Zwischen Diplomatie, Nachhaltigkeit und Tourismus: Mirtha Erhart-Zimmerli im Gespräch

In dieser Folge melden wir uns direkt vom Wirtschaftsforum NEU DENKEN 2025 auf Mallorca – mit einer besonderen Gesprächspartnerin: Mirtha Erhart-Zimmerli, Schweizer Honorarkonsulin auf Mallorca und Unternehmerin in der Hotelbranche.
Timothea Imionidou, die Podcast-Producerin der PlattesGroup, spricht mit ihr über ihre vielfältige Rolle zwischen diplomatischer Verantwortung, familiärem Unternehmertum und dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit im Tourismus.
Erhart-Zimmerli gibt Einblicke in die Anliegen der Schweizer Community auf Mallorca – von konsularischen Notfällen bis hin zum Wunsch nach Vernetzung – und beschreibt, wie sich Schweizer Residenten auf der Insel oft dezent und zurückhaltend integrieren.
Ein zentrales Thema ist die Zukunft des mallorquinischen Tourismus: Zwischen Rekordflügen, steigender Nachfrage und der Notwendigkeit nachhaltiger Konzepte beschreibt sie den Weg der Universal-Hotelgruppe zu mehr Qualität und Umweltsensibilität.
Darüber hinaus geht es um das Potenzial der dualen Bildung auf der Insel und um Chancen, die sich aus dem Austausch zwischen der Schweiz und Mallorca ergeben – insbesondere im Dienstleistungssektor.
Zum Abschluss reflektiert Erhart-Zimmerli über die Bedeutung von Plattformen wie dem Wirtschaftsforum NEU DENKEN als Impulsgeber für zukunftsorientiertes Handeln auf Mallorca.
🎧 Jetzt reinhören und erfahren, wie Diplomatie, Unternehmertum und Nachhaltigkeit auf der Insel miteinander verknüpft sind.
Timothea Imionidou
Hallo und herzlich willkommen zu unserem Podcast – heute nicht wie gewohnt aus unserem heimischen Studio, sondern live vom Wirtschaftsforum NEU DENKEN 2025 hier auf Mallorca.
Mein Name ist Timothea Imionidou, ich bin Podcast Producerin der PlattesGroup und freue mich sehr, auch heute wieder hochkarätige Gäste zu spannenden Gesprächen begrüßen zu dürfen.
In dieser Folge sprechen wir mit einer Frau, die sowohl diplomatisch als auch unternehmerisch tief mit Mallorca verbunden ist: Mirtha Erhart-Zimmerli.
Herzlich willkommen! Sie sind die Schweizer Honorarkonsulin auf der Insel und zudem in der Universal Hotelgruppe tätig. Lassen Sie uns direkt einsteigen.
Timothea Imionidou
Was bewegt die Schweizer Community auf der Insel? Wie steht es um die Zukunft des Tourismus zwischen Qualität und Masse? Und wie kann Tourismus vielleicht zur Brücke zwischen Kulturen werden? Los geht's.
Herzlich willkommen, Frau Erhart-Zimmerli – schön, dass Sie heute hier sind und natürlich auch beim Wirtschaftsforum. Ich starte direkt mit der ersten Frage.
Timothea Imionidou
Welche Aufgaben übernehmen Sie im Rahmen Ihres Konsulats auf Mallorca?
Mirtha Erhart-Zimmerli
Herzlichen Dank, dass ich heute hier sein darf. Ich bin seit 2021 Schweizer Honorarkonsulin auf der Insel. In dieser Funktion bin ich ein verlängerter Arm des Generalkonsulats in Barcelona.
Die Schweiz ist in Madrid mit einer Botschaft und in Barcelona mit einem Generalkonsulat vertreten. Ich bin Letzterem zugeordnet und fungiere hauptsächlich als Notfallkontakt – gerade für die zahlreichen Touristen, denen im Urlaub auch mal etwas passiert. Ich habe eine Telefonnummer, über die ich erreichbar bin, und bin in solchen Fällen oft die erste Anlaufstelle. Das sorgt regelmäßig für Überraschung, wenn ich persönlich ans Telefon gehe.
Auch wenn viele konsularische Angelegenheiten über Barcelona laufen – wie etwa Passanträge oder administrative Vorgänge – stehe ich unterstützend zur Seite.
Mirtha Erhart-Zimmerli
Wir haben auch einen Schweizer Club auf der Insel, mit einer neuen, jungen Präsidentin, die kürzlich nach Mallorca gezogen ist. Wir hoffen, dass der Club wieder mehr Zulauf bekommt, denn er ist ein schöner Ort für Austausch innerhalb der Community.
Timothea Imionidou
Wie groß ist die Schweizer Community hier auf Mallorca?
Mirtha Erhart-Zimmerli
Ungefähr 2.500 Schweizer sind als Residenten registriert. Dazu kommt eine große Zahl an Zweitwohnsitzinhabern – die sind allerdings nicht offiziell erfasst. Im Schweizer Club ist jeder willkommen, ob Resident oder nicht – es geht vor allem um den Austausch.
Timothea Imionidou
Was sind typische Anliegen, mit denen sich Landsleute an Sie wenden?
Mirtha Erhart-Zimmerli
Im Tourismusbereich ist es häufig der Diebstahl von Ausweisdokumenten. Dann geht es um die Frage: Was tun? Wie komme ich zurück in die Schweiz? In solchen Fällen reicht oft ein Polizeiprotokoll, um die Heimreise anzutreten.
Es gibt aber auch ernstere Situationen – etwa Krankheiten oder Todesfälle – bei denen ich ebenfalls unterstütze. Bei Residenten sind es vor allem Themen wie Passerneuerung, Heirat oder Fragen rund um den bürokratischen Alltag hier auf der Insel.
Timothea Imionidou
Gibt es Besonderheiten, die die Schweizer Community hier auszeichnen – im Vergleich zu anderen Nationalitäten?
Mirtha Erhart-Zimmerli
Ich denke, viele Schweizer bleiben gerne unter dem Radar. Sie passen sich an, lernen schnell die Sprache und knüpfen Kontakte auch außerhalb der Schweizer Community.
Das macht es manchmal schwierig zu wissen, wer eigentlich alles hier lebt. Gerade wenn es um Netzwerke oder wirtschaftliche Kontakte geht, ist das eine Herausforderung – die Schweizer sind eben sehr diskret.
Timothea Imionidou
Sie sind ja nicht nur Konsulin, sondern auch Unternehmerin. Was ist Ihre Rolle bei der Universal Hotelgruppe?
Mirtha Erhart-Zimmerli
Ich bin Mitglied des Verwaltungsrats – es handelt sich um ein Familienunternehmen, geführt von der Familie meines Mannes. Wir leben seit 2011 auf der Insel.
Ich habe zunächst die Incoming-Agentur geleitet, mittlerweile bin ich zusätzlich Mutter und für den familiären Bereich zuständig. Mein Mann ist CEO, ich kümmere mich u. a. um die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens.
Timothea Imionidou
Wie erleben Sie die aktuelle Tourismusentwicklung auf Mallorca?
Mirtha Erhart-Zimmerli
Die Insel ist nach wie vor unglaublich beliebt. Allein aus Zürich haben wir im Hochsommer bis zu 6–7 Flüge täglich – und die sind voll.
Ich bin ein großer Fan von Toni Riera und dem Nachhaltigkeitspakt. Das ist aus meiner Sicht der einzige Weg, wie wir das Paradies, das wir hier haben, langfristig bewahren können.
Die Nachfrage ist hoch, alle wollen profitieren – aber wir müssen abwägen: Bis zu welchem Punkt? Wann kippt es? Wir setzen bei unseren Umbauten verstärkt auf Qualität und integrieren Nachhaltigkeit konsequent. Auch die Verlängerung der Saison ist ein Ziel – wir möchten mit gutem Beispiel vorangehen.
Timothea Imionidou
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit konkret für Ihr Unternehmen?
Mirtha Erhart-Zimmerli
Sehr wichtig. Wenn wir nicht auf die Insel achten, verlieren wir ihre Attraktivität – und dann kommen auch keine Gäste mehr.
Timothea Imionidou
Wie nehmen Schweizer Gäste Mallorca wahr?
Mirtha Erhart-Zimmerli
Wir haben Gäste, die seit Jahrzehnten kommen – manche bereits zum 50. Mal. Sie schätzen die Kombination aus Erholung, Aktivität und Verlässlichkeit.
Der Schweizer ist gerne aktiv – sei es beim Radfahren, Wandern oder anderen sportlichen Aktivitäten. Wir arbeiten u. a. mit der Hürzeler Gruppe zusammen und bieten eigene Wanderprogramme an.
Timothea Imionidou
Wo sehen Sie Chancen für die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Mallorca – etwa kulturell oder wirtschaftlich?
Mirtha Erhart-Zimmerli
Wirtschaftlich ist Mallorca nicht unbedingt ein Fokus für große Schweizer Unternehmen – da bestehen stärkere Verbindungen mit anderen Teilen Spaniens, etwa im Pharmabereich oder bei der Zugproduktion in Valencia. Auf Mallorca gibt es viele kleinere Unternehmen mit Schweizer Beteiligung, vor allem im Tourismus. Ein Bereich, in dem die Schweiz Mallorca wirklich unterstützen kann, ist die Bildung – insbesondere das duale Ausbildungssystem. Wenn wir mehr Qualitätstourismus wollen, brauchen wir auch entsprechend qualifiziertes Personal. Da sehe ich großes Potenzial zur Zusammenarbeit.
Timothea Imionidou
Wo könnte man konkret ansetzen?
Mirtha Erhart-Zimmerli
Mit kleinen Projekten, die dann wachsen können. Es gibt bereits tolle Initiativen – etwa von kirchlicher Seite oder durch die Universität. Wichtig ist, diese zu fördern, sichtbar zu machen und weiterzuentwickeln.
Timothea Imionidou
Sie sind heute beim Wirtschaftsforum NEU DENKEN. Wie erleben Sie dieses Event?
Mirtha Erhart-Zimmerli
Ich freue mich sehr, hier zu sein. Mein deutscher Amtskollege hat mir in den vergangenen Jahren schon viel davon erzählt. Der Austausch hier ist extrem wertvoll – wir müssen neu denken, offen diskutieren. Ich halte Toni Riera von der Fundació Impulsa für einen potenziell spannenden Referenten. Seine Ansätze zeigen, wohin der Weg gehen muss – aber das braucht Zeit und engagierte Unternehmer.
Timothea Imionidou
Vielen herzlichen Dank, Frau Erhart-Zimmerli – es war ein sehr spannendes Gespräch. Wir wünschen Ihnen noch viel Freude beim Event.
Mirtha Erhart-Zimmerli
Vielen Dank – es hat mich sehr gefreut.
Timothea Imionidou
Vielen lieben Dank Frau Erhart-Zimmerli für das nette Gespräch.
Autorin: Timothea Imionidou / Mitarbeit: Nils Gießler