News-Talk mit der MZ: Das Bevölkerungswachstum auf den Balearen als größtes Problem?
In dieser Folge des Willi-pedia Podcasts spricht Timothea Imionidou, Podcast-Producerin der PlattesGroup, mit Dr. Ciro Krauthausen, dem Chefredakteur der Mallorca Zeitung, über drei Themen, die die Balearen aktuell besonders bewegen:
Im politischen Teil geht es um den neuen Kurs der Balearen-Regierung – zwischen Ökosteuer, Tourismusdebatte und Wohnungsnot. Der Journalist analysiert, warum die Regierung den Fokus zunehmend vom Tourismus auf das Bevölkerungswachstum verschiebt und welche Rolle dabei wirtschaftliche Strukturen, Zuwanderung und der Immobilienmarkt spielen.
Das zweite Thema beleuchtet die Migrationssituation auf den Inseln. Wie verändert sich die Stimmung in der Bevölkerung? Welche politischen Kräfte profitieren davon – und welche gesellschaftlichen Spannungen entstehen?
Zum Abschluss geht es um eine neue internationale Flugverbindung zwischen Palma und Abu Dhabi. Was steckt dahinter – touristische Interessen, wirtschaftliche Strategien oder beides? Dr. Ciro Krauthausen erklärt, warum Mallorca immer stärker in den Fokus globaler Märkte rückt und welche Chancen sich daraus ergeben.
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Timothea Imionidou
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts. Heute mit einem ganz besonderen Gast: Dr. Ciro Krauthausen, Chefredakteur der Mallorca Zeitung. Wir wollen gemeinsam einen Blick auf drei Themen werfen, die Mallorca und die Balearen aktuell besonders bewegen: erstens die politische Lage und die jüngsten Entscheidungen im Parlament, zweitens die Migrationssituation auf den Inseln, die zunehmend für Spannungen sorgt, und schließlich eine neue internationale Flugverbindung zwischen Palma und Abu Dhabi.
Wir starten mit dem Thema Politik. Auf den Balearen ist derzeit einiges in Bewegung. Regierung und Opposition haben sich überraschend auf eine Erhöhung der Ökosteuer geeinigt – und das in einer Phase, in der gleichzeitig über Tourismus, Wohnraum und Nachhaltigkeit diskutiert wird. Wie würdest du den aktuellen politischen Kurs auf den Balearen beschreiben – eher stabil oder angespannt?
Dr. Ciro Krauthausen
Das ist ein weites Feld. Zunächst einmal: Die Einigung zur Touristensteuer ist noch nicht in Stein gemeißelt. Es gibt Anzeichen, dass die konservative Minderheitsregierung das gemeinsam mit den Sozialisten in der Opposition für das kommende Jahr beschließen könnte. In den vergangenen Wochen kam wieder Bewegung in die Politik. Es hat jetzt eine Debatte zur „Lage der Nation“, also der Inseln, gegeben. Ministerpräsidentin Marga Prohens hat dort ihre Analyse der aktuellen Situation vorgestellt.
Timothea Imionidou
Kannst du das für uns kurz zusammenfassen?
Dr. Ciro Krauthausen
Ja. Im Vergleich zum vergangenen Jahr gibt es eine deutliche Akzentverschiebung. Damals stand die Tourismusdebatte im Vordergrund – wie man mit dem großen Andrang von Urlaubern umgehen sollte. Marga Prohens hatte damals Einschränkungen angekündigt, von denen letztlich wenig umgesetzt wurde. Jetzt liegt der Fokus auf einem anderen Thema: der Demografie. Sie spricht vom starken Bevölkerungswachstum als größter Herausforderung der Inseln. Im Jahr 2000 lebten rund 850.000 Menschen auf den Balearen – heute sind es etwa 1,25 Millionen. Ein Anstieg um 50 Prozent. Das ist erheblich für eine Inselgruppe dieser Größe.
Timothea Imionidou
Definitiv eine große Herausforderung. Aber verschiebt sie damit nicht den Fokus? Ist das Hauptproblem wirklich das Bevölkerungswachstum und nicht mehr der Tourismus?
Dr. Ciro Krauthausen
Das ist zunächst eine Feststellung: Ja, die Bevölkerung ist stark gewachsen. Das hat natürlich viele Auswirkungen – besonders auf die Wohnungsnot. Aber Prohens bleibt dabei an der Oberfläche. Die entscheidende Frage ist: Woran liegt das? Die Opposition argumentiert, dass das aktuelle Wirtschaftsmodell mit seinem massentourismusbasierten und arbeitsintensiven Ansatz der Auslöser ist. Solange dieses Modell nicht umgebaut wird, bleibt der Zustrom an Arbeitskräften hoch. Hinzu kommt der Einfluss der Ferienvermietung auf den Wohnungsmarkt sowie der Zuzug wohlhabender Menschen aus Mitteleuropa oder anderen Regionen. Das alles trägt zum Bevölkerungswachstum bei.
Timothea Imionidou
Das führt natürlich zu mehr Wohnungsnot. Gibt es Ansätze, dem entgegenzuwirken? Die Regierung hat ja eine Förderung von bis zu 10.000 Euro für unter 40-Jährige angekündigt. Ist das hilfreich oder eher Symbolpolitik?
Dr. Ciro Krauthausen
Eher Symbolpolitik. Natürlich musste sie etwas ankündigen, aber entscheidend wird sein, was tatsächlich umgesetzt wird.
Die Regierung hat bereits einige Maßnahmen angestoßen: Baugrundstücke werden freigegeben, Bauen wird erleichtert. Aber das dauert alles. Genehmigungsverfahren sind langwierig, und am Ende entstehen vielleicht ein paar tausend Wohnungen – aber das wird Jahre dauern. Einen schnellen Lösungsansatz gibt es nicht.
Timothea Imionidou
Welche Rolle spielt dabei die Zentralregierung? Gibt es ausreichende Unterstützung für die Balearen?
Dr. Ciro Krauthausen
Darüber kann man diskutieren. Die Balearen tragen viel zum Staatshaushalt bei, sind aber tendenziell unterfinanziert. In der Wohnungsfrage verfolgt die sozialistisch geführte Zentralregierung allerdings einen anderen Ansatz – mit Mietpreisbremsen und stärkeren Eingriffen in den Markt. Die konservative Balearen-Regierung lehnt das ab. Generell herrscht in Spanien derzeit politische Instabilität: Ministerpräsident Pedro Sánchez regiert ohne eigene Mehrheit und steht ständig unter Druck. Das wirkt sich auch auf die Balearen aus, wo ebenfalls eine Minderheitsregierung regiert. Marga Prohens muss daher immer mit Neuwahlen rechnen – sowohl in Madrid als auch auf den Inseln.
Timothea Imionidou
Kommen wir zum Thema Migration. Wie ist aktuell die Stimmung in der Bevölkerung – eher verständnisvoll oder zunehmend angespannt?
Dr. Ciro Krauthausen
Das Thema ist stark politisiert. Die rechtspopulistische Vox-Partei legt in Umfragen zu und setzt gezielt auf das Thema Migration. Die konservative Regierung versucht, dem mit einem deutlicheren Rechtskurs entgegenzuwirken – auch auf den Balearen. In der jüngsten Debatte sprach Marga Prohens davon, dass das Bevölkerungswachstum die größte Herausforderung sei – und verknüpfte das mit Migration. Sie machte teils fragwürdige Aussagen über Migranten, die angeblich nach Mallorca kommen, um Sozialleistungen zu beziehen. Diese Thesen sind jedoch kaum haltbar und dienen eher der politischen Positionierung.
Timothea Imionidou
Ein Trend, den man auch international beobachten kann.
Dr. Ciro Krauthausen
Genau. Spanien war historisch gesehen immer recht tolerant im Umgang mit Migration – auch weil das Land selbst eine lange Geschichte der Auswanderung hat. Immer wieder gab es Amnestien für Menschen ohne Aufenthaltsstatus, um sie ins System zu integrieren. Spanien braucht Arbeitskräfte, gerade in Tourismus und Bauwirtschaft. Aber ja, die Stimmung kippt langsam – ähnlich wie in anderen europäischen Ländern.
Timothea Imionidou
Neben diesen politischen und gesellschaftlichen Themen gibt es auch wirtschaftliche Nachrichten: Die neue Direktverbindung zwischen Palma und Abu Dhabi. Was steckt dahinter – touristische oder strategische Überlegungen?
Dr. Ciro Krauthausen
Ich denke, das ist vor allem ein unternehmerisches Projekt. Mallorca hat international stark an Attraktivität gewonnen. Die Insel steht zunehmend im Fokus – auch in den USA, wo viele Prominente in den letzten Jahren hier Urlaub gemacht haben. In Richtung Asien tut sich ebenfalls etwas: Auf den Golfplätzen der Insel sieht man inzwischen häufiger Gäste aus den arabischen Emiraten. Etihad Airways sieht offenbar Potenzial, im Sommer drei wöchentliche Direktflüge zwischen Palma und Abu Dhabi anzubieten. Über das Drehkreuz Abu Dhabi wird vermutlich auch der asiatische Markt bedient.
Timothea Imionidou
Ist das eher ein Testlauf oder könnte die Verbindung langfristig bestehen bleiben?
Dr. Ciro Krauthausen
Das wird sich zeigen. Wenn es sich wirtschaftlich rechnet, bleibt die Verbindung. Wenn nicht, verschwindet sie wieder. Interessant ist, dass es auf Mallorca schon länger Unternehmer gibt, die großes Interesse an einer stärkeren Verbindung zu den Golfstaaten haben. Es gibt wirtschaftliche und finanzielle Anreize, enger mit Abu Dhabi und den Emiraten zu kooperieren.
Timothea Imionidou
Die Zahl der deutschen Touristen ist zuletzt leicht zurückgegangen, oder?
Dr. Ciro Krauthausen
Ja, im Juli waren es etwa acht Prozent weniger als im Vorjahr. Das hängt sicherlich mit der wirtschaftlichen Lage in Deutschland zusammen. Ich würde das aber nicht überbewerten – das kann sich schnell wieder ändern, wenn die Wirtschaft anzieht. Zudem ist Mallorca heute kein günstiges Reiseziel mehr, was ebenfalls eine Rolle spielt.
Timothea Imionidou
Vielen Dank, Ciro, für deine Einschätzungen und Einblicke.
Dr. Ciro Krauthausen
Ich danke dir. Bis zum nächsten Mal.
Timothea Imionidou
Und Ihnen natürlich vielen Dank fürs Zuhören. Alle weiteren Informationen finden Sie wie immer auf willipedia.plattes.net.
Autorin: Timothea Imionidou / Mitarbeit: ff
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