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Bautechnische Prüfung als zentrales Element vor dem Immobilien-Erwerb

Diese Regel gilt sowohl für Neubauten als auch für Bestandsimmobilien.

Oliver Girharz und Yvonne Plattes vor einer Bucht auf Mallorca mit Türkise Wasser und weißem Sandstrand

Immer wieder sonntags geht es um den Lebenszyklus der Mallorca-Immobilie und ein Begriff taucht da schon vor dem Erwerb immer wieder auf: die bautechnische Prüfung. Braucht man diese überhaupt - vor allem wenn es sich um einen Neubau handelt? Da kann ja nicht viel mangelhaft sein. Denkste!

Warum eine solche Prüfung vor dem Notartermin so wichtig ist, erklären der Bausachverständige Oliver Girharz von Matrol und Yvonne Plattes, Geschäftsführerin der PlattesGroup...

Jörg Jung: 
Immer wieder sonntags ist es so weit. Zum 16. Mal schon MEERWERT - Immobilien Mallorca & Ibiza. Episode 16 nach Adam, dem Riesen, haben wir heute in der Tat zwei Gäste hier im Studio. Natürlich Yvonne Plattes, die Geschäftsführerin der PlattesGroup, und wir haben uns Verstärkung dazu gerufen, der ja auch schon in vielen Podcast-EpIsoden sein Fachwissen kundgetan hat, nämlich Oliver Girharz von Matrol Bauprojekt-Management. Hallo, grüße Dich! Hallo, grüß dich. Es geht um Begriffe, die habe ich jetzt öfter schon gehört in den letzten MEERWERT-Folgen, das wollen wir aber vertiefen. Zum Beispiel: Es gibt eine bautechnische Prüfung, hat Yvonne Plattes gesagt. Es gibt eine baurechtliche Prüfung. Ich musste mir sagen lassen, das sind zwei komplett verschiedene Dinge. Und dann bin ich jetzt einfach mal, liebe Yvonne, ja dabei zu fragen, was ist denn eine bautechnische Prüfung in diesem Sinne, wenn es um den Lebenszyklus der Immobilie geht und vor dem Kauf man wissen will, was ist eigentlich los?

Yvonne Plattes: 
Den Ball würde ich natürlich sofort an Oliver weiter spielen, aber ich würde es jetzt erstmal runterbrechen und sagen: "Brauche ich so was? Warum brauche ich das? Ihr als Anwälte macht mir doch den Vertrag. Ihr kümmert euch darum, dass das alles sauber ist, dass ich die Immobilie kaufen kann. Warum brauche ich das?" Und ich glaube, jetzt ist der wichtige Punkt zu unterscheiden, ist eine baurechtliche Prüfung - die wir ja in der kommenden Woche noch mal intensiver besprechen, wichtig - und ist auch eine bautechnische Prüfung wichtig? Und was beinhaltet die? Und da würde ich den Ball gerne an Oliver weiter geben, damit der uns einfach mal erklärt, was wird da gemacht und was kann der Kaufinteressent davon erwarten? Und meine Frage dann auch an dich, Oliver, machen wir da einen Unterschied zwischen einem Neubau oder und einer gebrauchten Immobilie? Ist das völlig gleich? Kann ich mir bei einem Neubau das sparen? Das sind so meine Fragen oder auch die Fragen, die natürlich der Kaufinteressent an uns stellt.

Oliver Girharz: 
Man sollte sie vielleicht mit verschiedenen Kriterien bewerten. Ein Neubau und ein Altbau. Aber bei beiden macht sicherlich eine Prüfung vor dem Kauf immer Sinn. Die wenigsten unserer Kunden sind halt tatsächlich baulich versiert und haben nicht unbedingt viele fachlichen Kenntnisse dazu. Und da ist es immer ganz gut, sich jemanden zu bedienen, der sich da vielleicht ein bisschen besser auskennt.

Yvonne Plattes: 
Und Oliver, wir sind hier im Süden. Also die wenigsten Käufer haben zu Hause einen Pool. Die wenigsten Käufer haben irgendwo das Meer, was mit Salz zu tun hat, sind damit konfrontiert und ich glaube, sie haben hier eine ganz andere Situation als in Deutschland.

Oliver Girharz: 
Definitiv. Das ist so. Also die Bauweise ist eine andere, als wir die aus Deutschland kennen. Alles, was wir hier in Spanien machen, kennen wir so in Deutschland in der Art und Weise nicht. Die Häuser müssen aber auch anderen Voraussetzungen standhalten. Das heißt, wir haben hier auf Mallorca nicht so tiefe Temperaturen, wie wir die aus Deutschland kennen. Also wenn wir hier mal auf Minusgrade kommen, 1, 2, 3 Tage im Jahr, dann ist das schon sehr viel. Dann müssen unsere deutschen Mitbürger mit viel, viel tieferen Temperaturen auskommen. Aber dafür wiederum haben wir halt im Sommer viel größere Hitze. Das heißt, unsere Häuser müssen nicht unbedingt winterfest sein, sie müssen aber sommerfest sein. Also die Kriterien sind dann sicherlich ein bisschen anders anzusetzen. Ein Kollege, der aus Deutschland hierhin kommt und halt eine Immobilie für den Kunden überprüft, kann sicherlich vieles feststellen, weil er halt die Erfahrung aus Deutschland mitbringt. Aber sicherlich ist es sehr, sehr wichtig, auch Erfahrungen aus Mallorca aus der spanischen Bauweise mit aufzunehmen.

Jörg Jung: 
Kurze Frage als Laie: Welche Häuser sind am stärksten in irgendeiner Form malträtiert? Sind es die Häuser in Deutschland, die ja nun tatsächlich harte Winter haben? Was greift eher an? Was sagt da der Bautechniker?

Yvonne Plattes:
Das ist eine gute Frage.

Oliver Girharz: 
Beide Fälle haben ihre Probleme. Sagen wir mal so. In Deutschland hast du natürlich eine viel, viel stärkere Wärmedämmung für den Winter notwendig. Wenn du in Deutschland ein Haus baust, dann kann es schon oftmals sein, dass du da 22 Zentimeter Dämmplatten an den Fassaden hast. Hier auf Mallorca, da sind wir schon froh, wenn wir an den Häusern zehn Zentimeter starke Wärmedämmplatten finden, die meiner Meinung nach meistens auch ausreichend sind. Aber das ist halt auch eine persönliche Geschichte. Aber wir haben halt hier Probleme, da haben wir ja gerade genügend Erfahrungen mit gesammelt - wir haben natürlich auch wieder die Einflüsse durch die Hitze, Meerwasser, Salzeinträge, die auch natürlich die Bausubstanz irgendwo beeinträchtigen. Und wir dürfen einen Faktor nicht ganz vergessen, wenn der deutsche Häuslebauer nach Mallorca kommt und in Deutschland schon viel gebaut hat: Wir haben nicht unbedingt nur ausgebildete Baufachleute auf dem Bau. Nennen wir es mal so, ja. Also, sie können es. Ich bin sehr zufrieden mit vielen meiner Firmen, die wir haben. Aber wir finden natürlich auch leider viele Arbeiter auf dem Bau, die nicht unbedingt das gelernt haben, was sie da gerade tun. Von daher haben wir da vielleicht auch einen kleinen Negativfaktor, den wir dann noch mal mit aufnehmen sollten.

Yvonne Plattes: 
Nun haben wir ja die Situation: Jetzt habe ich einen Kaufinteressenten. Er kommt zu uns in die Kanzlei und sagt "Bitte begleite mich bei dem Kauf der Immobilie" und dann komme ich und sage "Alles klar, wir machen das Zivilrechtliche, wir machen das ganze Vertragswerk. Wir nehmen die Kontakte mit den Banken auf, wenn eine Finanzierung und und und". Und dann komme ich auf dich zu und sage "Da habe ich jetzt einen Mandanten, der möchte eine bautechnische Prüfung. Bzw. Ich empfehle ihm eine bautechnische Prüfung durchzuführen" und dann guckt er mich immer erst an und sagt "Muss ich es? Muss ich es nicht?" oder er sagt "ich will in jedem Fall". Und dann kommst ja eigentlich du ins Spiel. Und ich würde vielleicht das jetzt gerne sehen, dass du einfach mal sagst, was verstehen wir beide im Normalfall unter dieser bautechnischen Prüfung? Was wird da gemacht? Was kontrollierst du im Normalfall? Nach oben hin ist alles offen. Aber was sind so vielleicht die Mindestanforderungen, die Basics, das Basic Programm, was man wirklich prüfen sollte, wenn man eine Immobilie kauft?

Oliver Girharz: 
Also das Basic, wie du das gerade schon schön gesagt hast, ist erstmal Funktionsprüfung. Ist ganz wichtig. Man muss schauen, ob das Haus in sich funktioniert. Eine Funktionsprüfung ist nicht nur halt einfach Licht an und ausschalten. Das kann glaube ich jeder. Da braucht man keinen Sachverständigen für. Es ist aber schon eine andere Sache festzustellen, ob die Klimaanlage fachgerecht funktioniert, ob die Fußbodenheizung gut eingebaut ist. Also die wenigsten meiner Kunden haben eine Wärmebildkamera zu Hause oder Feuchtigkeitsmessgeräte, wo wir dann halt prüfen, hat das Haus ein Feuchtigkeitsproblem. 

Ja, und ein erfahrener und gut ausgebildeter Sachverständiger kann oftmals auch feststellen, ob da mal ein Problem war, dass dann halt mal mit ein bisschen Farbe übertüncht worden ist. Also unsere Aufgabe ist es schon, dem Kunden sicher zu stellen, dass er da eine Immobilie kauft, die dem entspricht, was ihm versprochen wurde. Also nicht jede Immobilie ist mangelfrei und ich kann auch von vielen Immobilien gar nicht erwarten, dass sie Mangelfreiheit haben. Das heißt: Neubau, klar, da muss ich davon ausgehen, dass da alles in Ordnung ist und dass da keine Mängel vorliegen, die zumindest mal die Bewohnbarkeit beeinflussen. Kaufe ich aber ein 150 Jahre altes Stadthaus, was aus einem Sandstein gebaut worden ist, muss ich natürlich die Bewertungskriterien etwas anders ansetzen dabei. Aber was wird geprüft? Mängel und Schäden, ist irgendwas sichtbares da, können wir mit unserer Messtechnik zerstörungsfreie Untersuchungen machen auf Feuchtigkeit, auf Wärmebrücken, auf Undichtigkeiten im Gebäude. Pool ist ein Riesenthema, Pooltechnik ist ein großes Thema. Das sind natürlich alles Bereiche, wo der normale Hausbesitzer relativ wenig Einblick drin hat. Und da versuchen wir eben eine gewisse Sicherheit zu geben. Ich muss aber auch sagen, wir können nicht alles finden, wir sind keine Magier. Wir haben nicht unbedingt diese Glaskugel, die wir gerne hätten und können hinter das Mauerwerk gucken, sondern wir können natürlich erstmal nur das finden, was wir sehen. Und wenn wir dann was sehen und dann ergeben sich daraus halt wieder irgendwelche Vermutungen, dann können wir natürlich noch weiter in die Tiefe gehen. Das muss man dann absprechen. Wir selber sind natürlich Besucher in diesem Haus. Wir haben kein Recht, irgendein kleines Loch und wenn es nur ganz, ganz klein ist, in das Mauerwerk zu machen, sondern wir können das erst mal nur oberflächlich begutachten. Aber ein guter Sachverständiger hat viel Erfahrung und weiß, wo er dann halt noch mal nachbohren muss.

Yvonne Plattes: 
Also ich denke mal, Türen schließen, öffnen, solche Geschichten.

Oliver Girharz: 
Alles das, was du siehst, was du anfasst. Das heißt, wir müssen halt alles anfassen, was wir sehen. Das heißt, ich fasse die Wand an und schaue, ob das eine Vorsatzschale ist oder ob das ein gemauertes Ziegelwerk ist. Und ich gucke an, ob die Fenster und Türen richtig funktionieren. Wir gucken, ob halt irgendwelche Risse in den Fassaden drin sind oder in den Innenwänden, gucken nach Feuchtigkeitsflecken. Also alles das, was halt auch einem Kunden unter Umständen auffällt, wenn er dann mal ein paar Monate darin wohnt. Das heißt, wir prüfen natürlich auch, ob der Wasserdruck im Gebäude so hoch ist, dass auch mal zwei oder drei Personen im Haus gleichzeitig duschen können und nicht, wenn der eine durchgeht, bei dem anderen nur noch drei Tropfen aus der Wasserleitung rauskommen. Du lachst, aber das sind natürlich Sachen, die sehr häufig passieren und da muss man natürlich auch gucken, hat es einen Wartungsrückstand, das Gebäude? Haben wir Probleme mit Kalk in den Leitungen? Wie sieht die Elektrotechnik aus? Ist die vernünftig installiert worden? Entspricht das alles den Normen?

Nochmal, wir können nicht alles prüfen. Wir finden eine ganze Menge, behaupte ich mal, und wenn man uns die Chance gibt, das zu machen, ich kann es nur jedem empfehlen, weil ich habe schon viel zu viele Kunden gehört, die gesagt haben "Hätte ich Sie mal bitte früher kennengelernt". Weil wir werden natürlich auch oftmals angerufen, wenn das Objekt gekauft worden ist und dann unter Umständen geklagt werden muss. Das heißt, wir versuchen natürlich, das zu vermeiden, dass dann überhaupt ein Problem im Nachgang entsteht. Und wenn Probleme da sind oder Mängel und Schäden da sind, dass der Kunde das zumindest weiß und dann kann er damit umgehen und kann dann selber entscheiden, will ich die Immobilie überhaupt noch oder sage ich, das akzeptiere ich oder ich trete von dem Kauf zurück.

Yvonne Plattes: 
Wichtig ist immer: wir sind keine Erbsen-Filetierer oder sonst was. Jedes Haus hat immer irgendetwas. Ich finde es einfach nur sehr wichtig, dass der Kaufinteressent vor dem notariellen Kaufvertrag, auch wenn es irgendwelche Mängel-Fristen danach noch gibt, die gesetzlich geregelt sind, finde ich, ist einfach nur wichtig, dass die Dinge, die für ihn wichtig sind, dass man die geprüft hat, dass man wirklich weiß, was ich kaufe und da tut sich keine Wundertüte auf. Und ich habe vielleicht auch schon im Vorfeld einiges gesehen, weil ich mit dem Makler 3, 4, 5 Mal durch das Haus gegangen bin, ist mir dieses oder jenes aufgefallen, das kann er glaube ich sicherlich auch noch mal bei dir anbringen und sagen "Bitte Oliver, prüft doch einfach noch mal ABCDE. Das ist mir aufgefallen, oder das hat mir der Verkäufer vielleicht sogar selber gesagt".

Oliver Girharz: 
Also wir haben viele Käufer, die dann ihre eigenen Fragen noch haben. Oftmals sehr subjektiv, dass sie einfach sagen "Gucken Sie mal, ob das trocken ist". Ja, das ist natürlich halt gerade auf Mallorca, 300 Sonnentage, 50 Regentage und an diesen 50 Regentagen regnet es oftmals auch nicht genug, damit halt auch mal Wasser reinkommt. Aber es ist so, dass jeder irgendwo eine Erfahrung hat, ob er selber schon Eigenheimbesitzer ist oder einen Mieter hat. Da funktioniert es, da nicht. Da hat es gezogen. Das heißt, da kommt die Frage "Herr Girharz, gucken Sie bitte, ob die Fenster dicht sind" Ja, was ich nicht mag ist, wenn ich halt bei mir so auf dem Sofa liege und dann habe ich solche Windgeräusche dabei. Oder dass der Schallschutz nicht richtig ist oder dass halt genügend Wasserdruck da ist beim Duschen, dass ich da halt meine Regendusche genießen kann. Für viele Leute hört sich das sehr, ich sage mal sehr, sehr geringfügig an. Wenn ich damit leben muss, wenn ich es einmal gekauft habe und nachher da hinkomme und dann davon überrascht werde, dass ist glaube ich, oftmals am schlimmsten für die Leute.

Yvonne Plattes: 
Wo würdest du denn den Unterschied sehen zwischen einem Neubau und einer gebrauchten Immobilie? Nun könnte man ja der Meinung sein, ich kaufe hier eine neue Immobilie, die ist nagelneu, die ist jetzt gerade abgenommen worden. Die Papiere sind alle taufrisch. Ich habe mir die angeschaut, warum brauche ich dich? Das ist doch, glaube ich, alles in Ordnung, oder warum ist es ratsam? Oder ist es gar nicht ratsam oder gar nicht notwendig, trotzdem so eine Prüfung durchzuführen?

Oliver Girharz: 
Es ist immer ratsam, diese Prüfung durchzuführen, weil auch Neubauten oftmals Mängel und Schäden haben. Das hat was damit unter Umständen zu tun, dass halt fahrlässig gebaut worden ist oder dass mal halt irgendwas nicht richtig gemacht worden ist oder nach dem Bau halt irgendwo Risse entstanden sind.

Jörg Jung: 
Kommt das immer noch oft vor auf Mallorca?

Oliver Girharz: 
Natürlich. Also wir haben sicherlich nicht die beste Bauweise und Bauqualität.

Jörg Jung: 
Qualität wäre an diesem Moment ein Stichwort. Wir erinnern uns ja sowieso an die Playa de Palma und was da passiert ist mit dem Einsturz der Dachterrasse. Auch das ist im Prinzip ein bautechnisches Thema. Wir haben ja schon mal drüber geredet, dass das verhindert hätte werden können. Ich vermute mal, da waren Bautechniker und auch Gutachter am Werk. Deswegen haben die ja gesagt "Nee, Moment, darf nicht genutzt werden" und man hat sich nicht daran gehalten. Also das kommt auf diese bautechnische Untersuchung dann ja auch so raus?

Oliver Girharz: 
Ja, natürlich. Jain. Also dieses Objekt kann man natürlich nicht vergleichen mit dem, was wir bei einem Neubau zum Beispiel prüfen. Dieses Objekt, was jetzt hier auf Mallorca eingestürzt ist und wo wir ja auch leider Todesopfer zu beklagen haben, ist ein Objekt aus den 70er Jahren. Das ist sicherlich nicht die Glanzzeit der spanischen Bauweise oder der mallorquinischen Bauweise gewesen. Da wurde versucht, mit so wenig als möglich an Material und Geldeinsatz so viel als möglich dann halt zu bauen und zu erreichen. Das haben wir natürlich auch immer noch. Von daher bin ich auch so, jetzt muss ich vorsichtig sein, was ich jetzt sage, weil das wird mir sicherlich wieder vorgeworfen. Das gleiche gilt natürlich bei jedem Bauträger. Wenn ich halt ein Haus baue zum Verkaufen, dann versuche ich natürlich auch unter Umständen nicht den maximalen finanziellen und arbeitstechnischen Einsatz da reinzubringen, sondern mein Ziel ist es natürlich, damit Geld zu verdienen. Und diese Mängel und diese Schwachpunkte, die dann unter Umständen entstehen, die versuchen wir zu finden. Und vielfach kann man die dann auch noch beheben lassen. Das heißt, unsere Idee ist es, diese Mängel zu finden, dem Verkäufer anhand einer Mängelliste zu erklären, dass der Verkäufer dann diese Mängel dann auch beheben kann, dass der Kunde, der Käufer dann sein Traumobjekt ohne Mängel übernehmen kann.

Yvonne Plattes: 
Genau, deshalb alles vor dem Notartermin.

Oliver Girharz: 
Vor dem Notartermin. Das ist ganz wichtig. Nach dem Notartermin haben wir dann ja auch eine Beweislastumkehr. Also vorher bin ich natürlich in einer sehr guten Position und kann sagen, hier sind überall irgendwelche Kratzer in den Scheiben, austauschen oder polieren lassen oder der Kauf kommt nicht zustande. Wenn ich dann einmal erst gekauft habe, dann muss ich das durchsetzen. Dann ist das halt wieder eine ganz andere Basis oder ein ganz anderer Ausgangspunkt dabei. Auch alte Objekte. Ich wohne in einer 150 Jahre alten Mühle, da werde ich wahrscheinlich kein Bauteil finden, was nicht irgendeinen Mangel oder einen Schaden hat. Mal ganz von Feuchtigkeit abgesehen und einem Schallschutz. Aber ich habe 1, 5 Meter dicke Wände, die werden mir so schnell nicht einstürzen dabei, aber es hat halt andere Probleme. Von daher, was ich vorhin gesagt habe, ein Altbau und Neubau haben andere Bewertungskriterien. Bei einem Neubau ist das meistens sehr klar, weil da habe ich die ganz gängigen und gültigen Baunormen dabei. Bei einem Altbau vor 1956 gebaut, da geht es eher um Gefühle und um Einschätzungen, wie ist das nach heutiger Sicht zu erkennen. Aber ich kann natürlich ein Haus aus den 60er Jahren nicht nach heutigen Maßstäben bewerten.

Jörg Jung: 
Aber ich wollte gerade eben sagen, um es in Epochen irgendwie einzuteilen: Vorsicht bei Gebäuden aus den 70ern und 80ern? Ist das so die schlimmste Epoche gewesen?

Oliver Girharz: 
Pauschalisieren würde ich das nicht.

Jörg Jung: 
Ich muss als Laie.

Oliver Girharz: 
Aber du hast tatsächlich nicht ganz unrecht. Ja, aber alles, was in den 70er Jahren oder 80er Jahren gebaut worden ist, heißt ja nicht, dass das nicht schon aufwendig modernisiert oder saniert worden ist und auf einen guten Standard gebracht wurde. Man kann ja auch aus, ich sag mal wenig hochwertiger Qualität auch eine hochwertige machen.

Jörg Jung: 
Ich mag es noch dramatischer sagen: Eine bautechnische Prüfung kann dann in dem Moment sogar Leben retten. Es sind ja dann nicht nur Kleinigkeiten, so wie man gesehen hat, auch Großigkeiten. Also ganz, ganz große Wichtigkeit dahinter.

Yvonne Plattes: 
In jedem Fall. Aber noch mal, ich glaube, was ganz wichtig ist, dass wir hier über eine Sicht- und Funktionsprüfung reden. Weil ich habe ja auch gelernt von dir, dass du eben nicht unter die Erde gehst. Du gehst nicht in die Wände rein und bohrst mal eben da und kratzt da den Zement ab oder reißt da ein Stück Tapete ab, um irgendetwas festzustellen, sondern man geht mit viel Zeit und das, glaube ich, wird von jedem immer unterschätzt, wie viel. Erklär mal, das ist ja richtig viel Zeit, die du benötigst, um so durch ein Haus zu gehen.

Oliver Girharz: 
Das sind schon einige Stunden, die man da braucht. Also danach brauchst du auch keinen Sport mehr. Wenn das Haus dann noch ein paar Treppen hatte, dann hast du auch deine Höhenmeter nachher gemacht. Und wir haben natürlich auch - darf man nicht ganz unterschätzen - wir haben zwar immer noch gute Augen und unsere Riechorgane sind auch immer ganz gut. Was übrigens sehr gut hilft bei der Bewertung eines Hauses, darf man auch nicht ganz vergessen, aber zudem haben wir natürlich noch Messgeräte, die uns da unsere Arbeit und unser Leben dann noch erleichtern. Jeder gut ausgestattete Sachverständiger hat heute viele Arten von Messgeräten. Das heißt, was messen wir nach: Temperaturen von Oberflächen, die Temperatur, die aus der Klimaanlage rauskommt, die Wassertemperatur. Wir haben eine Wärmebildkamera, die halt auch viele, viele Aufschlüsse geben kann und sehr detailliert dann auch noch mal zum Beispiel ein Aufbau von einem Mauerwerk zeigen kann, wenn da irgendwelche Wärmebrücken drin sind, umgangssprachlich Kältebrücken. Aber ich hasse dieses Wort, weil es tatsächlich falsch ist in der Physik. In der Physik gibt es keine Kälte, es gibt Wärme. Wir haben heutzutage die technischen Möglichkeiten dazu, viel mehr festzustellen, als es das menschliche Auge und unser Riechorgan sonst zulassen würden.

Yvonne Plattes: 
Und ich glaube, ganz wichtig ist es: Final erstellt ja einen wirklichen Bericht darüber, sodass auch der Kaufinteressent etwas in der Hand hat, auf das er sich beziehen kann und sagen kann das und das haben die geprüft. Damit bin ich d'accord und das ist auch in Ordnung und das habt ihr eben nicht geprüft, weil das auch nicht der Leistungsumfang war und da kann ich mich auch drauf beziehen und das ist, glaube ich, noch mal ein ganz wichtiger Punkt für Transparenz, für Seriosität. Und ich kann das nur unterstreichen, dass man daran nicht sparen soll.

Oliver Girharz: 
Nein, nein, nein. Und dann muss man auch sagen, bei den Objekten hier auf Mallorca von den Kaufpreisen, das sind ja nicht unbedingt die geringsten weltweit, ist das natürlich wirklich eine Promillezahl und es gibt halt wirklich eine große Sicherheit für den Käufer, dass er da nicht die Wundertüte kauft. Ja, und das, denke ich, ist immer zu empfehlen. Mein erster Kunde, den ich auf Mallorca hatte - und ich bin jetzt mittlerweile seit 20 Jahren hier - der hat mal zu mir gesagt "Oliver, ich bin auf die Insel gekommen, ging durch das Gate durch und dann zack, weg und dann war komplett mein Verstand weg und ich habe nur noch die Sonne und dieses schöne Haus gesehen", das wir übrigens für 1, 1 Millionen € saniert hatten.

Jörg Jung: 
Auf dass Mallorca im Generellen auch irgendwann mal schimmelfrei wird. Viele wünschen es sich. Das war die bautechnische Prüfung. Vielen Dank dafür an dieser Stelle an Oliver Girharz von Matrol. Wir haben aber immer noch eins offen: baurechtliche Prüfung.

Yvonne Plattes: 
Das machen wir im nächsten Wochenende, würde ich mal sagen.

Jörg Jung: 
Hätte ich auch gesagt. Das lassen wir jetzt sacken. Nächsten Sonntag hören wir uns wieder bei MEEWERT - Immobilien Mallorca & Ibiza. Vielen Dank an Oliver Girharz und Yvonne Plattes.

Yvonne Plattes: 
Danke, Jörg. Ciao.

Autor: Jörg Jung / Mitarbeit: C. Schittelkopp

09. Juni 2024

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