"Navigieren im Bermuda-Dreieck von Geld, Macht und Emotionen"
13. September 2024Mallorca Magazin: Warum veranstaltet der Bundeswirtschaftssenat ausgerechnet im ,,fernen" Palma de Mallorca eine Tagung?
Christoph Ahlhaus: Das Treffen des Bundeswirtschaftssenates, dem Exzellenzgremium des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft BVMW, ist in der Tat etwas ganz besonderes, weil wir auf Mallorca ideale Voraussetzung vorfinden, um führende Unternehmerinnen und Unternehmer aus Deutschland und den Balearen mit politischen Entscheidungsträgern der Insel in Austausch zu bringen. Damit reagieren wir auch auf die erfreuliche Entwicklung, dass Mallorca schon lange nicht mehr nur ein Sehnsuchtsort für viele Deutsche ist, die Urlaub machen wollen, sondern auch ein Hot Spot für Unternehmer, die etwas bewegen wollen.
MM: Was sind die Ziele und Absichten des BWS auf Mallorca?
Ahlhaus: Ein Thema, auf das ich mich besonders freue, lautet: ,,Nachhaltige Strukturen für Familienunternehmer: Erfolgreich navigieren im Bermuda-Dreieck von Geld, Macht und Emotionen". Hierbei beschäftigen wir uns mit dem Phänomen, dass rationale Entscheidungen von emotionalen Dynamiken beeinflusst werden. Wichtig ist mir aber auch, was zwischen den Vorträgen, Key Notes und Diskussionen beim Netzwerken passiert. Das ist mindestens genauso wichtig, wie die offizielle Agenda.
MM: Welche Unternehmer und Mitglieder nehmen an der Tagung auf der Insel teil?
Ahlhaus: Dem BWS gehören rund 350 hochkarätige Unternehmen des deutschen Mittelstandes an, die zusammen für 1,2 Millionen Arbeitsplätze und 120 Milliarden Euro Jahresumsatz stehen. Auf Mallorca erwarten wir rund 90 Unternehmerinnen und Unternehmer dieser Firmen.
MM: Am 28. September ist unter der Schirmherrschaft der PlattesGroup auch ein Treffen mit mallorquinischen bzw. auf Mallorca ansässigen Unternehmen geplant. Worum geht es dabei?
Ahlhaus: Kennenlernen, Kontakte initiieren, Schnittmengen finden - oder einfach nur Freude an der Begegnung mit gleichgesinnten Unternehmerinnen und Unternehmen haben. Jeder, der ein eigenes Unternehmen führt, weiß, dass solche Kontakte manchmal völlig neue Perspektiven und Möglichkeiten eröffnen. So etwas kann man nicht 1:1 planen, aber bei unserem Treffen auf Mallorca sind die Bedingungen für neue Erkenntnisse und Kontakte geradezu perfekt.
"Probleme sind hausgemacht. Lähmende Bürokratie, hohe Steuern, fehlende Fachkräfte und wettbewerbsfeindliche Energiepreise"
MM: Nach Ihrer Ansicht - so zu lesen auf der Homepage des BVMW - befindet sich Deutschland in einer katastrophalen Lage. Warum?Ahlhaus: Die Lage, insbesondere für viele Mittelständler in Deutschland, ist derzeit äußerst angespannt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die Folgen der Pandemie, der russische Angriffskrieg in der Ukraine, die angespannte Lage in Gaza oder die unklaren Verhältnisse in China und Taiwan haben erheblichen Einfluss auf die Weltwirtschaft und globale Lieferketten. Die unsichere Lage bekommt die exportorientierte deutsche Wirtschaft in besonderer Weise zu spüren.
MM: Liegen diese Probleme allein in der Verantwortung der Politik?
Ahlhaus: Es wäre zu einfach, der Politik an allem die Schuld zu geben. Aber: Viele unserer Probleme sind hausgemacht. Die lähmende Bürokratie, die viel zu hohen Steuern und Abgaben, fehlende Arbeits- und Fachkräfte sowie die wettbewerbsfeindlichen Energiepreise haben zu Verunsicherung und Frustration nicht nur im Unternehmerlager geführt.
"Viele politische Initiativen bleiben Stückwelk und gehen im politischen Klein-Klein und Arnpel-Zank unter."
MM: Welche Maßnahmen müsste die Ampel-Regierung auf den Weg bringen, um die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen?
Ahlhaus: Die Ampel müsste sich endlich zusammenraufen und dienbsp; hausgemachten Probleme Bürokratie, Steuern und Abgaben, Energie und Fachkräftemangel, beherzt angehen. Wir sehen auch, dass sich hier seit dem Beginn der Legislaturperio de durchaus etwas getan hat. Aber viele politische Initiativen bleiben Stückwerk und gehen im politischen Klein-Klein und Ampel-Zank unter.
MM: Welche Rolle spielt die Immigration für die Wirtschaft in Deutsch land. Stichwort: Arbeitskräfte aus dem Ausland / sowie Milliarden Ausgaben fiir immer mehr Sozialempfänger?
Althaus: Die Unternehmerinnen und Unternehmer suchen hände ringend nach motivierten und qualifizierten Arbeitskräften in fast allen Bereichen. Hier stellen
MM: Ist die Kürzung der Wochenar beitszeit von Arbeitnehmern eine Lösung für das Beschäftigungsproblem?
Ahlhaus: Wir begrüßen Arbeitszeiten, die den Bedürfnissen von Unternehmen und Arbeitnehmern in gleicher Weise gerecht werden. Einmischung, wie die staatlich verordnete Vier-Tage-Woche, lehnen wir strikt ab. Wenn wir wieder zur Weltspitze gehören wollen, müssen wir uns mehr anstrengen und bereit sein, die Ärmel hochzukrempeln. Anders wird es im internationalen Wettbewerb nicht funktionieren.
MM: Mallorca ist das beliebteste Ferienziel von Millionen von Bundesbür gern. Welche Auswirkungen könnte ein Fortschreiten der Rezession in Deutschland fiir die Urlaubsbranche haben?
Ahlhaus: Menschen, die unter wirtschaftlichen Sorgen und unsicheren Zukunftsaussichten leiden, geben weniger Geld aus. Das könnte auch die Urlaubs branche empfindlich treffen. Umso wichtiger ist es, dass wir wieder stärker an einem Strang ziehen und unser Land wieder auf den Wachstumspfad zu rückführen. Der Mittelstand und seine Unternehmen sind dazu bereit. Man muss sie nur endlich wieder lassen.
MM: Auf der Insel haben viele deut sche Unternehmer ihren Zweitwohn sitz? Wäre das auch fiir Sie eines Tages interessant?
Ahlhaus: Ich komme seit 30 Jahren regelmäßig nach Mallorca. Für meine Familie und mich ist es schon jetzt eine zweite Heimat geworden.
Die Fragen stellte Andreas John, Redakteur des Mallorca Magazin.
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