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"Navigieren im Bermuda-Dreieck von Geld, Macht und Emotionen"

Der Bundeswirtschaftssenat BWS, Exzellenzgremium des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft, veranstaltet vom 27. bis 29. September erstmals eine Mitgliedertagung auf Mallorca. Senatspräsident Christoph Ahlhaus erklärt gegenüber MM die Ziele und Erwartungen.

13. September 2024

Mallorca Magazin: Warum veranstal­tet der Bundeswirtschaftssenat aus­gerechnet im ,,fernen" Palma de Mal­lorca eine Tagung?
Christoph Ahlhaus: Das Treffen des Bundeswirtschaftssenates, dem Exzellenzgremium des Bundes­verbandes der mittelständischen Wirtschaft BVMW, ist in der Tat etwas ganz besonderes, weil wir auf Mallorca ideale Vorausset­zung vorfinden, um führende Unternehmerinnen und Unter­nehmer aus Deutschland und den Balearen mit politischen Entscheidungsträgern der Insel in Austausch zu bringen. Damit reagieren wir auch auf die er­freuliche Entwicklung, dass Mallorca schon lange nicht mehr nur ein Sehnsuchtsort für viele Deutsche ist, die Urlaub machen wollen, sondern auch ein Hot Spot für Unternehmer, die etwas bewegen wollen.

MM: Was sind die Ziele und Absich­ten des BWS auf Mallorca?
Ahlhaus: Ein Thema, auf das ich mich besonders freue, lautet: ,,Nachhaltige Strukturen für Fa­milienunternehmer: Erfolgreich navigieren im Bermuda-Dreieck von Geld, Macht und Emotio­nen". Hierbei beschäftigen wir uns mit dem Phänomen, dass rationale Entscheidungen von emotionalen Dynamiken beein­flusst werden. Wichtig ist mir aber auch, was zwischen den Vorträgen, Key Notes und Dis­kussionen beim Netzwerken passiert. Das ist mindestens ge­nauso wichtig, wie die offizielle Agenda.

MM: Welche Unternehmer und Mit­glieder nehmen an der Tagung auf der Insel teil?

Ahlhaus: Dem BWS gehören rund 350 hochkarätige Unternehmen des deutschen Mittelstandes an, die zusammen für 1,2 Millionen Arbeitsplätze und 120 Milliar­ den Euro Jahresumsatz stehen. Auf Mallorca erwarten wir rund 90 Unternehmerinnen und Unternehmer dieser Firmen.

MM: Am 28. September ist unter der Schirmherrschaft der PlattesGroup auch ein Treffen mit mallorquinischen bzw. auf Mallorca ansässigen Unter­ nehmen geplant. Worum geht es da­ bei?
Ahlhaus: Kennenlernen, Kontakte initiieren, Schnittmengen finden - oder einfach nur Freude an der Begegnung mit gleichgesinnten Unternehmerinnen und Unter­ nehmen haben. Jeder, der ein ei­ genes Unternehmen führt, weiß, dass solche Kontakte manchmal völlig neue Perspektiven und Möglichkeiten eröffnen. So et­ was kann man nicht 1:1 planen, aber bei unserem Treffen auf Mallorca sind die Bedingungen für neue Erkenntnisse und Kon­takte geradezu perfekt.

"Probleme sind hausgemacht. Läh­mende Bürokratie, hohe Steuern, fehlende Fachkräfte und wettbe­werbsfeindliche Energiepreise"

 

MM: Nach Ihrer Ansicht - so zu lesen auf der Homepage des BVMW - be­findet sich Deutschland in einer kata­strophalen Lage. Warum?Ahlhaus: Die Lage, insbesondere für viele Mittelständler in Deutschland, ist derzeit äußerst angespannt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die Folgen der Pandemie, der russische An­griffskrieg in der Ukraine, die angespannte Lage in Gaza oder die unklaren Verhältnisse in China und Taiwan haben erheb­ lichen Einfluss auf die Weltwirt­ schaft und globale Lieferketten. Die unsichere Lage bekommt die exportorientierte deutsche Wirtschaft in besonderer Weise zu spüren.

MM: Liegen diese Probleme allein in der Verantwortung der Politik?
Ahlhaus: Es wäre zu einfach, der Politik an allem die Schuld zu geben. Aber: Viele unserer Prob­leme sind hausgemacht. Die läh­ mende Bürokratie, die viel zu hohen Steuern und Abgaben, fehlende Arbeits- und Fachkräf­te sowie die wettbewerbsfeindli­chen Energiepreise haben zu Verunsicherung und Frustration nicht nur im Unternehmerlager geführt.

"Viele politische Initiativen bleiben Stückwelk und gehen im politi­schen Klein-Klein und Arnpel­ Zank unter."

 

MM: Welche Maßnahmen müsste die Ampel-Regierung auf den Weg brin­gen, um die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen?
Ahlhaus: Die Ampel müsste sich endlich zusammenraufen und die  hausgemachten  Probleme Bürokratie, Steuern und Abga­ben, Energie und Fachkräfte­mangel, beherzt angehen. Wir sehen auch, dass sich hier seit dem Beginn der Legislaturperio­ de durchaus etwas getan hat. Aber viele politische Initiativen bleiben Stückwerk und gehen im politischen Klein-Klein und Ampel-Zank unter.

MM: Welche Rolle spielt die Immigra­tion für die Wirtschaft in Deutsch­ land. Stichwort: Arbeitskräfte aus dem Ausland / sowie Milliarden­ Ausgaben fiir immer mehr Sozia­lempfänger?
Althaus: Die Unternehmerinnen und Unternehmer suchen hände­ ringend nach motivierten und qualifizierten Arbeitskräften in fast allen Bereichen. Hier stellen

MM: Ist die Kürzung der Wochenar­ beitszeit von Arbeitnehmern eine Lö­sung für das Beschäftigungspro­blem?
Ahlhaus: Wir begrüßen Arbeits­zeiten, die den Bedürfnissen von Unternehmen und Arbeit­nehmern in gleicher Weise ge­recht werden. Einmischung, wie die staatlich verordnete Vier-Tage-Woche, lehnen wir strikt ab. Wenn wir wieder zur Weltspitze gehören wollen, müssen wir uns mehr anstren­gen und bereit sein, die Ärmel hochzukrempeln. Anders wird es im internationalen Wettbe­werb nicht funktionieren.

MM: Mallorca ist das beliebteste Feri­enziel von Millionen von Bundesbür­ gern. Welche Auswirkungen könnte ein Fortschreiten der Rezession in Deutschland fiir die Urlaubsbranche haben?
Ahlhaus: Menschen, die unter wirtschaftlichen Sorgen und unsicheren Zukunftsaussichten leiden, geben weniger Geld aus. Das könnte auch die Urlaubs­ branche empfindlich treffen. Umso wichtiger ist es, dass wir wieder stärker an einem Strang ziehen und unser Land wieder auf den Wachstumspfad zu­ rückführen. Der Mittelstand und seine Unternehmen sind dazu bereit. Man muss sie nur endlich wieder lassen.

MM: Auf der Insel haben viele deut­ sche Unternehmer ihren Zweitwohn­ sitz? Wäre das auch fiir Sie eines Ta­ges interessant?
Ahlhaus: Ich komme seit 30 Jah­ren regelmäßig nach Mallorca. Für meine Familie und mich ist es schon jetzt eine zweite Hei­mat geworden.

Die Fragen stellte Andreas John, Redakteur des Mallorca Magazin.

Hier lesen Sie die Onlineversion des Interviews.

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