"Dem deutschen Mittelstand fehlt die Sicherheit!"
Bedrohliche Wolken ziehen über Deutschland herauf. „Aufgrund der starken Drangsalierung hat sich ein Unternehmer dazu entschieden, Deutschland den Rücken zu kehren – mit weitreichenden Folgen: Eine 4.000 Einwohner zählende Gemeinde steht vor dem Aus!“ So die ernsten Worte von John Eulenburg, einem Hamburger Unternehmer des Eulenburg Family Office, zur aktuellen Situation am Standort Deutschland. Leider spiegeln seine Äußerungen in gewissen Aspekten die harte Realität wider, mit der insbesondere der deutsche Mittelstand konfrontiert ist. Es besteht dringender Handlungsbedarf für Lösungen, die die Politik gegenwärtig scheinbar nicht bereitstellen kann.
Angesichts der vielfältigen Krisensituationen lassen sich auf die zahlreichen Fragen keine klaren Antworten finden. Das Wirtschaftsforum NEU DENKEN, welches vom 23. bis 25. Mai auf Mallorca stattfindet, bietet jedoch eine Plattform, um ein breites Spektrum qualifizierter Meinungen von international anerkannten Wirtschaftsführern und Spezialisten verschiedener Branchen zu sammeln. In einer vertraulichen und faktenbasierten Atmosphäre wird gemeinsam mit Ihnen über mögliche Lösungsansätze diskutiert. Das diesjährige Motto lautet: Time to act – Vom NEU DENKEN zum NEU HANDELN.
Jörg Jung
Ja, da waren wir - auf dem Zukunftstag des deutschen Mittelstands. Und wir sind hängen geblieben am BER wegen Streik. Und genau darüber reden wir jetzt auch. Mit John Eulenburg vom "Eulenburg Family Office". Erst mal Hallo John.
John Eulenburg
Hallo Jörg, grüße dich.
Jörg Jung
Warum reden wir mit John? Weil er mit uns hängen geblieben ist. So einfach ist es. Wir waren mit der PlattesGroup auf dem Zukunftstag des deutschen Mittelstandes in Berlin. Ganz, ganz toller Tag. Und am Ende war es dann doch bezeichnend, wegen eines Streiks mussten wir alle zusammen komplett umbuchen. Wir mussten noch an dem Tag nach Zürich eine Nacht und dann von Zürich nach Palma de Mallorca. Und der John, den habe ich mir jetzt geschnappt für diese Podcastfolge, weil er dann tatsächlich als Finanzexperte, als Unternehmer in Hamburg da auch natürlich den großen Einblick hat und direkt betroffen ist. Als er dann am Flughafen in Zürich sagte, ich möchte dich zitieren an dieser Stelle: "Ich gebe Deutschland noch ein Jahr!" Ist es wirklich so dramatisch?
John Eulenburg
Also ich weiß nicht, ob es wirklich ein Jahr ist. Also erst mal lieben Dank! Aber es ist schon auf jeden Fall kurz vor zwölf und das merkt man bei den Unternehmern. Auf dem Tag hat man das sehr gut gemerkt wie die Stimmung ist und wir haben wahnsinnig tolle mittelständische Unternehmen. Ich komme selber aus einem. Gebürtig Maschinenbau-Unternehmen und das ist das was Deutschland groß gemacht hat. Und das riskieren wir gerade sehr leichtsinnig. Und wir betreuen viele vermögende Unternehmerfamilien, die alle das gleiche Thema haben.
Jörg Jung
Ich wollte gerade eben sagen, mit mit deinem Business, also was ist denn dein Daily Business überhaupt?
John Eulenburg
Also wir orchestrieren für Familienunternehmer, die eine komplexere Vermögensstruktur haben, Steuern, Recht, Vermögensnachfolge – Thema Probeversterben oder Unternehmensnachfolge. Und wir orchestrieren sämtliche Anlagen, die es zu gestalten gibt, das heißt, wir sind die – da ist ein bisschen bildlich mein Name hilfreich Eulenburg, die Eule, die von oben draufguckt und schaut, was muss eigentlich gemacht werden, damit Dinge funktionieren. Und wir sind immer so gut wie unser Netzwerk. Das heißt für uns, wir uns dann die Spezialisten rein und sagen, okay, wie können wir jetzt das Thema, erkannte Problematik Probeversterben bei hoher Steuerbelastung, wie können wir es lösen?
Jörg Jung
Also Probesterben heißt dann im übertragenden Sinne, man geht einfach unter anderem zu John Eulenburg und sagt, ich möchte jetzt mal kurz sterben. Nicht im körperlichen Sinne, das wäre fatal. Es würde ja auch den ganzen Tag versauen. Aber genau aus diesem Grund, dann kann der John Eulenburg rauskitzeln und kann sagen: "Okay, wenn du jetzt sterben willst, dann haben wir mal gerade: Bist du geschieden und wieviel mal? Wo bist du gerade? Was ist dein Haus, wie viele Kinder hast du und welches Unternehmen leitest du?" Und daraus ergeben sich dann diese Gestaltungsmöglichkeiten. Aber ich will mit dir tatsächlich auf diesen Kernsatz noch mal gehen, den du am Flughafen gesagt hast – bedeutender Weise auf neutralem Land, nämlich in Zürich. Was muss sich denn konkret ändern? Wir waren auf dem Mittelstandstag, wir haben die Unternehmerinnen und Unternehmer gehört, wir wissen, was die Politiker gesagt haben, was eigentlich ein bisschen alles floskelig wieder wa am vergangenen Mittwoch. Was muss denn passieren? Also wer muss denn wo aufwachen?
John Eulenburg
Also ich glaube, die Rahmenbedingungen müssen sich massiv verändern. Wir haben in Deutschland glaube ich, eine Quote von 64 % der Menschen oder der arbeitenden Bevölkerung, die direkt oder indirekt für den Staat arbeitet. Das heißt, die Bürokratisierung in Deutschland ist unfassbar. Ich bringe ein Beispiel. Mit meinem Unternehmen sitzen wir in Hamburg. In Palma die Betriebsstätte zu gründen hat 1/10 so lange gedauert wie in Deutschland und das macht vielen das Leben schwer. Und viele machen sich auch Sorgen und sagen: "Mensch, ich kann mich ja nicht mehr darauf verlassen, was in Deutschland passiert." Also ich nehme das Thema Immobilienwirtschaft. Warum sollte ich heute Wohnungen bauen? Weil ich nicht weiß, was der Staat macht. Vielleicht macht er eine riesen Mietpreisbremse. Und ich bin dann,, wenn ich in drei, vier, fünf Jahren Immobilien auf den Markt bringe, der Blöde.. Und das ist ein Beispiel von ganz, ganz vielen. Es muss Klarheit geschaffen werden. Also die Unternehmer brauchen Klarheit, die Planungssicherheit. Und sie müssen in ihrem Handeln nicht beschränkt werden, weil der Unternehmer, der muss frei agieren können.
Jörg Jung
Aber am Ende ist es doch jetzt momentan, du magst mich korrigieren, komplett umgekehrt, dass man im Prinzip für Unternehmer, die sagen, ich will mich neben Deutschland auch noch im Ausland – du sagst gerade in Palma, das war ein Klacks hier was aufzubauen, was zu gründen, eine Dependance usw. und so fort. Aber der deutsche Steuerstaat, der hakt ja immer mehr mit dem Knüppel in die Knie dann. Oder sehe ich das falsch?
John Eulenburg
Das ist ja ein großes Thema, was das Thema Freiheit angeht und sobald man die Landesgrenzen verlässt, das unfassbar schwer gemacht wird. Auf dem Tag in Berlin war es so, dass viele Unternehmer gefragt haben: "Mensch, können Sie uns mal Ideen geben, wie wir unser Vermögen ins Ausland bringen können? Was müssen wir eigentlich tun?" Und wenn man mit den Menschen und Unternehmern aus meiner Erfahrung spricht, dann ist es ja nicht so, sagen wir, wir wollen aus Deutschland weg, weil wir Deutschland doof finden. Das sind alles Unternehmer, die teilweise über mehrere Generationen verheimatet sind in ihren Gemeinden, in ihren Städten, die dafür Sorge tragen, dass die überhaupt existieren können. Also es gibt ein schönes Beispiel, ich nenne jetzt kein Bundesland in Deutschland, keine Region: Da hat irgendwann ein Unternehmer entschieden, weil er so drangsaliert wurde, ich geh weg, ich geh ganz weg. Und das führt dazu, dass eine Gemeinde mit 4000 Leuten platt ist.
Jörg Jung
Krass. Das wird wahrscheinlich dann jeder im Umkreis wissen oder nachgoogeln können.
John Eulenburg
Das wird den Medien kommen. Und das sind so Themen, die sind ja unfassbar schade. Und der Unternehmer sagte, ich zahle das, ich zahle das, wenn ihr ins Ausland mit geht.
Jörg Jung
Aber wenn du jetzt sagst, es gibt ganz viele Anfragen, also wir sind ja jetzt in einer Situation mittlerweile, wo man auch Unternehmerinnen und Unternehmer nicht nachsagen kann, weil ihr zu geizig seid, weil ihr Steuer sparen wollt, weil ihr in Saus und Braus leben wollt und zu geizig seid, Steuern zu bezahlen. Es geht um die blanke Existenz mittlerweile. Aber welche Hebel und Werkzeuge kann man denn ansetzen, um dann in irgendeiner Form sein Vermögen in Deutschland und das klingt sehr dramatisch aus Deutschland heraus zu retten.
John Eulenburg
Ja, das ist immer schon schlimm, wenn man das sagt am Ende des Tages. Also ich bin schon jemand, der sehr gern in Deutschland lebt und egal wo man im Ausland ist, irgendwann stellt man fest: Wir haben das schon toll in Deutschland. Und ich bin eher jemand, der sagt, wie können wir das denn schützen, wie können wir es retten? Also ich habe eine Niederlassung auf Mallorca, weil ich Mallorca toll finde. Aber ich lebe schon gerne in Deutschland und das kann man glaube ich nicht so pauschal sagen. Aber alle Familien haben ganz viele Themen, wo ich sage jetzt mal, der deutsche Steuerstaat hingeht und sagt, pass auf, wenn du diese Landesgrenzen verlässt, dann bestrafen wir dich und manchmal mit Dingen, die man gar nicht so vor Augen hat. Nur weil ein Kind im Ausland studiert und lebt und der Vermögensinhaber verstirbt, kann das massivste Auswirkungen für Unternehmen haben und das darf nicht sein.
Jörg Jung
Und deswegen gibt es halt eben Gestaltungsmöglichkeiten. Du kannst da beraten, Deine Kontaktdaten zum Beispiel, die geben wir jetzt natürlich in den Shownotes, im Schriftlichen mit, mit Link und allem drum und dran. Ich hoffe, du erlaubst es. Ich glaube schon.
John Eulenburg
Ausnahmsweise.
Jörg Jung
Vielen Dank. Jetzt kann man natürlich der aktuellen Regierung nicht wirklich sagen, die sind an allem schuld. Das ist ein Prozess gewesen, der hat sich über über Jahre und das sind mehr als vier Jahre hat sich das ja schon mit beigetragen. Und dann kamen noch ganz viele äußere Faktoren. Aber weil du gerade sagst, die Wegzugbesteuerung, das ist ja in der Tat ein Ding der neuen Regierung, das hat der Lindner sich ja so ausgedacht.
John Eulenburg
Ja, absolut. Also ein Beispiel aus der Praxis. Also wir begleiten Mandanten nach Dubai und als Unternehmer, der in Dubai investiert möchte, der wird auf Händen getragen. Also da laufen die Gespräche mit den Staatssekretären auf WhatsApp ganz unkompliziert. Die Leute sind da, gucken, dass schnellstmöglich Lösungen gefunden werden. Und in Deutschland dauert das zehnmal so lange. Das ist eher nach dem Motto: Wie du willst im Staatssekretär sprechen, bist du irre? Das ist eine Haltung, die wir in Deutschland haben, die nicht gut ist. Und die müssen wir verändern. Ich glaube, das liegt daran, ich bin Vater von vier Kindern, wir leben in einem wahnsinnigen Luxus und Wohlstand. Und es geht uns in Deutschland noch zu gut, dass wir in der Lage sind - wir haben das Thema am Anfang gehabt - Streik im Flughafen. Das glaubt die Masse, sich erlauben zu können. Das ist richtig so, dass wie viele Hunderte von Lokführern das Land lahmlegen oder das Servicepersonal dafür sorgt, dass große Messen in Zukunft nicht mehr in Berlin stattfinden, weil die Ausrichter sagen, sorry, das ist uns zu unsicher.
Jörg Jung
Es ist sozusagen der riesen Rattenschwanz, der da noch kommt. Sprich – ganz persönliche Einschätzung – kann die aktuelle Ampelregierung dieses Ruder noch rumreißen oder bedarf es eines Wechsels?
John Eulenburg
Nein! Also ich war vor drei, vier Monaten bei einer tollen Veranstaltung in Zürich und hatte das Glück mit einem sehr, sehr renommierten ehemaligen CEO von einem DAX-Unternehmen zu sprechen, der immer im Gespräch mit Politikern sagt, das ist nicht fünf vor zwölf, es ist halb eins, alle Züge sind schon abgefahren.
Jörg Jung
Jetzt haben wir ja von 23. bis 25. Mai das Wirtschaftsforum NEU DENKEN hier auf Mallorca. Das wird wahrscheinlich das bestimmende Thema sein und dann wird hoffentlich auch in die richtige Richtung gedacht.
John Eulenburg
Davon gehe ich fest aus. Da kommen ja viele Unternehmer und wirklich namhafte Unternehmer hin, weil sie sagen, da kann ich mich offen mal austauschen mit Menschen, die aus anderen Bereichen kommen und die gleiche Herausforderung haben. Und das findet in Deutschland viel zu wenig statt.
Jörg Jung
Ich glaube, das könnte dann ein sehr, sehr wichtiger Austausch geben. Mein lieber John Eulenburg, nochmal: Wir verlinken dich und haben dich schon verlinkt. Gerne, wenn Sie solche Anfragen oder Fragen haben an den Finanzexperten, an den Unternehmer aus Deutschland, der die politische Lage jetzt eben so prägnant und so richtig eingeschätzt hat, bitte kontaktieren Sie ihn und damit Sie gucken, dass sie irgendwie ihr Hab und Gut in diesen chaotischen Zeiten noch irgendwie sichern. John, vielen Dank.
John Eulenburg
Gerne. Danke schön.
Autor: Jörg Jung / Mitarbeit: C. Schittelkopp