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"Es ist oberste Unternehmerpflicht, gemeinsam Lösungen zu finden"

Christoph Ahlhaus zur Wirtschaftsentwicklung in Europa und Deutschland

Christoph Ahlhaus BWS

Das Treffen des Bundeswirtschaftssenats (BWS) auf Mallorca bringt den deutschen und den mallorquinschen Mittelstand ein gutes Stück näher. In den vergangenen Tagen gab es Networking auf höchster Ebene. In heutigen politischen und wirtschaftlichen Zeiten ist das mehr als notwendig, sagt Senator a.D. Christoph Ahlhaus, Generalsekretär des Bundeswirtschaftssenats, Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung des BVMW e.V. und Präsident des Europäischen Mittelstandsverbands, im Gespräch mit Willi-pedia Podcast-Creator Jörg Jung ...

Jörg Jung
Der Bundeswirtschaftssenat trifft sich auf Mallorca, trifft sich auch mit der mallorquinischen Wirtschaft, trifft sich mit der mallorquinischen Politik und in der deutschen Politik ist auch einiges los. Ich würde sagen, wir reden darüber. Und zwar mit dem Generalsekretär des Bundeswirtschaftssenats. Ach Gott, was ich alles aufzählen könnte. Erster Bürgermeister a.D., Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung vom BVMW, Präsident des Europäischen Mittelstands-Verbands in Europa. Christoph Ahlhaus, einen wunderschönen guten Tag. Ich freue mich sehr.

Christoph Ahlhaus
Guten Tag. Ich freue mich auch!

Jörg Jung
Ja, Christoph Ahlhaus, ja nicht das erste Mal auf Mallorca, hat ja einen großen Bezug zu Mallorca und daher natürlich jetzt auch ein großes Ereignis, der Bundeswirtschaftssenat, auch Auslandsrepräsentanten sind hier zu Gast. Herr Ahlhaus, wie fühlen Sie sich auf Mallorca alle zusammen? Fühlen Sie sich wohl jetzt gerade?

Christoph Ahlhaus
Aber natürlich, auf Mallorca fühlt man sich eigentlich immer wohl, aber ich kann Ihnen berichten, heute ist das Wetter hier auch noch prima. Wie sollte es anders sein? Die Menschen, hier, die Unternehmerinnen und Unternehmer, die dabei sind, genießen natürlich das besondere Ambiente dieser schönsten Insel der Welt. Und Willi Plattes und das Team hier auf Mallorca haben das perfekt vorbereitet. Und deswegen ist das ein großartiges Event, denn gerade in schwierigen Zeiten, wo es viel zu diskutieren gibt, man gute Rahmenbedingungen, die, sage ich mal, es verschmerzen lassen, dass man über sehr ernste Themen zu sprechen hat.

Jörg Jung
Aber dafür gibt es ja auch diese regelmäßigen Treffen des Bundeswirtschaftssenats, des Mittelstandsverbands. Auch die Auslandsrepräsentanten sind dabei. Also wie wichtig ist denn diese Interaktion, diese Kommunikation, dieses Networking, abgesehen von Mallorca als wunderschönen Ort. Also das ist schon im Prinzip potentiell und essentiell?

Christoph Ahlhaus
Auf jeden Fall. Also zum einen ist der Schulterschluss, Networking untereinander unheimlich wichtig. Gerade in Zeiten, wo, wir erleben es ja in Deutschland besonders, wo Politik unberechenbar wird, wo eine Breaking News, was jetzt wieder los ist, die nächste jagt, muss es oberste Unternehmerpflicht sein, sich unterzuhaken, solidarisch zusammenzustehen, aber auch gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Und das Hauptziel ist, wir müssen lauter, wir müssen selbstbewusster werden. Da geht es übrigens nicht nur den Adressat Politik, sondern die ganze Gesellschaft. Und deswegen sind wir hier. Und das eben auch mit den zahlreichen Auslandsrepräsentanten unseres Verbandes aus der ganzen Welt, weil natürlich die exportorientierte deutsche Wirtschaft, der deutsche Mittelstand unheimlich daran interessiert ist, mit Unternehmerinnen und Unternehmern aus allen Ländern in Kontakt zu treten. Heute treffen wir uns dann auch mit vielen spanischen Unternehmern, mit Unternehmerinnen und Unternehmern hier der balearischen Inseln und das ist ein wichtiger Austausch, um Europa international wettbewerbsfähig zu halten.

Jörg Jung
Sie haben es ja eben gerade angedeutet, eine Breaking News jagt die nächste. Jetzt sind sie natürlich aus Hamburg natürlich auch als Politiker bekannt, der immer auch gesagt hat, was ihm auf der Zunge liegt. Jetzt haben wir gehört, okay, die CDU hat einen Kanzlerkandidaten, die Union hat einen Kanzlerkandidaten. Das ist jetzt Friedrich Merz und es ist halt nicht der Kollege aus dem Frankenland. Jetzt haben wir gehört, die Grünspitze ist geschlossen zurückgetreten. Frau Lang, Herr Nouripour. Heute kam die Breaking News, die deutsche Wirtschaft schwächelt weiter. Mit welchen Gefühlen tritt man denn da als Mittelstand und als Vorsitzender des Mittelstands und des Senats in diese Breaking News rein? Wie ordnen Sie das denn gerade alles ein, was in Deutschland politisch passiert?

Christoph Ahlhaus
Ja, mit sehr gemischten Gefühlen, denn man darf ja eines nicht vergessen. Wir haben schwierige Rahmenbedingungen aufgrund von Ursachen, die wir politisch, gesellschaftlich nicht beeinflussen können. Die geopolitische Lage, der Krieg in der Ukraine, die Nachwirkung von Corona, das sind ja keine Sachen, wo wir sagen können, das machen wir jetzt anders. Aber hinzu kommen einfach viele, viele handwerkliche Fehler auf deutscher, auf nationaler, aber eben auch auf europäischer Ebene. Und das ist besonders ärgerlich, weil diese Fehler und denen liegt ja einfach ein falsches Grundverständnis, nicht nur der Politik, sondern inzwischen der ganzen Gesellschaft zugrunde. Die machen uns das Leben schwer. Wir müssen lernen und da ist vor allem Deutschland gefordert, wieder mehr auf Leistung, auf Lust am Wettbewerb zu setzen. Wir müssen auch wieder Freude daran haben und die Energie aufbringen, irgendwo die Besten sein zu wollen und nicht nur das Motto vertreten, dabei sein ist alles. Wer überall dabei ist, ist nirgendwo vorne und wird irgendwann gar nicht mehr dabei sein. Das ist der Weg, momentan in Deutschland beschritten wird. Das müssen wir dringend und ganz schnell ändern. Und dafür brauchen wir stabile politische Verhältnisse. Und ich hoffe sehr, dass wir die in Deutschland demnächst kriegen. Noch ist meine Zuversicht da gedämpft, weil auch die Union, die sich zwar jetzt hier aufstellt und regierungsfähig machen will, ja auch mit vielen Widersprüchen zu kämpfen hat und dass sie nicht, sage ich mal, mehr Zuspruch erfährt, trotz des Totalversagens der Ampel, ist ein Zeichen für sich und wird die Union zum Überlegen bringen müssen, wo müssen wir gerade im Kampf um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und für den deutschen Mittelstand noch besser werden.

Jörg Jung
Jetzt kommt ja noch dazu, das ist auch wieder eine Breaking News von heute, wo ja unser Aufzeichnungsdatum ist. Also quasi die Breaking News von gestern sozusagen, dass der Thüringer Landtag es noch nicht mal geschafft hat, sich zu konstituieren. Da gab es Reibereien, jetzt wurde alles vertagt. Da gibt es Chaos hoch drei. Also da ist doch meiner Meinung nach in den nächsten, man kann ja nicht mal sagen Wochen, in den nächsten Monaten kein ruhigeres Fahrwasser erwartbar. Oder denken Sie da anders?

Christoph Ahlhaus
Nein, das ist wohl leider so. Ich hoffe nur, dass Thüringen jetzt hier nicht für ganz Deutschland steht, dass wir hier Schwierigkeiten haben, die den Politikbetrieb lähmen und möglicherweise auch das Ansehen im Ausland beschädigen, ist schwierig. Aber es ist ein hausgemachtes Problem in Deutschland und zwar ein hausgemachtes Problem der etablierten Parteien, Regierung wie Oppositionen. Und die müssten sich jetzt endlich mal zusammenraufen und dafür sorgen, dass sie mit überzeugenden Antworten und nicht mit Partei Klein Klein hier die Menschen überzeugen und damit dann auch wieder für klare politische Verhältnisse sorgen.

Jörg Jung
Dann springen wir von Deutschland einfach wieder nach Mallorca, wo wir hier alle jetzt versammelt sind im Castillo Hotel Son Vida und darüber hinaus. Die mallorquinische Politik hat es natürlich nicht nur wahrgenommen, sondern den Bundeswirtschaftssenat und alle Mitglieder warmherzig empfangen. Sie haben es gerade eben gesagt, viele mallorquinische Unternehmer sind dabei. Ich möchte mal kurz erwähnen, Hotelkette RIU wird ja dabei sein, es wird ein Treffen mit Iberostar geben, Camper ist mit dabei, für alle die viele Schuhe im Schrank haben, die wissen das auch. Also wie stark ist denn, sagen wir mal, die mallorquinische Wirtschaft mit diesen Unternehmen, sich sehr gut und auch sehr qualitativ zum Beispiel mit dem Mittelstand und mit dem Senat verknüpfen zu können? Also wo sieht man denn so zwei, drei Anhaltspunkte, dass man sagt, das könnte fruchten? Das ist nicht nur einfach Mallorca-Urlaub.

Christoph Ahlhaus
Nein, ist es garantiert nicht. Also zunächst sind ja sowieso viele deutsche mittelständische Unternehmer, die steuern ja schon heute ihre Unternehmen sogar von dieser Insel. Deswegen gibt es ja erst mal eine natürliche Affinität. Aber da geht es nicht Urlaub und Tourismus und schöne Finca, sondern hier geht es auch ums Geschäft. Und natürlich gibt es tolle mallorquinische Unternehmen, mittelständische Unternehmen, mit denen es sich lohnt, sich zusammensetzen zu setzen, sich auszutauschen. Genau das werden wir tun. Mein Ziel ist es mit einer solchen Veranstaltung, den innereuropäischen Schulterschluss des Mittelstands neu zu befeuern. Denn die Probleme, wir in Deutschland haben, die den Mittelstand betreffen, die durch eine mittelstandsfeindliche Politik in Brüssel ausgehen, betreffen ja die Mallorquiner und die spanischen Unternehmen genauso. Und deshalb ist es wichtig, dass wir hier zusammenstehen. Ich freue mich auf diese Gespräche und ich glaube, dass da auch das ein oder andere Geschäft vielleicht entstehen wird. Genauso soll es sein, wenn Lieferketten aus Asien und aus sonst woher sich wieder zwischen europäischen Ländern und zwischen befreundeten Unternehmern, die hier vielleicht auf der Insel sogar Nachbarn sind, etablieren, dann ist das eine große Sache, die ich gerne erfolgreich mit begleiten möchte.

Jörg Jung
Wenn es die Politik nicht schafft, dann geht man halt einfach in die eigene Initiative und das auf Mallorca. Ich wünsche sehr schöne und erfolgreiche Tage. Vielen Dank, Christoph Ahlhaus.

Christoph Ahlhaus
Ich danke Ihnen, vielen Dank.

Autor: Jörg Jung /Mitarbeit: C. Schittelkopp

29. September 2024

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