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"Einmalige Chance, die Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben!"

Jürgen Grabert von DATEV zur verpflichtenden Nutzung der E-Rechnung ab 2025.

Jürgen Grabert von DATEV

Der Bundeswirtschaftssenat war vergangene Woche zu Gast auf Mallorca und vernetzt sich mit Vertretern der mallorquinischen Wirtschaft. Für die Unternehmer beider Länder ist das Thema "E-Rechnung" ab dem kommenden Jahr eine große Herausforderung. Aber auch eine große Chance, sagt Jürgen Grabert, Head of Accounting Solutions bei DATEV. Nach seinem Vortrag im Castillo Hotel Son Vida, bat Willi-pedia Podcast-Creator Jörg Jung zum Interview ...

Jörg Jung
Ja, das war ja ein sehr interessantes, spannendes Wochenende, muss man sagen. Der Bundeswirtschaftssenat traf sich auf Mallorca und einer, der auch ganz viel und wichtiges zu sagen hatte, der war mit dabei, nämlich der Jürgen Grabert von DATEV und wir reden jetzt mit ihm. Schönen guten Tag, Herr Grabert, schön, dass Sie dabei sind.

Jürgen Grabert
Ja, hallo Herr Jung, vielen Dank, dass ich hier dabei sein darf und ein paar Impressionen zu der Veranstaltung und zu dem Thema E-Rechnung abgeben darf.

Jörg Jung
Genau das war nämlich das entscheidende Thema, die E-Rechnung. Es wurde auch in diesem Jahr schon oft thematisiert. Herr Grabert, was kommt denn da im Jahr 2025 auf uns alle zu? Das hört sich ja sehr gewaltig an, das Thema E-Rechnung.

Jürgen Grabert
Ja, wie gesagt, in Deutschland kommt zum 1.1.2025 die E-Rechnungs-Empfangspflicht. Das heißt, jedes Unternehmen, welches Umsätze im B2B-Bereich macht, muss in der Lage sein, E-Rechnungen nach EN 16931-Konformität entsprechend empfangen zu können. Der Versand wiederum, da hat man ein bisschen mehr Zeit, da kann man sich darauf vorbereiten. Da gibt es einige Übergangsregelungen und das läuft dann im Prinzip bis zum 1.1.2028 und dann gilt auch der Versand von E-Rechnungen verpflichtend für alle Unternehmer in Deutschland.

Jörg Jung
Ich glaube sogar, also B2B haben Sie gerade gesagt, ich glaube später sollte es auch in dem B2C-Bereich angewendet werden. Bin ich da falsch informiert oder können wir das noch ergänzen, beruhigt?

Jürgen Grabert
Momentan ist es tatsächlich so, dass wir in Deutschland nur von Rechnungen im B2B-Bereich sprechen ganz bewusst, der B2C-Bereich ist momentan noch nicht in der Diskussion.

Jörg Jung
So, jetzt habe ich ja schon erwähnt, Jürgen Grabert ist natürlich bei der DATEV und das ist so, wenn man so will, die Schnittstelle sowieso für Steuerberater, für Unternehmen, wenn es ums Thema Finanzbuchhaltung geht. Sie haben wahrscheinlich richtig was zu tun fürs kommende Jahr, weil ich kann mir vorstellen, da sind auch viele Menschen mal verunsichert, wenn es um dieses Thema geht.

Jürgen Grabert
Da haben Sie vollkommen recht. Ja, wir haben gut zu tun, macht aber auch viel Spaß. Wenn man im Kalender schaut, der 1.1.2025 ist nicht mehr so weit weg. Und wir stellen natürlich fest bei den ganzen Veranstaltungen, bei den ganzen Vorträgen, die wir zu dem Thema halten, dass es noch ganz, ganz viel Ängste, Verunsicherung, Fragestellungen gibt, die es noch zu beantworten gilt. Ich kann nur sagen, von Seiten DATEV machen wir insofern ein Angebot, dass wir für kleine und mittelständische Unternehmen eine sogenannte Plug-and-Play-Lösung bieten. Das heißt, ab November ist es dann möglich, sich bei DATEV für ein Empfangspostfach registrieren zu können und entsprechend bereit zu sein für die Empfangspflicht ab 01.01.2025.

Jörg Jung
Jetzt reden wir die ganze Zeit natürlich von DATEV. Ist natürlich kein unbekanntes Objekt. Aber würden Sie gerade noch mal DATEV an sich erklären, von welcher Tragweite wir überhaupt reden, von wie vielen Mitarbeitern, die auch unter anderem an diesem Projekt beschäftigt sind?

Jürgen Grabert
Ja, die DATEV von sich ist ein der größte Dienstleister im Steuerberatenden, Wirtschaftsprüfenden und Rechtsanwaltsberufsstand in Deutschland. Wir haben circa 9.000 Mitarbeitende in ganz Deutschland verteilt, wobei der Hauptsitz natürlich in Nürnberg ist. Ja, bei mir, ich bin im Geschäftsfeld Rechnungswesen verantwortlich für alle Themen von Beleg-Zugang letztendlich bis Steuerung in die Fibu über künstliche Intelligenz, über Mechanismen der Automatisierung, bis hin eben die Daten dann für den Jahresabschluss bereitzustellen. Und an dem Thema E-Rechnung arbeiten gesamt im Haus so Pi mal Daumen kann man sicher sagen, das ist roundabout 100 Mitarbeitende sein werden, die sich da in allen Bereichen damit beschäftigen, sowohl Entwicklung, Kommunikation, Marketing und alles, was damit rundherum zu tun hat.

Jörg Jung
Ja und jetzt muss man ja nochmal erwähnen, die E-Rechnung ist natürlich nicht nur Thema in Deutschland ab 2025, sprich ab kommendem Jahr, auch Thema in Spanien. Ist das eine besondere Challenge, auch länderübergreifend das so richtig zu organisieren und dann auch sicherzustellen, dass das alles gut läuft?

Jürgen Grabert
Ja sicher ist die Herausforderung natürlich dann, wenn entsprechend eine Rechnung über die Ländergrenzen Deutschlands hinweg versandt werden soll. Der Versand ist erst einmal nur machbar. Die Problematik entsteht eventuell, dass eben ein EN 16931 konformes Format, eine konforme Rechnung eventuell im Empfänger-Ausland dann nicht richtig gelesen oder interpretiert werden kann, weil dort eben andere Regularien gelten. Das ist  Sinn und Zweck, was die EU auch harmonisieren will. Auf EU-Ebene gibt es eben auch ein Projekt, das nennt sich ViDA, VAT in digital Age, wo man eben genau versuchen will, diese Thematik in den Griff zu kriegen, EU-weit zu normieren, zu standardisieren. Auch die Verpflichtung, dass jedes EU-Land sich an diese Standards hält. Und natürlich muss dann auch der Transport über die Ländergrenzen hinweg entsprechend geregelt und betrachtet werden. Wir haben dafür ein Netzwerk, sogenannte Traffics-Netzwerk, wo wir mehrheitlich beteiligt sind, um eben dann genau diese Thematik gut im Griff zu haben. Und genau da kommt wieder dieses Thema vom Anfang mit ins Spiel, Plug and Play. Das heißt, jeder Kunde, der sich bei uns registriert, unser System nutzt hat dann auch die Möglichkeit, damit dieses Netzwerk zu nutzen und ist in der Lage, nahezu weltweit Rechnungen entsprechend zu versenden und sicherzustellen, dass der Empfänger das Ganze auch so bekommt, dass er damit in seiner Finanzbuchhaltung etwas anfangen.

Jörg Jung
Ich glaube, entsprechend ausführlich ist auch der Online-Auftritt bei Ihnen. Sie haben ja eine Webplattform, wo man sich da komplett auch informieren kann und so weiter und so fort. Da ist man ja an sich schon gut aufgehoben.

Jürgen Grabert
Genau, da sind Sie vollkommen richtig informiert. Unter go.datev.de/e-rechnung können Sie sich informieren über alles, was rund die E-Rechnung zu finden ist, was gerade aktuell ist. Es wird ja immer noch ganz, ganz viel diskutiert. Auf Bundesebene, in den unterschiedlichsten Arbeitskreisen vom Bundesfinanzministerium und alles, was da an Neuerungen, an neuen Informationen zur Verfügung steht, veröffentlichen wir natürlich sofort, wenn es herauskommt. Und da kann natürlich jeder drauf, kein Thema. Und Sie haben damit auch die Möglichkeit, den Absprungpunkt zu finden, sich bei uns auf der E-Rechnungsplattform registrieren zu können.

Jörg Jung
Jetzt frage ich als Laie, ich meine, es ist ihr täglich Brot mit der anstehenden E-Rechnung zu arbeiten. Ich bin dann immer so einer, wahrscheinlich von vielen, die sagen, das bereitet mir ein bisschen Bauchweh, das ist alles Bürokratie, da muss ich wieder das umstellen und die Mehrkosten hab ich. Ist aber eigentlich ganz andersrum, oder?

Jürgen Grabert
Ist richtig. Es ist eigentlich ganz andersrum. Wir sorgen eben dafür, dass der Prozess vom E-Rechnungsempfang über die, auch das Thema Archivierung ist ja ein großes Thema, über die Archivierung DATEV-Unternehmen online eine Cloud-Lösung, die bei uns schon seit Jahren betrieben wird. Und da haben Sie die Möglichkeit, das Ganze dann vollkommen automatisiert in entsprechende Belegprozesse, zum Beispiel eben Belegprüfung, Belegfreigabe, dann über Automatismen in die Finanzbuchführung reinzubringen. Denn was wichtig ist, zukünftig ist natürlich nicht entscheidend, dass von einem Papierbeleg oder von einer PDF-Datei gebucht wird, sondern entscheidend ist dieser XML-Datensatz, in dem die relevanten Informationen der E-Rechnung stehen. Das ist wichtig, dass dieser XML-Datensatz dann in der Finanzbuchhaltung verarbeitet wird und dann auch für die Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich die Vorsteuer auch noch ziehen zu dürfen.

Jörg Jung
Jetzt reden wir über Mallorca, denn Jürgen Grabert war ja mit dabei beim Treffen des Wirtschaftssenats hier auf Mallorca und Sie haben ja auch einen Vortrag darüber gehalten über dieses Thema E-Rechnung. Bin gerade drauf gekommen, weil ich vorhin gesagt habe, ich bin nicht allein mit meinem Bauchweh und da gab es auch aus dem Publikum die ein oder andere Negative. War das so in die Richtung, wie ich gerade dachte oder gab es da noch andere Argumente?

Jürgen Grabert
Sicher gab es viele Fragen und auch die Stimmungslage war natürlich nicht unbedingt sehr positiv. Ganz klar, die Unternehmer in Deutschland warten natürlich nicht darauf, dass sich der Staat jetzt wieder eine Neuerung einfallen lässt zum Thema E-Rechnung. Ist aber trotzdem ganz wichtig, dass wir das ganze Thema denken, denn eigentlich ist die Digitalisierung in Deutschland ja noch etwas hinten dran und ich sehe die E-Rechnung als einen großen Schritt nach vorne was die Digitalisierung betrifft und digitalisierte Prozesse in einem Unternehmen zu haben, ist ja eigentlich das A und O, um das Ganze dann einfach rund zu machen, von überall her auf Daten zuzugreifen, ist das eben die Grundvoraussetzung. Und ja, wie ich schon mal gesagt habe, man hat natürlich gemerkt, es sind Ängste da, es sind viele Fragestellungen da, man hat sich noch nicht wirklich so damit beschäftigt, aber ich bleibe dabei, man kann, wenn wir über die DATEV-Lösung reden, wirklich von einer Plug-and-Play-Lösung reden und damit ist das ganze Thema eigentlich sehr einfach zu bewerkstelligen und sehr einfach zu handhaben.

Jörg Jung
Dann auf ein bürokratiefreieres 2025. Frage natürlich noch aus der Vergangenheit heraus. Wie war das Wochenende auf Mallorca mit dem Bundeswirtschaftssenat zusammen? Das hat ja wettertechnisch auf jeden Fall mal schon mal gut gepasst. Und ich schätze, was Networking angeht, war das auch ganz interessant, jetzt abgesehen auch von Ihrem eigenen Vortrag.

Jürgen Grabert
Da haben Sie vollkommen recht, das Wetter war ein Traum. Wenn man gesehen hat, dass in Deutschland Regen und Kälte Einzug gehalten haben, haben wir tatsächlich tolles Wetter gehabt. Aber nein, die Veranstaltung war wirklich ein voller Erfolg. Es waren sehr viele interessante Gespräche, sehr viele interessante Menschen, die man kennenlernen konnte, wo man wirklich über die einzelnen Themenstellungen sehr intensiv und detailliert diskutieren konnte. Und man merkt, die E-Rechnung ist ja ein Thema davon, aber natürlich gibt es noch ganz, ganz viele andere Themen, die die deutsche mittelständische Wirtschaft bewegt. Und das war da wirklich eine sehr, gute Plattform. Und da wirklich herzlichen Dank auch für die Einladung dafür, dass wir die Gelegenheit hatten, uns dort aktiv mitzubeteiligen und auch sehr viele gute Kontakte zu knüpfen.

Jörg Jung
Und dass zumindest eines in 2025 gewuppt wird unter diesen ganzen Themen, nämlich die E-Rechnung. Dafür ist Jürgen Grabert verantwortlich und DATEV. Ich bedanke mich recht herzlich für dieses sehr informative Gespräch.

Jürgen Grabert
Vielen Dank auch, dass ich teilnehmen durfte und wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Autor: Jörg Jung /Mitarbeit: C. Schittelkopp

04. Oktober 2024

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