Es bleibt spannend in Sachen Vermögensteuer!
Die Vermögensteuer bleibt ein heißes Thema, ebenso hitzig wie der Sommer selbst. Sie steht im Zentrum zahlreicher Beratungen und ist vor etwa zwei Jahren zu einem zentralen Diskussionspunkt in der aktuellen Tagespolitik auf Mallorca geworden. Doch wie wird sich diese Steuer in den kommenden Jahren entwickeln? Darüber spricht Podcast-Producer Jörg Jung mit Thomas Fitzner, Steuerexperte bei der PlattesGroup ...
Jörg Jung:
Die Vermögensteuer bleibt ein heißes Thema, so heiß wie der Sommer. Wir reden darüber. Jetzt müssen wir beide lachen. Thomas Fitzner, der Steuerexperte hier bei der PlattesGroup. Ich grüße dich.
Thomas Fitzner:
Im kühlen Studio. Vielen Dank.
Jörg Jung:
War das denn nicht eine schöne Herleitung jetzt?
Thomas Fitzner:
Ja, absolut.
Jörg Jung:
Das heiß diskutierte Thema im heißen Sommer, die Vermögensteuer. Und das ist auch tatsächlich weder unter- noch übertrieben. Denn wie du gerade eben auch im Vorgespräch sagtest, es bleibt tatsächlich tagesaktuell und ein Tagesthema hier bei der PlattesGroup auch in deinem Bereich. Warum ist das so?
Thomas Fitzner:
Also zunächst mal ist die Vermögensteuer eines der ganz zentralen Themen bei jeder Beratung, die wir für einen Mandanten aus dem DACH-Raum, also Deutschland, Schweiz, Österreich, vornehmen, der sich in den Kopf gesetzt hat, nach Spanien zu kommen. Idealerweise finden diese Beratungen vor dem Wegzug statt. Und tatsächlich ist die Vermögensteuer, die über viele Jahre hinweg ja einfach so ein Fixpunkt war, wo man sich keine Überraschungen erwartet hat, der nicht im Rampenlicht der Politik gestanden ist, ist diese Vermögenssteuer nun seit ungefähr zwei Jahren tatsächlich in den Strudel sogar der Tagespolitik geraten, ist in Bewegung gekommen. Und wir haben es momentan mit einer Situation zu tun, in der wir uns sehr schwer tun, für die nächsten Jahre vorherzusagen, wie es mit dieser Steuer weitergehen wird. Wobei Spanien ja eines der ganz wenigen Länder ist, das überhaupt noch eine Vermögenssteuer erhebt.
Jörg Jung:
Das ist ein Exot in Europa.
Thomas Fitzner:
Ein totaler Exot, ja. Also hat es jemand, der nach Spanien geht oder hier investieren möchte, betrifft ja auch Nicht-Residenten unter bestimmten Voraussetzungen, dem ist ja nicht nur die Vermögensteuer als solche unbekannt, wenn er jetzt nicht Schweizer ist - in der Schweiz gibt es die in einigen Kantonen - sondern er ist auch damit konfrontiert, dass sich diese Situation ändern kann. Wenn also das Machtgefüge wieder eher Richtung links oder eher Richtung rechts rutscht, kann es da im Gefolge von solchen Veränderungen in der politischen Landschaft direkt zu Auswirkungen auf die Regelungen der Vermögensteuer kommen.
Jörg Jung:
Dann wollen wir erst mal noch mal definieren. Also auf dem spanischen Festland gibt es durchaus noch andere Handhabungen. Mit der Vermögensteuer hier auf den Balearen wurde in den letzten Monaten das Ganze so gehandhabt, dass die Freibeträge, also die Vermögensteuer ist ja noch da, aber die Freibeträge wurden nur angehoben von 700.000 auf 3 Millionen. Jetzt hast du gerade gesagt, Nicht-Residenten unter Umständen, das hat ja auch dann was mit der Ansässigkeit zu tun, wie dann die Vermögenssteuer erhoben wird, oder nicht. Damit wir das noch mal erklärt haben.
Thomas Fitzner:
Also vom Grundsatz her versteuern Residenten ihr Weltvermögen. Alles, also alle Aktiva, die sie haben, alle Vermögenswerte, ganz egal ob in Spanien oder im Ausland. Während Nicht-Residenten vom spanischen Vermögensteuergesetz her nur ihr in Spanien belegenes Vermögen zu veranlagen haben, aber auch da gesetzlich alles, was sie hier haben, wobei natürlich auch Verbindlichkeiten mit einbezogen würden. Und es ist dann das Doppelbesteuerungsabkommen, wenn es denn ein solches gibt zu Zwecken der Vermögensteuer, ist nicht bei allen Ländern so! Gemäß Doppelbesteuerungsabkommen wird dieses Recht Spaniens, eine Vermögensteuer von Nicht-Residenten zu erheben, eingeschränkt. Also zum Beispiel haben wir im Doppelbesteuerungsabkommen Spanien Deutschland die Einschränkung auf unbewegliches Vermögen und auf Betriebsstätten.
Jörg Jung:
Jetzt sagst du, es ist jeden Tag ein Thema bei euch, weil a) viele gar nicht überhaupt wissen, dass es hier die Vermögensteuer gibt, dann gibt es auch die ein oder andere Stolperfalle. Du hast aber auch b) gesagt, das ist ein deswegen tägliches Thema, weil es gar nicht mehr so diese Konstante hat. Definiere das. Also wir haben es schon gelesen in den letzten Tagen. Das Regierungskonstrukt der Balearen steht auf wackligen Füßen und damit könnte das auch in Zukunft stehen oder fallen.
Thomas Fitzner:
Ja, genau. Also wir dürfen nicht vergessen, dass diese Erhöhung des Freibetrags, die du erwähnt hast vorhin, dass die auf Betreiben eines, Regierungspartners kann man nicht sagen, aber die konservative Partei auf den Balearen ist ja nur dank Unterstützung der Rechtspopulisten von Vox überhaupt in die Lage versetzt worden, die Regierung zu bilden. Und zwischen denen knirscht es eigentlich seit Beginn. Aber jetzt knirscht es so richtig. Da geht es einfach um die Frage von der Aufnahme von minderjährigen illegalen Einwanderern aus den Kanarischen Inseln, wo sich Vox quer stellt und die Regierungsbündnisse in mehreren Regionen aufgekündigt hat. Keine Ahnung, wie das weitergeht. Hier möchte die Regierung in der Minderheit weiteragieren. Es könnte aber irgendwann mal auch im Extremfall zu Neuwahlen kommen und dann hängt das zur Gänze davon ab, wie es mit der Vermögensteuer im Detail weitergeht.
Jörg Jung:
Das heißt also, es gäbe folgende Optionen: Es bleibt, wie es ist. Es wird eventuell sogar noch ein bisschen gelockert. Wenn es eine neue Regierung gäbe, die sich wieder Richtung links oder PSOE verteilt, dann siehst du auch die Freibeträge in der Vermögensteuer wieder in der Gefahr. Habe ich das richtig interpretiert?
Thomas Fitzner:
Ja. Die beiden Blöcke, also links und rechts, haben hier mal eine grundsätzlich unterschiedliche Auffassung über eine ganz wesentliche Frage, ob es überhaupt eine Vermögensteuer geben soll. Und der einzige Grund, warum es die auf den Balearen noch gibt, obwohl die Balearen und die anderen konservativ regierten Regionen ja eigentlich die Kompetenz haben, weitgehend über die Ausgestaltung der Vermögensteuer selber zu entscheiden. Die war ja bis vor kurzem in Madrid komplett abgeschafft zum Beispiel, mit einer 100-prozentigen Gutschrift. Aber solange die Regierung in Madrid noch von der Linkskoalition regiert wird, ist an eine Abschaffung nicht zu denken, weil diese Linkskoalition hat ja auf die Abschaffung oder wesentliche Reduzierung der Vermögensteuer in konservativ regierten Regionen damit reagiert, dass sie eine landesweite flächendeckende sogenannte Solidaritätsabgabe eingeführt haben, die überall dort greift, wo die Vermögensteuer weniger abwirft oder komplett abgeschafft wird.
Jörg Jung:
Wie definiert sich dann diese Solidaritätsabgabe?
Thomas Fitzner:
Ja, das ist im Prinzip nichts anderes als eine staatsweite Vermögensteuer, die vorsieht, dass man die in der Region bezahlte Vermögenssteuer anrechnen kann. Aber wenn es in der Region gar keine gibt, gibt es nichts anzurechnen und man bezahlt trotzdem Vermögensteuer, obwohl sie eigentlich abgeschafft ist. Nur dass das Geld nicht in der Region bleibt, sondern an den Staat geht. Und dann haben die Regionen reagiert und sagen okay, in einigen Regionen, wie zum Beispiel in Madrid, haben sie dann einfach eine Regelung eingeführt, wonach genauso viel bezahlt werden muss wie in der staatlichen Regelung. Und damit bleibt das Geld in der Region. Aber die Vermögensteuer ist halt noch existent und nicht abgeschafft oder reduziert wie früher. Das heißt, solange wir keinen Regierungswechsel in Madrid haben auf staatlicher Ebene, wird sich an der Existenz, an der grundsätzlichen Existenz der Vermögensteuer nichts ändern.
Jörg Jung:
Also jetzt gehen wir noch mal in dieses Tagesgeschäft von Thomas Fitzner. Das heißt also, was rätst du denn den Klienten, die dann wirklich sagen, Herr Fitzner, was kann ich denn tun? Vermögensteuertechnisch gibt es da Kniffs und was auch immer, Anwendungen?
Thomas Fitzner:
Es geht einfach darum, dass man die Regelungen genau kennt und dass man zum Beispiel bei jemandem, der aus Deutschland nach Spanien zieht, eine Beratung macht, die zur Folge hat, dass die Vermögensteuer-Belastung nicht höher ist als unbedingt notwendig. Man sieht ja eigentlich auch bei diesen Beratungen, wie willkürlich die Vermögenssteuer gestaltet ist. Also ich meine, früher war man ab 700.000 € reich, jetzt ist man ab 3 Millionen reich. Früher war man ab 130.000 € reich, hat aber keiner die Vermögenssteuer bezahlt und hat auch niemanden interessiert. Was wir machen ist, wir zeigen dem Mandanten auf zunächst mal, was würde passieren, wenn er in seiner aktuellen Situation nach Spanien kommt? Wie viel Steuern würde er hier zahlen, wenn er nichts verändert, wenn seine Situation genau die gleiche bliebe? Und dann sondieren wir ja, welche Möglichkeiten es dann gibt, diese Situation günstiger zu gestalten. Und ich nenne eine einfache Methode.
Simples Beispiel: Familie, zwei Elternteile, zwei Kinder. Das Vermögen ist bei einem Elternteil, das ist der Unternehmer-Teil des Paares und der andere Elternteil hat wenig oder nichts. Wenn jetzt diese Familie gar nichts macht und die kommen nach Spanien, dann haben die eine relativ hohe Vermögensteuer-Belastung. Dann sagen wir denen, ja wäre es denn denkbar, dass das Vermögen aufgeteilt wird? In der Familie ist das vielleicht ohnehin schon geplant. Möchte man nicht ohnehin schon den Ehepartner, die Kinder schon mal mit Vermögen ausstatten? Wenn das ohnehin in die persönlichen Zielsetzungen passt, dann könnte man das ja tun. Und der schöne Nebeneffekt wäre, dass aufgrund der zusätzlichen Freibeträge und aufgrund der progressiven Ausgestaltung der Vermögensteuer die Belastung dramatisch absinkt. Also man kann das durchrechnen. Wir haben ja auf unserer Website einen Vermögensteuer-Rechner für Nicht-Residenten und für Residenten. Damit kann man so ein bisschen rumspielen.
Man muss nur beachten, dass die Bewertungsrichtlinien für den Laien ein bisschen schwer zu durchschauen sind. Aber man kann zumindest mal orientativ sich anschauen, was würde denn passieren, wenn ich jetzt nach Spanien gehe? Wie viel Vermögensteuer würde ich haben? Und dann mach eine Güterstand-Schaukel in Deutschland, bevor du nach Spanien ziehst, verteile das Vermögen auf mehrere Familienmitglieder, dann kommen mit jedem Familienmitglied 3 Millionen zusätzlich Freibetrag ins Spiel. Und wie gesagt, aufgrund der Progression sinkt die Belastung der Gesamtfamilie für dasselbe Vermögen ganz dramatisch ab. Das ist einfach eine gute Beratung und es gibt auch noch andere Möglichkeiten. Es gibt auch ein Sonderregime, das es ermöglicht, dass man hier in Spanien bis circa sechs Jahre lang hier als Resident leben kann, aber besteuert wird, als wäre man Nicht-Resident. Das heißt, wenn man dann sein Vermögen im Ausland hat, dann unterliegt das hier gar nicht der Vermögensteuer. Wie gesagt, wenn das korrekt aufgesetzt ist, dann ist das eine der Möglichkeiten, eine der Optionen, um einen Aufenthalt in Spanien so zu gestalten, dass die Vermögensteuer akzeptabel ist für den Betroffenen. Und hier ganz wichtig der Hinweis, weil ja möglicherweise Leute zuhören, die nicht unbedingt auf die Balearen oder nach Mallorca wollen, sondern vielleicht eine andere Region Spaniens. Man muss sich für bestimmte Steuerarten und da gehört die Vermögensteuer dazu, einfach genau anschauen, was ist denn die Regelung in der Region, wo ich hingehen möchte.
Jörg Jung:
Ganz, ganz wichtig und deswegen ganz, ganz wichtig, auch Thomas Fitzner und Kollegen gerne zu kontaktieren, wenn es genau um diese Problematik geht. Wie der Herr Fitzner ja schon eben erwähnte, das ist mittlerweile Tagesgeschäft, dass ganz, ganz viele Menschen sich dafür interessieren und da auch entsprechend nachfragen. Haben Sie Nachfragen, gerne mal eine Email schreiben an podcast@plattesgroup.net, wir leiten das natürlich dann gerne an Thomas Fitzner weiter zum Thema Vermögensteuer, weil wir sind uns ja alle sicher, das bleibt glaube ich noch ein spannendes Thema in den kommenden Wochen und Monaten.
Thomas Fitzner:
Auf jeden Fall.
Jörg Jung:
Vielen Dank, Thomas Fitzner.
Thomas Fitzner:
Danke auch.
Autor: Jörg Jung / Mitarbeit: C. Schittelkopp
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