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Der MZ-News-Talk: Bezahlbarer Wohnraum auf Mallorca - neue Ufer für Investoren

Ihr monatliches Mallorca-Update immer am Puls der Insel mit dem Chefredakteur der Mallorca Zeitung Ciro Krauthausen und Jörg Jung.

Ein neues Gesetz der Balearen-Regierung wirbelt durch die Baubranche. Es soll mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Von Umbauten bis Neubauten und schnelleren Genehmigungen - der geplante Maßnahmenkatalog ist lang und eventuell ein lukratives Feld für Bauträger und Investoren. Wir reden darüber mit Ciro Krauthausen, Chefredakteur der Mallorca Zeitung ...

Jörg Jung 
Bezahlbarer Wohnraum auf Mallorca und ein Goldkessel für Investoren? Wir reden darüber im MZ-News-Talk April 2024 und bei mir einmal mehr der Chefredakteur der Mallorca Zeitung, Ciro Krauthausen. Hallo, ich grüße dich.

Ciro Krauthausen 
Hallo Jörg.

Jörg Jung 
Wir haben ja die Mallorca Zeitung, die aktuelle Ausgabe vor uns liegen und da steht es ganz groß. Die Balearen-Regierung hat Großes vor. Neue Gesetze um mehr Wohnraum zu schaffen. Ciro, du hast einen Überblick für uns. Was hat sich die Balearen-Regierung da jetzt ausgedacht und auf den Weg gebracht?

Ciro Krauthausen 
Gut, das ist jetzt ein Gesetz gegen die Wohnungsnot auf der Insel, wenn man das jetzt mal so ausdrücken will, das im Grunde genommen in Gesetzesform umsetzt, was schon vergangenes Jahr im Oktober beschlossen worden war. Da ist ein Dekret erlassen worden mit einer Reihe von Maßnahmen, die den Wohnungsbau und die Schaffung von neuem Wohnraum erleichtern sollen. Und dahinter steckt im Grunde genommen eine große Leitlinie oder ein Konzept und zwar, der privaten Bauwirtschaft es zu erleichtern, in den neuen Wohnraum zu investieren. Und dafür sind eine ganze Reihe von Weichenstellungen vorgesehen in dem Gesetz, wo man jetzt schauen muss, ob das wirkt oder nicht.

Jörg Jung 
Also welche Maßnahmen wären es zum Beispiel im Detail, also wie könnte man Wohnraum schaffen?

Ciro Krauthausen 
Also das sind so verschiedene Elemente. Ein Element ist die Umwandlung von Gewerbeimmobilien, von Ladenlokalen in Wohnraum. Eine andere Möglichkeit ist die Aufstockung von Gebäuden, wo dann auch zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden könnte. Es gibt auch Ansätze, in die Jahre gekommenen Hotels zu Wohnungen umzugestalten und vor allem auch neu zu bauen. Wo soll neu gebaut werden? Neu gebaut werden soll auf öffentlichem Grund. Öffentlicher Grund, der schon als Bauland deklariert ist. Also nicht dass irgendwie die Landschaft oder sozusagen der landwirtschaftliche Raum beeinträchtigt wird. Also dort, wo ohnehin gebaut werden darf, sollen die Gemeinden Land zur Verfügung stellen, damit neuer Wohnraum gebaut werden kann zu bestimmten Konditionen. Und diese Konditionen sind dann: die Preise sind gedeckelt. Sowohl für die Mieten als auch für die Hypotheken sollen dann die Preise gedeckelt werden und sollen dann bezahlbaren Wohnraum darstellen.

Jörg Jung 
Wie schnell ist das umsetzbar, zum Beispiel für die Gemeinden? Es muss ja jetzt erst mal auch in die Gemeinden reingehen. Wie schnell ist das jetzt realisierbar, bis überhaupt mal angefangen werden könnte?

Ciro Krauthausen 
Also da sind schon einige Monate ins Land gezogen und einige Gemeinden haben das auf den Weg gebracht, also auch vor allen Dingen Palma, Calvià, Inca. Also da hat sich etwas getan. Allerdings sind es insgesamt 53 Gemeinden und in einigen anderen nicht. Und das ist ja auch komplex, wie man weiß. Wenn so eine Gemeinde dann im Grunde genommen den ganzen Bauplan oder die ganze Raumplanung irgendwie umgestalten muss, um dann öffentlichen Grund zur Verfügung zu stellen. Das wird alles dauern und man muss gucken, ob das so klappt.

Jörg Jung 
Jetzt gibt es ja noch diejenigen die eventuell bauen könnten - die Bauträger und die Investoren, die ja normalerweise, was Mallorca angeht, ziemlich verwöhnt sind. Da spielte sich alles in den letzten Jahren im Luxusbereich ab. Jetzt wird das auf einmal so eine Normalo-Nummer. Wird es für die lukrativ sein? Ist überhaupt Interesse da am Ende?

Ciro Krauthausen 
Ja, gut, das wird von einigen Faktoren abhängen und ob sich das wirklich rechnet, auch für die Bauträger. Es ist so, also 2022 und 2023 ist die Bautätigkeit erheblich zurückgegangen. Das sind dann die Probleme, die auch allseits bekannt ist, also dass die Materialkosten sehr, sehr gestiegen waren und für größere Probleme gesorgt haben. Im ersten Quartal 2024 zieht es wieder etwas an, das ist eine gute Nachricht. Also da wird einiges gebaut, längst noch nicht in dem Maße wie benötigt. Sprich: Wir sind noch sehr, sehr, sehr, sehr weit entfernt davon. Ich glaube, die Bauwirtschaft rechnet mit 35.000 Wohnungen, die auf der Insel benötigt werden. Eigentlich von jetzt auf gleich, was natürlich nicht geschehen wird, aber immerhin, es zieht so ein bisschen an, das sind Kalkulationen, die dann angestellt werden müssen. Und da muss man schauen, wie sich das entwickelt. Man muss wahrscheinlich auch im Detail schauen, wie sind dann die Bedingungen ganz genau in den jeweiligen Gemeinden und zu welchem Preis? Das wird dann alles sehr kleinteilig dann. Es gibt noch ein Element, was dafür spricht, dass sich tatsächlich auch Bauträger finden. Der Druck darauf, Lösungen zu finden für die Wohnungsnot auf der Insel ist groß und dieser Druck kommt auch aus anderen Branchen. Im Grunde genommen die gesamte Wirtschaft stöhnt und ächzt unter diesem Problem, weil es halt immer schwieriger geworden ist für Mitarbeiter, die ja dann auch gerade auch im Sommer massiv benötigt werden, ihnen Wohnraum garantieren zu können oder sozusagen, dass sie überhaupt irgendwie was finden, wo sie unterkommen können. Es wird immer wieder gerade auch von der Tourismuswirtschaft irgendwie angemerkt, von Hoteliers, die ihre Leute nicht unterbringen können. Und es geht sogar schon so weit, dass jetzt – wir hatten neulich ein Gespräch mit Sebastian Ebel, der CEO von TUI – ja auch keine kleine Nummer – und die haben das auch schon sehr deutlich auf dem Schirm, dieses Problem und haben offenbar auch schon der Balearen-Regierung angeboten, dass sie vielleicht auch in größere Bauvorhaben einsteigen könnten. Natürlich mit dem Hintergedanken, den Mitarbeitern Wohnraum stellen zu können. Aber auch und so hat er es explizit gesagt, anderen Einheimischen, die diesen Wohnraum bezahlbaren Wohnraum benötigen. Das zieht sich auch rein bis in die öffentliche Verwaltung. Es geht auch um die Polizisten, die dann hier ihren Dienst antreten. Die finden ja auch nicht, wo sie wo sie unterkommen können oder medizinisches Personal usw. und so fort.

Jörg Jung 
Der Blick in die Glaskugel, mein lieber Ciro, du bist ja jetzt nun mal auch Experte und Inselkenner. Wird es was, dieses Vorhaben? Oder am Ende wieder vielleicht eine Luftnummer und es war doch nichts mit bezahlbarem Wohnraum auf Mallorca?

Ciro Krauthausen 
Ja, ich hätte die Glaskugel natürlich gerne. Das würde das Zeitungsmachen doch erheblich erleichtern. Habe ich nicht. Ich denke, unter den gegebenen Voraussetzungen ist es auf jeden Fall einen Versuch wert.

Jörg Jung 
Schönes Schlusswort. Ein Versuch ist es wert. Das war der MZ-News-Talk April 2024 mit dem Chefredakteur der Mallorca Zeitung, Ciro Krauthausen. Ich bedanke mich.

Ciro Krauthausen 
Ich habe zu danken.

Autor: Jörg Jung / Mitarbeit: C. Schittelkopp

19. April 2024

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