Trumps Wahlsieg: Ein Schlag für Deutschland inmitten von Krise und Umbruch
Es sind turbulente Tage momentan. Donald Trump wird der 47. Präsident der USA und als würde alleine diese Tatsache nicht schon genug Herausforderungen für die Europäische Wirtschaft mit sich bringen, zerbricht zeitgleich die Ampel-Koalition in Berlin. "TrAmpel-Tage" bezeichnet Willi-pedia Podcast-Creator Jörg Jung die aktuellen Ereignisse. Doch wie wirkt sich der zu erwartende Protektionismus Trumps auf den deutschen und europäischen Mittelstand aus – drohen doch nun Strafzölle und Handelskriege? Willi Plattes, CEO der PlattesGroup, versuchen mögliche Auswirkungen zu analysieren.
Deutschlands geopolitische Situation und das Verhältnis zu den USA werden sicherlich auch zentrale Themen beim Wirtschaftsforum NEU DENKEN 2025 vom 12. bis 14. Juni im Castillo Hotel Son Vida auf Mallorca sein. Alle Infos zum Event und den Link zur Anmeldung finden Sie hier
Jörg Jung:
Es sind tatsächlich turbulente Zeiten und turbulente Tage, durch die wir gerade gehen in diesen Momenten. Wir haben ab Januar einen neuen US-Präsidenten, den eigentlich keiner, aber doch irgendwie jeder am Ende auf der Karte hatte, Donald Trump. Und wir haben zusätzlich am selben Tag noch die News aus Berlin gekriegt, dass die Ampel zerbrochen ist. Man könnte sagen, es sind die "TrAmpel"-Tage momentan und wir reden darüber. Mit dem CEO der PlattesGroup, Willi Plattes. Ich grüße dich, Hallöchen.
Willi Plattes:
Na hallo, lieber Jörg.
Jörg Jung:
Ja, wir haben gerade eben auch gesagt, warum ist Willi Plattes der PlattesGroup eigentlich jetzt auch ein prädestinierter Interviewpartner, wenn es um das Thema USA geht? Neuer Präsident ist Donald Trump. Willi, du hast ja gerade auch, was die Auswirkungen angeht eventuell auf den deutschen Mittelstand da einen sehr, sehr großen Bezug, weil du bist ja auch unter anderem Mitglied im Bundeswirtschaftssenat. Also deswegen wollen wir gerade aufklären, warum du jetzt der Interviewpartner zum Thema USA und Donald Trump bist.
Willi Plattes:
Ja, lieber Jörg, wir sind ja nun als Wirtschafts-, Rechtsanwalts- und Steuerberaterkanzlei sehr stark im internationalen Steuer- und Zivilrecht unterwegs, also auch mit Strukturen, die länderübergreifend sind. Das ist ein Hauptaugenmerk unserer Dienstleistungen. Und dazu gehört es einfach, dass wir Beurteilungen über geopolitische und globale Entwicklungen unbedingt mit aufnehmen in die Beratung. Und um beraten zu können, brauchen wir entsprechende Informationen. Und du kennst das ja auch, mit unserem Wirtschaftsforum NEU DENKEN haben wir natürlich ein Netzwerk, dass wir Informationen bekommen, die so fundiert sind oder Tendenzen erkennen lassen, die wichtig sind für die Entscheidungen des Mittelstands. Denn wir dürfen ja nicht vergessen, 50 Prozent des Bruttosozialproduktes in Deutschland werden durch Auslandsinvestitionen und Auslandsgeschäfte generiert. Und der Mittelstand, für den ist das elementar. Die Hidden Champions, das sind Weltmarktführer, die müssen wissen, was geopolitisch und global los ist, welche Tendenzen wir haben. Und dass jetzt Donald Trump in Amerika grandios gewonnen hat, das ist ja ein Sieg, ich sag mal, der ist schon nennenswert. Das hat Auswirkungen. Das hat betriebswirtschaftliche, volkswirtschaftliche Auswirkungen auch auf die Strategien des Mittelstands. Wie können wir also auf Seiten des Mittelstands mit diesen Herausforderungen umgehen? Das ist das große Thema.
Jörg Jung:
Also ich weiß es ja noch aus unserer NEU DENKEN Veranstaltung in diesem Jahr. Da hieß es ja auch immer "NEU HANDELN" und genau da wurde das Thema ja auch behandelt. Was ist, wenn Trump Präsident wird? Und jetzt wird Trump Präsident. Du sagst gerade, es gibt große Herausforderungen. Man muss ja auch damit rechnen, dass der Export von Deutschland in die USA sehr, sehr erschwert wird. Thema ist dann entsprechend Protektionismus und Strafzölle. Jetzt haben wir in Berlin natürlich auch jetzt nicht die größte Stabilität. Das heißt also, wie kann sich denn konkret der Mittelstand darauf jetzt einstellen, was ab Januar passiert, was müsste denn passieren zum Thema Export in die USA, Strafzölle, internationale Handelsmobilität, also was käme da denn auf uns zu und was müsste man deiner Meinung nach tun?
Willi Plattes:
Also ein wichtiger Punkt ist weiterhin Einfluss auf die Politik zu nehmen. Damit nicht nur in Deutschland, sondern auch in der EU, wir dürfen ja nicht vergessen, von zehn Gesetzen, die in Deutschland umgesetzt werden, kommen acht aus der EU heraus, dass dieser Bürokratie- und Gesetzeswahnsinn, der da entstanden ist, dass der nicht überhand nimmt. Denn wir müssen ja einfach feststellen, wenn ich jetzt wieder auf Deutschland zurückblicke, wir haben kein Wachstum mehr. Es investiert keiner mehr in Deutschland. Das ist nicht nur, dass der Mittelstand kaum investiert, es ist auch so, dass die ausländischen Investoren kaum noch in Europa investieren. Also der Glaube an die Wirtschaftskraft Europas und auch Deutschlands, der hat sich ein wenig verflüchtigt. Ich habe vor einiger Zeit mit einem namhaften Banker gesprochen von Goldman Sachs und der sagte, man kann das so zusammenfassen, die EU reguliert, bürokratisiert und regelt durch Verbote und bei uns in den USA ist es so, wir haben Investitions- und Produktionsanreize.
Und wenn ich jetzt einfach mal sehe, was Trump umsetzen will, und wir dürfen ja nicht vergessen, er hat ja nicht nur mit den Wahlmännern gewonnen, sondern er hat auch in der Anzahl der Wähler einen überragenden Vorsprung und er hat im Kongress und Senat die Mehrheit. Also er kann durchregieren. Wenigstens die nächsten zwei Jahre, bis dann wieder Senatswahlen anstehen. Er hat eindeutig gesagt, er will in Amerika den Körperschaftssteuersatz für Unternehmen von 21 Prozent auf 15 Prozent senken. So und dann fangen so Dinge an, die Besteuerung von Trinkgeldern und Überstunden, die will er abschaffen. Also Überstunden, keine Besteuerung. Ich glaube, dass das eine bestimmte Auswirkung hat, auch auf das Interesse, vielleicht ein bisschen mehr noch zu arbeiten, wenn das dann steuerfrei ist. Also das sind so Dinge. Dann hast du aber auch eben erwähnt, das mit den Zöllen, das wird immense Auswirkungen haben mit den Zöllen. Ich komme nochmal auf Goldman Sachs zurück, die haben die Wachstumsprognose für die Eurozone direkt nach der Wahl nach unten gesetzt. Also dass die Konjunkturaussichten für die Eurozone sehr pessimistisch eingestellt werden. Einfach weil dann Zölle kommen. Und das ist auch wieder typisch Donald Trump und ich glaube das passt auch unheimlich zu ihm, er hat ein Interview mal gegeben, wenn er Präsident würde, was würde er zuerst abschaffen? Da hat er gesagt, dann würde ich zuerst mal die Luxus-Karossen aus Deutschland, die auf der Fifth Avenue rumfahren, die würde ich abschaffen.
Und jetzt, Jörg, pass auf, das ist ein Interview, deswegen das passt zu Donald Trump, das hat der 1980 im Playboy gemacht. Also das passt wieder zu ihm. Jetzt müssen wir natürlich Folgendes sehen, Jörg. Wenn das kommt, das wird für die Automobilindustrie in Deutschland immense Auswirkungen haben. Trump wird auf alle Fälle dafür sorgen, dass die Firmen dann in Amerika natürlich mit diesen günstigen Steuersätzen produzieren. Aber das wird auch teurer. Also jedes Auto, was dann verkauft wird von Deutschland nach Amerika, bekommt dann, die Zahlen schwanken, zwischen 10 und 20 Prozent Steuern aufgebrummt. Das wird Auswirkungen für die Automobilindustrie geben. Und der Automobilindustrie geht es ja schon, ich sag mal, ausgesprochen schlecht. Und das ist jetzt die Frage, wie reagiert da die Politik? Ich möchte an dieser Stelle nochmal eine Zahl einfach in den Raum werfen, was die deutsche Automobilindustrie betrifft. Also der größte Automobilhersteller der Welt ist Toyota. Toyota hat weltweit 380.000 Mitarbeiter. Volkswagen produziert ungefähr 1,2 Millionen Autos weniger und ist im Augenblick noch der zweite auf der Welt, also der zweitgrößte Automobilhersteller. Und Volkswagen hat 684.000 Mitarbeiter. Ich glaube, dass man betriebswirtschaftlich sich diese Zahlen auch noch mal vergegenwärtigen soll. Und ich glaube, wir dürfen da nicht hingehen und durch Subventionen die Rentabilität unter Umständen zu verhindern. Also das sind alles so Dinge, die da mitspielen. Und ja, wir müssen abwarten. Also jammern hilft da nicht.
Jörg Jung:
Jetzt haben wir ja auch immer in diesem Jahr von der wirtschaftlichen tektonischen Plattenverschiebung gesprochen. Wir haben ja jetzt zwei Effekte. Wir haben einen Donald Trump mit seinem wohl zukünftigen Protektionismus. Wir haben aber auch einen Wladimir Putin, der die BRICS-Staaten jetzt eingeladen hat und um sich versammelt hat. Also wir kommen immer mehr in diese Wirtschaftsblöcke. Wo steht Europa?
Willi Plattes:
Also ich sag mal so, es wird wie folgt geschehen, das ist auch angedeutet, dass die Interessen von Amerika im indo-pazifischen Raum sind. Denn die zukünftigen Wirtschaftsmächte sind in diesem Raum und dort bündeln sich ja auch die BRICS-Staaten. Das heißt im Endeffekt, dass in diesem Raum im Augenblick mehr als 50 Prozent des Weltbruttosozialproduktes generiert wird, Tendenz weiter steigend. Und das Augenmerk von Amerika liegt ganz eindeutig in diesem Raum. Und die Europäer spielen dann nicht mehr so eine große Rolle, denn wir dürfen ja eins nicht vergessen. Europa hat gegenüber, zum Beispiel, du hast Putin angesprochen, hat dreimal so viele Einwohner wie Russland und hat neunmal so eine, nein, eine neunmal größere Wirtschaftskraft. Und darüber müssen wir uns einfach mal Gedanken machen. Wie willst du einem Wähler in Texas glaubhaft mitteilen können und Verständnis, dass Amerika zum Beispiel über 100 Milliarden mittlerweile Europa zur Verfügung stellt, beziehungsweise der Ukraine, um Europa zu schützen? So und das wird 100 Prozent immense Auswirkungen auf Europa haben, dass da nicht nur wirtschaftlich einiges geändert werden muss, sondern auch, dass Europa sich eine eigene Verteidigungsstrategie überlegt. Und das geht nur mit furchtbar viel Geld. Das werden die Auswirkungen sein. Das hat wiederum zur Konsequenz, dass das auf die Haushalte in Europa und auch insbesondere in Deutschland immense Auswirkungen hat. Also ich bin mal gespannt, wie sich das jetzt alles entwickelt.
Jörg Jung:
Ja und hoffentlich auch für Spanien. Wir kommen ja aus Mallorca und damit aus Spanien, dass Spanien da auch glimpflicht davonkommt mit der dann doch, sagen wir mal, halbwegs stabilen Wirtschaftslage.
Willi Plattes:
Ja, in Spanien sind wir ja etwas anders aufgestellt, lieber Jörg. Denn erstens haben wir nicht die Abhängigkeit vom Gas, weil wir unsere Energie aus Südamerika kriegen, hauptsächlich aus Südamerika kriegen. Dann haben wir natürlich durch die etwas höhere Sonneneinstrahlung, die jedem bekannt sein dürfte, in Spanien einen höheren Ausstoß bei den Solaranlagen. Und deswegen, die spanische Wirtschaft prosperiert ja im Augenblick. Und ich sehe derzeit keine großen Auswirkungen für die spanische Volkswirtschaft. Deswegen sage ich, die Stabilität in Spanien, die wirtschaftliche Stabilität, die ist derzeit sehr gut. Da droht es nicht so extrem wie in Deutschland, weil Spanien ist ja auch nicht so exportabhängig. Wir haben hier in Spanien eher das Problem mit den Touristen. Das ist ja auch ein wesentlicher Bestandteil des Bruttosozialproduktes in Spanien.
Jörg Jung:
Ich glaube, es wird auch ein entscheidendes Thema, genau dieses, bei NEU DENKEN 2025. Genau dieses Event, das schieben wir ja nochmal in die Show-Notes, da können Sie sich das alles angucken und auch anmelden. Ich glaube, es wird ein sehr, sehr spannendes NEU DENKEN 2025. Angesichts dessen, was da jetzt gerade auf uns zuholt, das können wir sagen und sind auch sehr gespannt wie Wirtschafts- und Politgrößen dann reden und darauf reagieren werden. Also das ist tatsächlich nochmal ein Stück spannender als in diesem Jahr.
Willi Plattes:
Ja, wir haben ja nun auch, da bin ich unheimlich gespannt drauf, also Trump hat ja großartig angekündigt, dass, wenn er Präsident ist, innerhalb von 24 Stunden den Krieg beenden würde. Wie geht er mit dem Konflikt in Nahost weiter um, wenn jetzt Iran nochmal angreifen sollte über den Irak oder was auch immer da geschehen sollte? Das ist ein wichtiges Thema. Und wenn Trump dieses Geld, die Förderung der Ukraine komplett einstellt, das wäre fatal für uns. Aber damit müssen wir irgendwo rechnen. Und das ist jetzt Aufgabe der zukünftigen Politik, nicht nur der deutschen, sondern auch der europäischen. Also wir haben unheimlich spannende Zeiten. Und jetzt komme ich noch mal auf den Mittelstand zurück. Die Investitionslust oder die Investitionsfähigkeit ist ja da. Aber Investitionen müssen auch eine Zukunftsperspektive haben. Und die Zukunftsperspektive, die sieht in Europa im Augenblick aufgrund dieser tektonischen Plattenverschiebung, dann den zu erwartenden Zöllen und dann natürlich auch schon, wir haben ja über die Zölle in der Automobilindustrie, der Krieg nach China, der ist ja eröffnet, über die Zölle. Das wird wieder immense Auswirkungen auf eine Kernkompetenz der deutschen Wirtschaft haben. Jetzt kommt Amerika noch dazu.
So, jetzt fragt der Mittelstand sich, wo investieren wir? Und wenn Unsicherheiten da sind, zuerst mal nicht investiert, dann wird die Kohle trocken gehalten. Irgendwo wird das Geld gebunkert. Und da stellen wir auch fest, dass dieses Geld, ich komme wieder auf Goldman Sachs zurück, das wird nicht in Europa gebunkert, sondern das wird außerhalb Europas gebunkert, weil man auch aufgrund der Schuldensituation in Europa, also ich sag mal, Frankreich hat mittlerweile um 100 Prozent die Schuldenregelungen, die bei der Gründung der EU vereinbart wurden, schon überzogen. Das muss man sich mal wegtun. Also da ist Unsicherheit in Europa auf allen Ebenen. Und deswegen wird der Mittelstand und das ist auch die Empfehlung, erst mal die gesamte Situation aufmerksam weiter betrachten, um dann entsprechende Investitionsentscheidungen zu treffen. Das was ganz sicher sein wird, Investitionsentscheidungen Richtung Amerika, die werden getroffen werden mit diesen steuerlichen Anreizen, denn es gibt ja auch Subventionen ohne Ende in Amerika. Also ich will auf keinen Fall den Mittelstand aus Deutschland wegloben, die Mittelständler wollen in Deutschland bleiben. Aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Und da hakt es im Augenblick etwas. Und ich hoffe ganz einfach, dass die neue Politik in Deutschland so viel Einfluss auch in Europa hat und dass es wieder einen Schulterschluss zwischen den zwei größten Volkswirtschaften Frankreich und Deutschland gibt. Denn eins dürfen wir nicht vergessen. So schlecht wie die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland derzeit sind, das haben wir noch nie erlebt. In Italien regt sich viel. Also da sind Herausforderungen im Augenblick. Die Welt spielt im Augenblick verrückt und ich habe das Gefühl, dass Europa im Augenblick das Zentrum dieser Verrücktheit ist. Also ich bin mal gespannt, wie das wird und jetzt auf NEU DENKEN zurückzukommen, wir sind, Sabine Christiansen und ich, wir sind dabei, bei NEU DENKEN auch wieder immens viele Impulse zu geben, damit auch die Zukunftsfähigkeit des deutschen Mittelstandes erhalten bleibt, dass wir da Anregungen geben können. Wir fühlen uns als Kanzlei verpflichtet, auch in diese Richtungen zu informieren.
Jörg Jung:
Und deswegen vielen Dank lieber Willi Plattes zu den Einschätzungen, ich sag's so gerne der aktuellen TrAmpel-Days. Wir werden da oft noch drauf zu sprechen kommen, aber diese kompetente Einschätzung, das war schon mal eine Bank, lieber Willi Plattes, CEO der PlattesGroup.
Willi Plattes:
Vielen Dank, Jörg.
Autor: Jörg Jung /Mitarbeit: C. Schittelkopp