Breites Interesse, offene Debatte und ergiebiges Networking bei der "Einladung zum Probesterben"
05. Mai 2025Der provokante Titel verfehlte nicht seine Wirkung: 130 Teilnehmer waren am 2. Mai zum Event “Einladung zum Probesterben” in den Club der Mallorca Zeitung gekommen, um sich umfassend über alle Aspekte der Nachfolgeplanung zu informieren. Das Kalkül ging auf, auf diese Weise das Thema Nachfolgeplanung bei vielen Menschen auf die Agenda zu bringen, wie Willi Plattes, CEO der PlattesGroup, betonte – gerade auch, weil die Menschen immer mobiler seien und damit immer neue Fallstricke drohten.
Statt Paragrafen und PowerPoint-Folien hatten Dr. Ulrich Möhrle und Dr. Morten Dibbert (Kanzlei Möhrle Happ Luther) Beispiele und praktische Tipps mitgebracht. Eine erfolgreiche Nachfolgeplanung beginne damit, die Ist-Situation klar und strukturiert darzustellen (zum Beispiel: Was sind die genauen Eigentumsverhältnisse einer Immobilie?) und die Soll-Situation sowie den dafür nötigen Handlungsbedarf zu ermitteln.
Dazu gehöre auch ein “Notfallkoffer” mit allen wichtigen Unterlagen und Telefonnummern von Ansprechpartnern, dessen Standort die Erben auch kennen sollten. Ein häufiger Fehler sei zudem, vorgefertigte Testamente aus dem Internet zu übernehmen und womöglich einfach zu unterschreiben, statt das Dokument handschriftlich zu verfassen.
Krypto-Investments: alles genau dokumentieren
Dass Investitionen in Kryptowährungen längst für Family Offices und vermögende Privatpersonen eine wichtige Rolle spielen, erklärte Steuerberaterin Maria Christin Rinke (Möhrle Happ Luther) und führte Steuerfallen und Chancen in der Welt der Blockchain aus. Ihr zentraler Tipp: Suchen Sie sich einen Berater, der die Materie versteht, und dokumentieren Sie alle Vorgänge mit den geeigneten Tools, um gegenüber dem Finanzamt proaktiv Ihre Pflichten erfüllen zu können. Die Steuerprüfer haben schließlich inzwischen ein strenges Auge auch auf digitale Investitionen.
Welche Vorteile hat ein Erbvertrag gegenüber dem Testament? Was ist bei Vollmachten zu beachten, wenn sie nicht nur in Deutschland, sondern auch in Spanien gelten sollen? Und wie sehr hemmt die Wegzugsbesteuerung die Mobilität von Unternehmern? Derlei Fragen brachte Sabine Christiansen bei der Moderation der Diskussionsrunde zum Abschluss des ersten Teils der Veranstaltung aufs Tapet.
Einen praktischen Einblick in die Berechnung von Erbschaft- und Schenkungsteuer gaben die Fachberaterin Gabriele Witte (Witte Stb. Ges.) und Rechtsanwältin Carina Hasenpusch (PlattesGroup). Sie führten ein digitales Berechnungstool vor, mit dem sich die Unternehmens- und Vermögensstruktur visualisieren lässt und das alle relevanten Daten gerade auch bei der Bearbeitung durch verschiedene Berater bereithält.
Tabus sind fehl am Platz
Das Motto der Veranstaltung brachte dann noch einmal Prof. Dr. Jens Schönfeld (Partner Flick Gocke Schaumburg) auf den Punkt. “Ich kann Ihnen nur empfehlen: Sterben Sie wirklich mal zur Probe. Bei großen Vermögen macht man das, sogar mehrfach.” Tabus seien fehl am Platz, die Auseinandersetzung mit der Nachfolgeplanung müsse so selbstverständlich sein wie der TÜV beim Auto. Und dazu gehöre auch, dass man das Testament den Kindern bereits zu Lebzeiten aushändigen sollte. Schönfeld führte zudem die verschiedenen Szenarien aus, bei denen die deutsche Wegzugsbesteuerung berücksichtigt werden muss.
Ist eine Stiftung ein “Vermögensgefängnis” oder vielmehr ein strategisches Instrument für internationale Mobilität und langfristigen Vermögensschutz? Die Vor- und Nachteile solcher Strukturen bei der Regelung der Nachfolge wogen Prof. Dr. Martin Wenz (Akademischer Leiter - Liechtenstein Executive School) und Dietmar Arzner (Bereichsleiter LGT Bank AG) ab. Die Antwort hängt dabei nicht zuletzt von der Frage ab, wie die Governance-Struktur einer Stiftung gestaltet wird.
Live-Schalten mit den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten
Noch einmal in die Vollen ging es schließlich mit den Rechtsanwälten und Steuerberatern Dr. Marcus Helios und Jens Binding (Grant Thornton) bei konkreten Fallbeispielen von Zielländern. Um die steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen eines Zuzugs darzustellen, wurden aus den Vereinigten Arabischen Emiraten die Mitarbeiterin Isabel Rodriguez Alonso und aus den USA Carl Ballesteros live zugeschaltet. Der Investor Hanno Strack informierte zudem über das Onboarding auf Grand Bahama.
Und bevor dann ein ausgiebiges und ergiebiges Networking bei Wein und Currywurst startete, gab Moderatorin Sabine Christiansen noch einen Ausblick auf die Themen und Referenten des Wirtschaftsforums NEU DENKEN vom 12. bis 14. Juni.
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