Selbstständigkeit auf Mallorca - Chancen und Herausforderungen
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Immer mehr Menschen wagen den Schritt in die Selbstständigkeit – auch auf Mallorca. Doch was bedeutet das steuerlich? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen müssen beachtet werden? Und welche unterschiedlichen Modelle der Selbstständigkeit gibt es in Spanien?
Steuerexperte und Leiter der Residenten-Abteilung Thomas Fitzner von der PlattesGroup beantwortet die zentralen Fragen zur Selbstständigkeit in Spanien: Vom Unterschied zwischen privatem Immobilienverkauf und gewerblicher Bauträgerschaft über die Wahl der richtigen Unternehmensform bis hin zu steuerlichen Fallstricken wie der Wegzugssteuer dieses Gespräch bietet wertvolle Einblicke für alle, die in Spanien unternehmerisch tätig sind oder werden möchten.
Jörg Jung
Selbstständig heißt ja, wie man so schön sagt, selbst und ständig. Da hängt aber noch viel mehr dran, vor allem wenn es ums Thema Steuern geht. Und wir reden natürlich darüber mit dem Steuerexperten und dem Leiter der Residentenabteilung der PlattesGroup, einmal mehr mit Thomas Fitzner. Hallo lieber Thomas, ich grüße dich.
Thomas Fitzner
Hallo Jörg!
Jörg Jung
Ja, das ist ja auch ein Thema, was immer mehr Menschen gerne mal machen. Ich werde in Spanien selbstständig. Es ist und bleibt selbst und ständig. Aber ich habe es ja gerade eben schon mal erwähnt, wie versteuert man das Ganze? Da gibt es ja auch sehr, sehr viele Facetten. Und du hast auch mal ein Beispiel mitgebracht.
Thomas Fitzner
Ja, also klarerweise kann man in allen möglichen Branchen selbstständig werden. Ich könnte auch als Steuerberater selbstständig sein oder als Arzt oder als Mechaniker oder als Klempner. Das ist quasi ein Einzelunternehmer, sagt man in Deutschland dazu. Aber ich würde die, sagen wir, die Unterschiede oder die wesentlichen Aspekte der Selbstständigkeit an einem Beispiel eines Bauträgers erläutern. Also nehmen wir an, jemand kommt nach Spanien und sagt, okay, er möchte hier ein Haus bauen und dann verkaufen. Das ist, wenn das von Beginn weg so geplant ist, automatisch eine gewerbliche Tätigkeit, also semi automatisch. Man wäre verpflichtet, dem Finanzamt diese Absicht anzuzeigen und man würde damit schon in ein Steuerregime fallen, das bestimmte Nachteile und bestimmte Vorteile hat. Darum gäbe es grundsätzlich auch die Möglichkeit zu sagen, ja, okay, ich kann ja auch als Privatperson ein Haus verkaufen. Das ist ja nicht verboten. Tatsächlich nein, ist nicht verboten. Ich kann das machen. Allerdings, wenn das Finanzamt mir auf die Schliche kommt, dass ich von Beginn weg geplant habe, diese Immobile zu bauen und zu verkaufen, dann würde ich rückwirkend als Gewerbetreibender oder als Selbstständiger versteuert. Und das könnte mir zum Beispiel passieren, wenn ich unvorsichtigerweise schon während des Baus die Immobile bewerbe. Das ist ja ein Beweis dafür, dass ich diese Immobilie nur baue, um sie später zu verkaufen und nicht für private Zwecke. Bei einer Privatperson wäre das ja so, der baut die Immobile, um selber drin zu wohnen und wohnt dann selber auch drin und irgendwann verkauft er sie dann. Das heißt, wir haben hier denselben Vorgang auf komplett privater Seite, wobei es dann einfach steuerlich so ein paar Unterschiede gibt. Eine Privatperson zum Beispiel kann nicht die Umsatzsteuerumkehr anwenden. Eine Privatperson kann bestimmte Investitionen nicht ansetzen. Zum Beispiel, wenn ich für den Bau dieses Hauses einen Kredit aufnehmen muss, da kann ich die Zinsen nicht ansetzen. Aber alle diese Kosten kann ich dann sehr wohl in meiner Buchhaltung ansetzen und mir steuerlich nutzbar machen, wenn ich vom Beginn weg dem Finanzamt sage, liebe Freunde, ich werde jetzt ein Haus bauen mit der Absicht es später zu verkaufen und bin dann vom Beginn weg zum Beispiel auch schon in einem günstigen Umsatzsteuerregime drin. Und könnte dann zum Beispiel auch Reisekosten oder so ähnliche Dinge ansetzen, sowie, was weiß ich, wenn ich wenn ich zum Beispiel eine Baustelle bewachen lasse und solche Sachen. Das heißt, ich habe bessere Möglichkeiten, die Kosten anzusetzen, als als Privatperson, ich habe nur den Nachteil, dass wenn ich dann die Immobilie verkaufe, ist das kein normaler Vermögenszuwachs, sondern ich komme damit in die allgemeine Steuertabelle rein. Das ist wesentlich höher und man müsste sich im konkreten Fall, wenn man also die Wahl hat, ich baue ein Haus, wohne drin und verkaufe das als Privatperson oder ich baue das und und lege das von Beginn weg schon als eine gewerbliche Tätigkeit an, müsste man sich anhand von Simulationsrechnungen ermitteln, was da günstiger ist. Nur wie gesagt, das korrekte ist, wenn ich diese Absicht von Beginn weg habe, dass ich das bereits beim Finanzamt auch schon so aufsetze.
Und es gibt jetzt unterschiedliche Formen, wie ich das auch machen kann. Also, ich kann das als natürliche Person, wenn wir jetzt rein von der gewerblichen Tätigkeit sprechen, ich kann jetzt entweder als natürliche Person, als Selbstständiger das aufsetzen. Da kann ich zum Beispiel auch Leute anstellen. Das ist möglich. Ich funktioniere quasi wie so eine Firma auf zwei Beinen. Ich habe genauso eine Buchhaltung. Ich habe genauso die Steuererklärungen etc. etc. Ich hätte aber auch die Möglichkeit zu sagen, nee, ich möchte dasselbe Projekt mit einer Kapitalgesellschaft machen. Das ist möglich. Ich kann zum Beispiel sagen, okay, ich gründe eine Sociedad Limitada, das heißt das Gegenstück zur GmbH und diese GmbH macht jetzt den Bau und den Verkauf. Das ist natürlich unterschiedlich. Die S.L. wird es nicht so leicht haben, Finanzierung zu bekommen. Aber ich habe den großen Vorteil der Haftungsbeschränkung. Das ist genau der Grund dafür, warum ich da schwerer eine Finanzierung kriege. Und ich habe eine Besteuerung der Erträge, wenn das Haus verkauft wird, in der normalen Körperschaftsteuer. Das sind halt hier in Spanien 25 Prozent. Also auf den ersten Blick günstiger. Problem ist nur, das Geld ist dann in der S.L. drin und ich muss es dann noch rausholen und habe dann gegebenenfalls eine Ausschüttungsbelastung.
Eine weitere Möglichkeit ist eine sogenannte S.L.P. Das mache ich jetzt nicht bei einem Hausbau, sondern das machen zum Beispiel Ärzte, deren Leistung im Wesentlichen die Leistung der Gesellschaft darstellt und damit mir das Finanzamt diese S.L, also diese Firmenstruktur nicht rückwirkend auseinandernimmt, mache ich eine sogenannte Sociedad Limitada Professional. Aus unterschiedlichen Gründen kann das vorteilhaft sein, muss dann aber einen bestimmten Mindestprozentsatz des Gewinns direkt als Gehälter auszahlen, damit ich nicht in den Verdacht komme, über diese S.L-Struktur einen unbrutmäßigen Steuervorteil erringen zu wollen, der darin besteht, dass direkte persönliche Einkommen der Kapitalertragssteuer unterliegen und nicht im normalen Einkommensteuersatz. Und am Ende gibt es noch die Möglichkeit, dass ich über eine einkommenssteuerlich transparente Gesellschaft arbeite, wie zum Beispiel eine Eigentümergemeinschaft. Stellen wir uns vor, ich habe eine Eigentümergemeinschaft, die von drei, vier Leuten sich zusammenschließen und dann eine, zum Beispiel, was weiß ich, eine Autowerkstatt betreiben zusammen. Das ist eine dann eine Art Gesellschaft, die steuerlich komplett durchlässig ist. Da gibt es eine Buchhaltung, aber die Ergebnisse werden dann aufgeteilt auf die Teilhaber oder auch zum Beispiel bei einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Also, diese Möglichkeiten mit steuerlich transparenten Gesellschaften gibt es in Spanien genauso wie in Deutschland mit einer Ausnahme. Ich habe hier in Spanien keine Kommanditgesellschaft wie in Deutschland. Ich habe zwar eine, also Sociedad Comanditaria gibt es, wird aber behandelt wie eine Kapitalgesellschaft, ist nicht einkommenssteurlich durchlässig. In Deutschland ist es die KG in den meisten Fällen bekanntlich. Und dazu gleich auch den Zusatz, dass wenn ich als Inhaber einer gewerblich tätigen deutschen Kommanditgesellschaft nach Spanien komme, dann habe ich aus spanischer Sicht mit dieser KG eine Betriebsstätte, muss mich also hier in Spanien als Selbstständiger anmelden und müsste oder muss den Buchstaben des Gesetzes zufolge die deutsche Buchhaltung nach spanischen Regeln hier spiegeln, was natürlich einen ziemlich hohen administrativen Aufwand bedingt. Man müsste sich im Einzelfall darüber unterhalten, wie man eine solche Situation in einer Weise bewältigt, dass dieser zusätzliche administrative Aufwand akzeptabel bleibt und es nicht überbordert. Ich erwähne das auch deshalb, weil eine beliebte Methode die Wegzugsteuer zu sparen oder zu vermeiden, wenn zum Beispiel ein deutscher Unternehmer kommt nach Spanien. Er hat Kapitalgesellschaften in Deutschland. Diese Kapitalgesellschaften lösen eine potenziell hohe Wegzugsteuer aus, die ja seit einigen Jahren auch nicht mehr gestundet wird. Auch dann nicht, wenn man in ein EU-Land verzieht. Und da ist eine beliebte Methode, man wandelt diese GmbH in eine KG und das geschieht vielfach, ohne mit dem spanischen Steuerberater darüber zu sprechen, was jetzt aus spanischer Sicht durch diesen Schritt passiert. Ist also eine Empfehlung, sich das genauer anzuschauen, bevor man das macht.
Jörg Jung
Ich wollte gerade eben sagen, weil Wegzugsteuer, egal in welchem Podcast wir das bislang hatten, Thema Wegzugsteuer ploppt ja immer auf, die 183-Tage-Regel, sprich die Ansässigkeit. Also, wie verhält sich denn Ansässigkeit in Spanien mit Selbstständigkeit in Spanien?
Thomas Fitzner
Bestimmte Modalitäten der Selbstständigkeit sind nur als Ansässiger möglich. Ich kann allerdings als Gebietsfremder oder als Nicht-Resident tatsächlich hier in Spanien als Selbstständiger tätig werden. Nur würde das dann vom Spanischen Finanzamt nicht als Autonomo unter Anführungszeichen behandelt, sondern diese Person würde dann wie eine Betriebsstätte behandelt. Das heißt aber nicht, dass wenn ich als Nicht-Resident nach Spanien komme und hier eine selbstständige Tätigkeit ausübe, dass ich damit automatisch zur Betriebsstätte werde. Stellen wir uns den Fall eines Schreiners vor, der hier von einer Privatperson nach Spanien gebeten wird, um hier am Haus mitzuarbeiten. Solange diese Arbeitstätigkeit unter dem zeitlichen Rahmen von einem Jahr bleibt, wird das vom spanischen Finanzamt noch nicht als als Betriebsstätte erachtet. Das heißt, ertragssteuerlich bleibt dieser selbstständige Schreiner in Deutschland. Er müsste sich nur hier das entsprechende Abführen der Umsatzsteuer kümmern und sich entsprechend beim spanischen Finanzamt anmelden.
Jörg Jung
Jetzt entscheide ich mich, ich werde selbstständig, egal in welcher Form. Wie läuft das denn formal ab? Wie melde ich mich an? Wie erkläre ich mich fiskal jährlich? Was gibt es da zu sagen?
Thomas Fitzner
Als Resident reiche ich dann oder lasse einreichen Quartalserklärungen. Also da wird vierteljährlich eine Einkommensteuer-Vorerklärung oder Zwischenerklärung eingereicht, die einzig und allein die Tätigkeit betrachtet, also ohne Rücksicht zu nehmen auf alles andere, was die Person so macht, also da wird nur die selbstständigen Tätigkeiten oder die Tätigkeit betrachtet und darauf eine pauschale Steuer auf das Ergebnis erhoben. Das sind dann üblicherweise diese vier unterjährige Erklärungen. Und wenn dieser Mensch dann bis Mitte des Folgejahres seine Gesamtjahreserklärung für die Einkommensteuer erstellt, fließen diese Daten in diese Erklärung ein. Aber diese Jahreserklärung berücksichtigt dann sehr wohl einerseits die persönlichen Umstände, die zum Beispiel Freibeträge ergeben, persönlicher Freibetrag, Freibetrag für Kinder, sonstige steuerlichen Absetzbeträge und Umstände. Und da wird berücksichtigt, was hat dieser Mensch als Selbstständiger deklariert bei den unterjährigen Erklärungen? Was hat er schon da an Steuern abgeführt? Diese Steuern werden natürlich dann bei der Jahreserklärung berücksichtigt als bereits bezahlt. Das kann deswegen dazu führen, dass man bei der Jahreserklärung eventuell sogar was zurückbekommt oder im ungünstigsten Fall etwas nachzahlen muss.
Jörg Jung
Das waren sehr, sehr interessante, wichtige Erläuterungen zum Thema Selbstständigkeit in Spanien und wie man das Ganze versteuert. Also auch da merkt man, man muss hinten und vorne irgendwie aufpassen, dass da nichts schief läuft. Ich bedanke mich aber wieder mal fürs Erste bei dir, lieber Thomas Fitzner. Und wir haben ja bald nochmal ein ganz interessantes Thema in einer der nächsten Podcastfolgen, nämlich das Gegenteil von selbstständig ist Ehe. Die steuerlichen Auswirkungen des Güterstands der Ehe. Klingt auch sehr, sehr spannend, muss ich sagen. Wir haben wieder ein Date, oder?
Thomas Fitzner
Ja, haben wir, um im Themenbereich Ehe zu bleiben.
Jörg Jung
Vielen Dank Thomas Witzner, bis zum nächsten Mal.
Thomas Fitzner
Danke auch, tschüss.
Autor: Jörg Jung / Mitarbeit: Timothea Imionidou