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Der MZ-News-Talk: Mehr Eigenverantwortung übernehmen

Diesen Monat mit dem Chefredakteur der Mallorca Zeitung Ciro Krauthausen und Jörg Jung: Für ein harmonisches Miteinander auf Mallorca.

Podcast Thumbnail MZ NewsTalk Oktober 2024 mit Ciro Krauthausen

Bei der großen Vergabe der MZ-Preise 2024 vor einigen Tagen plädierte der Chefredakteur der Mallorca Zeitung für mehr Eigenverantwortung. " Es hat schon bessere Zeiten gegeben für die Beziehungen zwischen Deutschen und Mallorquiner auf dieser Insel", sagte Ciro Krauthausen. Dies und mehr sind die Themen im aktuellen MZ-News-Talk mit Willi-pedia Podcast-Creator Jörg Jung ...

Jörg Jung:
Es ist wieder soweit, weil es ist Oktober und wir haben natürlich wieder unseren monatlichen News Talk mit der Mallorca Zeitung. Wir reden darüber. Und zwar wie immer mit dem Chefredakteur der Mallorca Zeitung, Ciro Krauthausen. Lieber Ciro. Ich grüße dich.
 

Ciro Krauthausen:
Hallo! Hallo Jörg!

Jörg Jung:
Ja und ihr hattet ja auch in den vergangenen Wochen ordentlich was zu tun. Die MZ, die Mallorca Zeitungspreise wurden ja wieder verliehen und vergeben. Ich will nicht drumherumkommen, jetzt auch mal zu wissen, wer waren denn die Preisträger? Erklär uns mal eben.

Ciro Krauthausen:
Ja vielleicht vorweg noch etwas zur Erklärung dieser Preise. Das war jetzt die fünfte Preisvergabe. Seit einigen Jahren vergeben wir diese Auszeichnung an Menschen, Deutschsprachige, also Deutsche, Schweizer, Österreicher hier auf der Insel, die sich um das Zusammenleben auf der Insel und auch um das Wohlergehen kann man es auch ausdrücken der Insel verdient gemacht haben und das irgendwie abseits von kulturellen Unterschieden oder Nationalitäten, sondern sich dafür eingesetzt haben. Und dieses Jahr haben wir ausgezeichnet einmal den Lions Club Palma, den gibt es seit 20 Jahren und seit 15 Jahren ein Lebensmittelprojekt hat. Und zwar das besteht darin, das ist eigentlich eine ganz einfache Idee, die aber sehr viel mit sehr viel Engagement einhergehen muss, weil sonst klappt das nicht. Und zwar von den Lidl Supermärkten auf der Insel über 20, die es hier gibt, die hauptsächlich frisches Obst und Gemüse, wo das Ablaufdatum sich dann irgendwann nähert, aber natürlich davor das einzusammeln und dann an die Lebensmittelvergabe auf der Insel und an die an die Tafeln zu verteilen. Dafür gibt es dann zwei Lieferwagen und das haben die alles organisiert. Mit viel Engagement, mit vielen Arbeitsstunden auch Geld und Mühe einher und ist aber eine sehr, sehr wichtige Arbeit für sehr viele Menschen hier auf der Insel. Zweiter Preisträger ist Rainer Oberguggenberger. Rainer Oberguggenberger ist ein Österreicher, der seit mittlerweile schon seit zehn Jahren die Psychiatrie hier auf Mallorca leitet, also die psychiatrische Klinik und die schrittweise immer weiter zur Gesellschaft öffnet und da eine sehr wichtige und eine sehr relevante Arbeit leistet. Und last not not least Corinna Graf, CEO von Puerto Portals, Corinna Graf, ist sozusagen in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten, der Familie Graf, die ja auch diesen Hafen schon damals gegründet hat und aufgebaut hat, wie auch andere Unternehmungen auf der Insel. Ich sage nur den Armaturenhersteller Teka und das Weingut Biniagual, also eine Unternehmerfamilie und die ist jetzt 44 mittlerweile. Diese junge Frau ist sozusagen in diese Fußstapfen getreten und baut diese Unternehmung immer weiter aus und ist dadurch auch zu einer der einflussreichsten und renommiertesten Unternehmerinnen hier auf der Insel geworden. Das waren die drei Preisträger und es war eine sehr schöne Feier, die wir in der Bodega Suau, das ist eine, vereinfacht gesagt eine Schnapsbrennerei. Einen ausgezeichneten Brandy haben sie kredenzt? Dort haben wir gefeiert.

Jörg Jung:
Ja und brandheiß war dann auch deine Rede bei der Preisverleihung, denn das knüpft ja genau an die Preisträger an, Du hast es auch noch mal gesagt, wir müssen, egal in welcher Form, auch mehr Verantwortung auf der Insel übernehmen. Nach mir die Sintflut zählt halt nicht oder nicht mehr. Da hast du eindrücklichst auch noch mal darüber geredet und das ein bisschen vertieft.

Ciro Krauthausen:
Ja, ich bin davon ausgegangen, dass es schon bessere Zeiten gegeben hat für die Beziehungen zwischen Deutschen und Mallorquinern auf dieser Insel. Wir haben das ja auch verschiedentlich besprochen in unserem Podcast. Es hat mehrere, sehr unschöne Vorfälle gegeben, wo man sich richtig fremd geschämt hat für unsere Landsleute. Dazu kommt noch hinzu, dass es ja auch diese geballte Kaufkraft auf dem Immobilienmarkt seitens der Mittel- und Nordeuropäer gibt und wo man die Deutschen natürlich dazurechnet, die ja die größte Käufergruppe sind, dass es doch den vielen Menschen hier auf der Insel Sorgen macht. Und es gibt so ein bisschen, wenn man mit Mallorquinern spricht, wird häufiger angedeutet, sind jetzt die Deutschen etwa definitiv dabei, die Insel zu übernehmen? Das ist natürlich so alles ein bisschen plakativ, aber diese Sorge besteht. Und in so einer Situation, wo noch hinzu kommt, dass ja im Grunde genommen sich alle einig sind hier auf Mallorca inklusive auch der ausländischen, der meisten ausländischen Residenten, dass es so, wie der Tourismus und das Wirtschaftsmodell jetzt aufgestellt ist, eigentlich nicht weitergehen kann und dass Mallorca in gewisser Hinsicht umgebaut werden muss, stellt sich die Frage, welche Rolle spielen dann die Deutschen, Schweizer, Österreicher oder natürlich auch andere Nationalitäten, die so auf Mallorca fliegen, im wahrsten Sinne des Wortes. Welche Rolle spielen die in diesem Umbruchprozess, in dieser Debatte wie soll sich Mallorca neu ausrichten?

Und das waren im Grunde genommen so meine Fragen. Und ich glaube, das sind Fragen, die wir alle, die wir mit Mallorca zu tun haben, sei es als Unternehmen, sei es als Medien, sei es auch als Verbände oder Veranstalter, glaube ich schon auch stellen sollten. Und man kann sogar so weit gehen. Also auch Urlauber ist es diese Frage, wie stehe ich dazu? Wohin, in welche Richtung muss Mallorca steuern? Es ist auch eine legitime Frage, die auch in die auch im Übrigen auch aufgeworfen wird unter dem Stichwort Verantwortung direkt an die Urlauber von, es gibt eine entsprechende Kampagne auch des Inselrats, der Aufruf auch an die Urlauber, Verantwortung zu übernehmen für die Insel, in dem Fall bezieht sich das ein bisschen auf, verhaltet euch anständig, bewahrt den Anstand und geht respektvoll mit den Ressourcen und der Umwelt um. Aber sozusagen diese sich diese Frage zu stellen, welche Verantwortung bin ich bereit zu übernehmen oder welche Verantwortung für die derzeitige Situation, die ja riesig belastet ist, welche Verantwortung habe ich dafür und welche Verantwortung bin ich bereit zu tragen? Das sind so die Fragen, die ich aufgeworfen habe in dieser kurzen Rede.

Jörg Jung:
Jetzt hast du gerade gesagt, es gibt natürlich die Appelle der Balearenregierung, die dann sagen, ey, benehmt euch doch ein bisschen. Aber diese Appelle gibt es ja eigentlich auch schon seit, ich möchte fast sagen Jahrzehnten. Das ist ja nicht mehr Wochen, Monate, Jahre, das geht ja an eine Dekade ran, ist aber doch immer wieder verhallt.

Ciro Krauthausen:
Das würde ich so nicht sagen, aber ich glaube, das ist natürlich, wie das immer so ist bei Kampagnen, die Wirksamkeit solcher Kampagnen darf ruhig auch hinterfragt werden, ist klar. Aber mir geht so ein bisschen so um dieses Stichwort Verantwortung, dass wir uns alle verantwortungsvoll in dieser Lage verhalten und uns darüber Gedanken machen, was können wir beitragen, damit Mallorca weiterhin so ein wunderschöner Ort ist und an den man gerne reist, jetzt von außen betrachtet, aber auf dem man auch gerne leben möchte und gut leben möchte. Und dieses Gleichgewicht zwischen den Menschen, die hier leben und den Menschen, die die Insel besuchen, das muss halt neu austariert werden. Und ich glaube schon, dass wir auch alle dazu etwas beitragen können.

Ich habe auch in dieser, im Zusammenhang dieser Rede auch zum Beispiel jetzt als Mallorca Zeitung, wir sind ja jetzt auch ein durchaus wahrgenommenes Medium hier, was die deutsche Öffentlichkeit betrifft bezüglich Mallorca, dass wir uns auch Fragen stellen manchmal, inwiefern sollten wir auch weiterhin zum Beispiel bis hin zu dem letzten verborgensten Strand der Insel vorstellen und dazu beitragen, dass der möglicherweise überrannt wird von Instagram Influencern, die sich diesen schönen Strand dann auch irgendwie vorknöpfen. Wie gehen wir verantwortungsvoll damit um? Es ist ja tatsächlich so, dass wir als Zeitung, wir berichten über die Insel, aber wir berichten mehrheitlich für Deutsche, die sich für Mallorca interessieren. Und von Deutschland aus betrachtet hat man natürlich auch gewisse Vorstellungen, was man von Mallorca erwartet und was man an Mallorca so sehr schätzt. Und das können wir als Zeitung natürlich bedienen und immer weiter die Schönheiten Mallorcas besingen. Aber das entspricht dann nicht unbedingt uneingeschränkt der Realität, sondern es gibt halt auch viele Aspekte hier auf der Insel, die mindestens ebenso wichtig sind und die wir nicht unter den Teppich kehren dürfen. Und das ist so die Frage, dass man sich tatsächlich auch als Journalist oder wir zumindest als Journalisten damit auseinandersetzen.

Jörg Jung:
Da haben wir jetzt schöne Dinge angesprochen. A die Eigenverantwortung, dann die mediale Verantwortung, die ihr gut wahrnehmt. Jetzt ist in der Regierungsverantwortung die PP, zumindest in einer Minderheitsregierung. Und die haben ja einiges angekündigt. Die allmonatliche Frage, lieber Ciro, was hat sich denn da schon mal getan mittlerweile? Wir reden von bezahlbarem Wohnraum, wir reden tatsächlich von Tourismus, wir reden von Ferienlizenzen. Rührt sich da was? Oder blieb es abermals bei den großen Worten?

Ciro Krauthausen:
Na ja, also, es wird weiter nachgedacht. Die Arbeitsgruppen tagen. Es hat Neuigkeiten gegeben, dass sich die Ministerpräsidentin Marga Prohens ein Stück weit festgelegt hat oder zumindest angekündigt hat, dass sie das in dieses Konvolut an Vorschlägen einbringen wird als Regierung. Und zwar in Sachen Ferienvermietung. Und zwar, dass keine neuen Lizenzen für Ferienvermietung in Mehrfamilienhäusern vergeben werden sollen. Punkt 1: Es geht also letztlich darum, dass man versuchen will, über eine Beschränkung der Ferienvermietung, die Urlauberzahlen auch wieder etwas zu reduzieren oder besser steuern zu können. Der Vorwurf der sofort kam, auch seitens der Hoteliers und seitens anderer ist, man könnte noch wesentlich drastischer vorgehen gegen die Ferienvermietung und sich womöglich eingestehen, das hat alles nicht so gut geklappt, das ist womöglich auch irgendwie der wichtigste Faktor, der zu diesem Phänomen Overtourism geführt hat, die Ferienvermietungslizenzen, die es in Mehrfamilienhäusern jetzt schon gibt, die lassen wir einfach auslaufen. Die sind dann nach fünf Jahren und dann wird das nicht verlängert. Das ist sozusagen das, was Barcelona versucht. Die Regierung ist da vorsichtiger und sagt halt, nein, so weit gehen wir nicht, aber wir wollen keine neuen vergeben. Das war das eine. Und zum anderen, was den Hoteliers auch nicht so gut gefallen hat, ist, Marga Prohens, eigentlich sehr bemerkenswert für eine konservative Regierungschefin, die sich ja jahrelang sehr vehement dagegen gewehrt hat, überhaupt eine Übernachtungssteuer einzuführen, eine Kurtaxe oder wie auch immer man es nennen will. Hier ist es die Touristensteuer, also die paar Euro, die Urlauber hier für die Übernachtung zahlen, das weiter anheben zu lassen und zwar auch und das sagte sie auch explizit im Grunde genommen zur Abschreckung. Es sei dahingestellt, inwieweit das wirklich Urlauber abschreckt, es geht jetzt auch nicht um enorme Erhöhungen. Die sollen vor allen Dingen im Sommer zum Zuge kommen. Wie hoch, weiß man noch nicht, aber es soll erhöht werden, die Touristensteuer und dafür im Winter dann gesenkt.
 
Jörg Jung:
Wir sind ja gerade in den Herbstferien in Deutschland. Wir gehen dann noch in ein Wintergeschäft. Du hast es gerade erwähnt. Jetzt gibt es aber auch die Meldung, ob es gut oder schlecht zu werten ist, dass einige Airlines sagen, wir streichen diverse Flugrouten. Es gibt ja auch Streit in Deutschland wegen der hohen Gebühren, die Deutschland erhebt auf Standplätze, auf Verweildauern, auf Flüge. Wie siehst du das? Also könnte es jetzt auch einen drastischen Preisanstieg geben? Oder eventuell das den Zulauf auf die Insel etwas drosseln, was da jetzt auf deutsche Airlines zukommt?

Ciro Krauthausen:
Ich glaube, das sind unterschiedliche Dynamiken. Also sozusagen das Tauziehen zwischen den Airlines und den Regierungen ist das eine. Und das andere ist sozusagen die Steuerung der Urlauberströme hier. Natürlich, ich sehe einen Preisanstieg bei den Mallorcaflügen. Die sind sicherlich teurer geworden. Andererseits gibt es auch weiterhin irgendwie sehr günstige Verbindungen. Wo es halt irgendwie teuer wird und immer teurer wird ist halt zu den Ferienzeiten und das ist ganz eindeutig, sobald die Ferienzeiten dann vorbei sind, also die Schulferienzeiten, wie ich jetzt auch gerade wieder festgestellt habe, ich hatte irgendwie nach einem Flug nach Deutschland gesucht. Das war nach Nordrhein-Westfalen, war extrem teuer, aber sobald es dann vorbei ist, kriegt man dann auch verschiedentlich wieder einen Flug für 20 €.

Jörg Jung:
Das war wieder Rundum-Informationen über Mallorca, natürlich vom Chefredakteur der Mallorca Zeitung, Ciro Krauthausen, der auch gesagt hat, auch als Medien müssen wir ein Stück weit mehr Verantwortung übernehmen. Und da hat er vollkommen recht. Mein lieber Ciro, ich bedanke mich recht herzlich für diesen News Talk Monat Oktober.

Ciro Krauthausen:
Immer gerne. Ich habe zu danken.

Autor: Jörg Jung /Mitarbeit: C. Schittelkopp

22. Oktober 2024

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