr. Thomas Winkemann
Ja, ich muss dazu sagen, dass natürlich viele Mandanten, über die wir jetzt sprechen, halt auch so das Lebensalter haben, so über 50, wo man auch an die Unternehmensnachfolge oder die Nachfolge in die Immobilien nachdenkt. Und das nehmen viele halt auch zum Anlass, mal nachzudenken. Man möchte selbst lieber in einem Land sein, wo es ein bisschen wärmer ist, die Kinder studieren im Ausland und dann stellen sich diese Fragen natürlich wie: Wie geht es weiter? Ist es dann sinnvoll, einfach jetzt hier in Deutschland weiterzumachen? Oder bietet sich diese Gelegenheit an, um sich mal komplett neu aufzustellen?
Willi Plattes
Also zu Günthers Thema möchte ich noch eins anmerken: Die Kinder dieser Unternehmerfamilien, die werden ja international erzogen. Ich nenne das immer, die werden zu Weltbürgern erzogen. Und ich glaube, wir brauchen nicht lange darüber nachzudenken, dass in Deutschland das Schulsystem derzeit nicht als sehr gut oder optimal angesehen wird. Wie sagte zuletzt ein Journalist zu mir: Die neue PISA-Studie muss man den Kindern vorlesen, weil sie sie nicht selber lesen können. Das ist natürlich ein bisschen extrem gesagt, aber hier auf Mallorca haben wir internationale Schulen. Unsere Kinder sind hier international aufgewachsen, dreisprachig aufgewachsen. Und wenn ich heute in die WhatsApp-Gruppen unserer Kinder sehe, da sind alle Nationalitäten vertreten, von Amerika, China, Indien, Südamerika und was es alles gibt. Also ich bin immer fasziniert. Und das sind eben Themen, die dann einerseits steuerlich, wenn ein Erbfall eintritt, dann haben wir direkt, ich sage mal, ein Großschadensereignis unter Umständen mit der Wegzugsteuer und auf der anderen Seite natürlich, der Notar ist gefragt, jetzt ist das Kind irgendwo im Ausland am Studieren und der Erbfall sollte eintreten. Und ich kann garantieren, er tritt irgendwann ein. So, und was passiert dann? Und deswegen ist diese Kombination unter Umständen einen Schnupper-Wegzug zu machen, dann aber auch die steuerlichen Konsequenzen zu sehen. Deswegen Günter, da bist du gefragt und natürlich Thomas bei dir: Die rechtlichen, zivilrechtlichen, erbrechtlichen Dinge so zu gestalten, dass wenn etwas passiert, kein Großschadensereignis eintritt, was im Endeffekt das ganze Vermögen kaputt machen kann.
Jörg Jung
Sagen wir denn vom Notar gesehen, wenn ich jetzt mich nicht darauf vorbereite, was wäre denn das Großschadensereignis? Was wären dann so denkbare Worst Case Szenarien?
Dr. Thomas Winkemann
Ja, also wenn man sich gar nicht vorbereitet, dann hat man zum Beispiel die gesetzliche Erbfolge, dann ist da möglicherweise eine Erbengemeinschaft, wo gerade jetzt bei Patchworkfamilien, wo Kinder aus erster Ehe dabei sind, die dann sich mit den Kindern aus zweiter Ehe mit der zweiten Ehefrau überhaupt nicht verstehen. Also das wäre schon aus meiner Sicht schon mal ein Supergau. Dann haben sie vielleicht noch ein Unternehmen dabei und dann wird es schwierig. Wenn Sie dann erst mal vor Gericht dann ausfechten wollen, wer welche Funktion übernimmt, wer was bekommt, dann ist das Ganze erst mal paralysiert. Das wäre schon mal das Allererste. Also Sie brauchen quasi überhaupt mal eine Nachfolgeregelung, jetzt unabhängig von irgendwelchen steuerlichen Aspekten. Wie gesagt, und dann im Detail kann man natürlich dann noch ganz viel dazu sagen. Aber wie gesagt, Sie müssen sich darüber Gedanken machen, wie geht es weiter? Wie sortiere ich jetzt beispielsweise diese unterschiedlichen Erbengruppen, dass sie alle zu ihrem Recht kommen, ohne dass das Vermögen dadurch quasi dann zerschlagen wird? Das wäre für mich Prio eins.
Prof. Dr. Günther Strunk
Wenn ich das noch ergänzen darf, es ist natürlich auch nicht die Entscheidung einer einzelnen Person, sondern es ist die Entscheidung der ganzen Familie. Denn selbst wenn ich für mich als Patriarch oder als der Prinzipal oder als der Vater sage, ich will das für mich so gelöst haben, dann müsste ich vielleicht auch noch mal berücksichtigen, das ist das, worauf Willi anspielte, dass meine Kinder bitteschön auch das machen, was ich geplant habe. Denn wenn ich in Deutschland bleibe und meine Kinder leben auf Mallorca und mir passiert was ganz Schreckliches, dann habe ich eben als Großschaden, das kann ich auch nur bestätigen, ein Erbschaftssteuer-Thema und ich habe ein Einkommensteuer-Thema, weil ich habe nämlich durch den Tod und durch die Erbfolge eine doppelte Steuerbelastung und das Unternehmen möchte ich sehen, dass das übersteht im Endeffekt und auch im Interesse von Mitarbeitern, von allen sonstigen Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten, die so ein Unternehmer in Deutschland hat. Und deshalb ist es natürlich klar, das ist ja nicht so ein Knall auf Fall Entscheidung, dass er am Montag aufwacht und sagt: Jetzt habe ich aber irgendwie einen Kater und ihr könnt mich alle mal gerne haben, jetzt zieh ich um.
Das passiert ja nicht, sondern das ist ja ein schleichender Prozess und dieser Prozess findet dann irgendwann mal seinen Endpunkt. Und dann werden natürlich auch die Kinder befragt. Dann wird gesagt, wie könnt ihr euch das vorstellen? Einfach ist es vielleicht, wenn die Kinder minderjährig sind, dann kann man dann vielleicht noch was erklären. Aber was macht man, wenn man, was nicht unüblich ist, eine Familie hat als Patchwork, wo man sowohl 7-jährige als auch 32-jährige als Kinder hat. Das zu organisieren ist eine echte Aufgabe und das dann tatsächlich auch rechtlich zu klären. Also wir als Steuerleute würden immer sagen: Tut mir leid, kläre das erst mal rechtlich und ansonsten kann ich dir sagen, bitte nicht sterben. Und wenn du das rechtlich geklärt hast, dann klären wir es auch steuerlich. Also ein sehr, sehr komplexes Thema, was natürlich auch dazu auch deshalb so wichtig ist, weil wir in Deutschland zum ersten Mal in der Geschichte seit langem nennenswerte Vermögen gebildet haben, weil wir nämlich nicht alle 50 Jahre durch einen Krieg immer das zerstört haben. Und das ist auch der Grund, warum es jetzt auch einen Bezug dazu gibt. Es gibt ein Problem, ich habe was zu vererben, das habe ich vielleicht vorher nicht gehabt und das ist auch kein Phänomen für drei oder fünf Leute, sondern das ist schon ein - kein Massenphänomen - aber das trifft eine Vielzahl von Menschen und diese sind auch verantwortlich für das Wohlergehen in Deutschland als Unternehmer. Und deshalb ist es immer so ein Thema. Warum auch interessiert heute.
Willi Plattes
Kann ich nur unterstreichen mit vielen Ausrufezeichen. Denn die Patchwork-Family, das ist ja heute an sich der normale Zustand, das ist eins. Aber wir sollten auch über Zahlen reden. Wenn man ein Vermögen, ein nennenswertes Unternehmensvermögen aufgebaut hat, oder – Thomas, was du gesagt hast – Immobilienvermögen und der Erbfall tritt ein und Kind ist im Ausland. Ich habe Anfall der Wegzugsteuer, ich habe Anfall der Erbschaftsteuer und wenn ich das alles zusammenrechne, können Beträge bis zu 70 Prozent des Unternehmenswertes zusammenkommen. Also, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, das kann bis zu 70 Prozent des Vermögens ausmachen. Das heißt, das ist Vermögensvernichtung. Und mein Begriff Großschadensereignis, das sollte man bitte nicht verniedlichen. Es geht nicht darum, das, was Günter auch schon gesagt hat, dass die Firma weg soll, sondern wir reden über Investitionen, über Funktionsverlagerungen ins Ausland. Unsere Erfahrung ist, die Menschen wollen nicht weg, weil sie unter Umständen irgendwo anders mehr Steuern sparen. Nein, das Wesentliche ist die Zukunftsfähigkeit. Die muss gewährleistet werden. Das will man erreichen. Das ist das, was in Deutschland von meiner Seite aus von den deutschen Unternehmern gefordert wird. Die Zukunftsfähigkeit. Also nicht nur Wegzug, sondern Funktionen ins Ausland lagern, dort investieren, um unter Umständen auch die Arbeitskräfte, die ich in Deutschland habe, weiter binden kann. Also bitte, dass wir das insoweit erweitern das Thema.
Jörg Jung
Machen wir und insofern großes Lob an den Unternehmer für dieses Denken, für diese Leistungsbereitschaft. Habe aber dann schon wieder die nächste Gegenfrage: Macht es der deutsche Staat aber dem Unternehmer nicht unfassbar schwer?
Prof. Dr. Günther Strunk
Ja, natürlich macht er es ihm unfassbar schwer. Und eines dieser Themen, die wir heute haben, diese Wegzugsbesteuerung ist natürlich ein Anachronismus par excellence. Also wir reden über Internationalisierung, Globalisierung ist keineswegs tot, jedenfalls nicht, was die Mobilität von Menschen angeht. Also wenn ich überlege, vor 20 Jahren hatte ich vielleicht mal zwei Mandanten, die tatsächlich einen Wohnsitz in zwei Ländern hatten, also heute sind es bestimmt 150, die nicht nur auf Mallorca, sondern die auch ein Ferienhaus woanders haben. Das ist eine Frage des gewachsenen Wohlstandes, natürlich, aber das führt auch dazu - und das kommt jetzt schleichend in das Bewusstsein der Menschen - Internationalität grenzüberschreitend führt eben halt dazu, wenn sie mich persönlich oder meine Familie betrifft, zu unsagbar vielen Problemen. Ich kann mir quasi eine Aktie von General Motors kaufen, halte mich auch international, aber wenn ich mich selber persönlich verbringe irgendwo hin, dann habe ich eine ganz andere Komplexität und dann bin ich auch quasi, nicht ausgeliefert, aber ich bin darauf angewiesen, Leute zu treffen, die auf der einen Seite die Erfahrung haben, was passiert mit Leuten, die auswandern oder zuwandern und was passiert eben auch im Vorfeld. Was sind das für Lebenssachverhalte? Und ich glaube an diesem Beispiel wird sehr deutlich, dass gute Rechtsanwälte, gute Steuerberater in erster Linie mal die Lebenssachverhalt verstehen müssen.
Denn zu uns kommt keiner und fragt, ob der Paragraph XY einschlägig ist, zu uns kommt jemand der sagt, ich will mich scheiden lassen, ich habe ein uneheliches Kind, ich will meine missratenen Kinder enterben, ich will meine geschiedene Frau versorgt wissen. Ich glaube, da sind Willi und auch Thomas mit mir einer Meinung. Das macht die Qualität aus. Es kommt nicht darauf an, wirklich irgendwie Paragrafen zu kennen. Das ist natürlich wichtigste Grundvoraussetzung. Aber wenn sie nicht wissen, was der Betreffende fragen sollte, sondern wenn du darauf angewiesen bist, dass du nur die Antworten gibt auf die Fragen, die er stellt, dann kriegt er vielleicht 30 Prozent des Problems gelöst, was er eigentlich hat. Also ich weiß nicht, ob du das auch bestätigen kannst für Spanien, das ist doch so im Grunde genommen. Wir würden auch salopp sagen, das ist ein bisschen wie Quark an die Wand nageln. Weil wir kommen mit einer Situation – und zwei Stunden brauchen wir bestimmt, um überhaupt erst mal zu wissen, was eigentlich das wirkliche Thema ist.
Willi Plattes
Ja, du hast es ganz am Anfang ja gesagt: Die Komplexität, die dahinter ist. Und diese Komplexität, die bewegt sich ja sehr stark im privaten Bereich, im unternehmerischen Bereich. Und das, was wir immer wieder feststellen, das Lebenswerk, was geschaffen worden ist, das will man in die nächste Generation übertragen. Und das will man langfristig machen. Und diese Gedanken, die müssen wir als Berater verstehen und müssen das mit den Familienverhältnissen in Einklang bringen. Und das ist keine einfache Sache. Dafür gehört nicht nur steuerliches und zivilrechtliches Wissen, sondern da gehört auch eine Menge unternehmerisches Verständnis zu. Und das ist, glaube ich, ein wesentlicher Punkt. Denn kompromisslose Qualität in der Beratung und nachher auch in der Umsetzung, ich glaube, darüber brauchen wir nicht zu reden, das ist Naturgesetz.
Dr. Thomas Winkemann
Ja, wie du auch schon im Vorgespräch gesagt hast: 80 Prozent ist Empathie, 20 Prozent ist fachliches Wissen. Und ich glaube, das trifft es auf den Punkt. Und man muss eben sehen, das ist halt ein ganzheitlicher Ansatz. Es ist eben nicht nur das Testament oder die Frage, wie ich jetzt den Pflichtteil entziehe oder so was, sondern man muss die steuerlichen Sachen im Blick haben. Man muss vor allem die persönlichen Sachen im Blick haben. Man muss auch sehen, wie die Leute ticken. Ist das das Richtige für sie? Und dann muss man halt ein maßgeschneidertes Konzept finden. Und das setzt eben eine Zusammenarbeit der wesentlichen Berater, die man da nun benötigt, zusammen. Und da muss eins ins andere greifen und nur so kann man ein optimales Konzept dann am Ende gestalten.
Willi Plattes
Korrekt! Ja, also dem ist nichts hinzuzufügen von meiner Seite aus.
Jörg Jung
Müssen wir aber hinzufügen, denn wir haben noch eine zweite Folge. Die nächste Podcastfolge der Trilogie. Denn ich überlege mir gerade: Okay, ich lebe in Spanien, habe aber noch unfassbar viele Güter in Deutschland. Der eine Teil der Familie lebt in Deutschland, ich in Spanien oder umgekehrt. Also es gibt da noch ganz, ganz viel zu bedenken. Ich glaube, aus eurer täglichen Arbeit, aus dem Nähkästchen habt ihr auch noch das eine oder andere Fallbeispiel, wie es denn ohne Vorbereitung ganz böse enden kann. Und genau darüber reden wir doch einfach in der nächsten Folge.
Autor: Jörg Jung / Mitarbeit: C. Schittelkopp
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