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Nun aber mal Klartext, Herr Kubicki!

Der Vizepräsident des Deutschen Bundestags spricht über die Ampel-Koalition, den Zustand Deutschlands und das Wirtschaftsforum NEU DENKEN.

Sabine Christiansen und Wolfgang Kubicki im Portrait, im Hintergrund die Terrasse vom Castillo Hotel in Son Vida mit Blick auf Palma

Auch er steht in der Referentenliste beim großen Wirtschaftsforum NEU DENKEN 2024 auf Mallorca: Wolfgang Kubicki, Vizepräsident des Deutschen Bundestags und FDP-Urgestein. Angesichts der aktuellen Verfassung der Ampel-Koalition sind seine Aussagen zum Zustand Deutschlands besonders interessant. Der Talk mit ihm, Sabine Christiansen, der verantwortlichen Produzentin und Veranstalterin von NEU DENKEN, sowie Jörg Jung.

Jörg Jung 
Das kennen wir ja schon alle: Aus NEU DENKEN wird NEU HANDELN und es muss auch ein bisschen was gehandelt werden. Wir reden darüber. Zum einen mit Sabine Christiansen. Hallöchen.

Sabine Christiansen 
Hallo.

Jörg Jung 
Zum anderen mit Wolfgang Kubicki. Der ist auch bei uns hier im Studio. Schön, dass Sie da sind, Herr Kubicki.

Wolfgang Kubicki 
Ich freue mich.

Jörg Jung 
Ich mich auch. Es wird und das finde ich toll, mal alles andere als eine Karnevalsveranstaltung in Aachen, sondern es wird ein Wirtschaftsforum auf Mallorca. Ja, bereits zum siebten Mal ist es ja so weit: NEU DENKEN. Ich möchte natürlich zuerst die Frau Christiansen mal ganz schnell fragen. Das wird ja ein Knaller dieses Jahr. Also wenn ich die Referenten-Liste sehe, einer davon ist sogar hier.

Sabine Christiansen 
Ja, einer ist hier. Da freuen wir uns auch sehr, dass er schon über Ostern wieder da ist. Ist ja auch ein großer Freund Mallorcas. Gott sei Dank. Wie übrigens immer mehr aus der Politik, wie ich feststelle und nicht nur aus dem Sport und der Wirtschaft. Mallorca zieht alle an offenbar.

Jörg Jung 
Wir haben die Referenten, die ja später auch noch ein bisschen parat. Also da warten ja einige Knaller. Einer davon ist ja hier an dem anderen Mikrofon hier gerade. Wir freuen uns, dass Wolfgang Kubicki Wiederholungstäter, Herr Kubicki.

Wolfgang Kubicki 
Das heißt Wiederholungstäter. Zunächst einmal ist Mallorca unser dritter Wohnsitz, und ich habe jetzt, glaube ich, das dritte Mal nehme ich jetzt teil, die beiden anderen Male wirklich herausragend gute Gespräche führen können, was wichtig ist, damit wir aus der Blase in Berlin mal rauskommt, auch eine andere Sicht auf Deutschland bekommt. Und das hat mich begeistert. Deshalb bin ich auch wieder hier.

Jörg Jung 
Genau diese andere Sicht aus Deutschland ist ja eigentlich auch mal sehr, sehr wichtig. Wir haben schon darüber geredet, dass ein Wirtschaftsforum neu denken, dass so viele CEOs, so viele große Mittelständler, Wissenschaftler usw. anzieht. Man braucht in diesem Jahr einmal mehr diese, diesen Blick von außen auf Deutschland, weil es rüttelt sich was. Es tut sich was. Jetzt haben wir den Herrn Kubicki hier sitzen. FDP ist Regierungspartei, Regierungsmitglied, Koalitionsmitglied. Aber es hapert an allen Ecken. Und in der Christian Lindner hat mal gesagt: Lieber nicht regieren als schlecht regieren. Jetzt haben wir den Salat, Herr Kubicki.

Wolfgang Kubicki 
Ja gut, wir haben den Salat, weil vieles von dem, was erledigt werden muss, in der Kürze der Zeit schlicht und ergreifend nicht umgesetzt werden kann. Ich erinnere daran: Wir sind jetzt zweieinhalb Jahre in Regierungsverantwortung. Aber man muss sehen, dass Sozialdemokraten, Grüne und wir als Freie Demokraten von völlig unterschiedlichen Weltbildern ausgehen, was den Menschen angeht, seine Stellung in der Gesellschaft und vor allen Dingen was wirtschaftliche Gegebenheiten angeht. Ich mache es mal ein bisschen platt, weil wir hier bei der PlattesGroup sind. Die Grünen würden unheimlich gerne Geld verteilen, die Sozialdemokraten würden gerne den Reichen, den wenigen, die wir noch haben, das Geld wegnehmen, um es zu verteilen. Sehr viele Sozialleistungen ausgeben. Und wir glauben eben, dass es notwendig ist, zunächst einmal die wirtschaftlichen Grundlagen zu legen. Dafür, dass wir uns die vielen Ausgaben, die wir tätigen müssen, auch wirklich leisten können. Denn ohne Wirtschaft, das ist eine Binsenweisheit, ist alles nichts zu glauben. Die Weltgemeinschaft wird Deutschland auf Dauer Kredite zur Verfügung stellen, damit wir hier unsere Aufgaben nicht erledigen können, sondern Geld ausgeben können. Das ist ein bisschen illusionär.

Jörg Jung 
Jetzt waren wir vor ein paar Tagen auch in Berlin auf dem Zukunftstag des deutschen Mittelstandes. Die meckern alle. Wie kriegt man denn das Ruder noch herumgerissen?

Wolfgang Kubicki 
Ja, zunächst einmal Ich bin jetzt seit 33 Jahren im Parlament und ich kenne kein Jahr, wo nicht gemeckert wird. Meine liebsten Freunde sind die Landwirte, die regelmäßig meckern. Entweder ist es zu heiß oder zu nass oder zu kalt oder die Ernte ist nicht in Ordnung und die Preise sind schlecht. Meckern gehört einfach zum Deutschen.

Sabine Christiansen 
Ich hatte schon ein bisschen anderes.

Wolfgang Kubicki 
Zum deutschen Meckern im deutschen Wesen. Momentan hat es eine andere Dimension, weil die deutsche Wirtschaft, gerade der Mittelstand, von verschiedenen Faktoren beidseitig geradezu erdrückt wird. Es steigen die Personalkosten, obwohl das Fachkräfteangebot wirklich sinkt. Also viele Mittelständler, die ich kenne, können schon keine Mitarbeiter mehr einstellen, um die Aufträge abzuwickeln, die sie erhalten haben. Also der Kostendruck und die mangelnde Aussicht auf Fachkräfte ist das eine. Das Zweite ist Die politischen Rahmendaten sind so, dass man sich als Unternehmer, auch als Mittelständler mittlerweile dafür entschuldigen muss, dass man wirtschaftlich erfolgreich ist. Etwas, was die gesamte Gesellschaft betrifft. Wir sind ja in Deutschland dabei, Leistung zu verpönen und diejenigen zu feiern, die erklären, sie können keine sechs Stunden am Tag arbeiten, weil sie sonst keine gesellschaftlichen Kontakte mehr pflegen können. Wir fangen bei den Bundesjugendspielen an, die Medaillen wegzunehmen. Aber es gibt keine Sieger mehr, nur noch Teilnehmer. Wir fangen beim Fußball an, dass man nicht mehr gewinnen darf. Also das ist nicht nur ein wirtschaftliches Problem, sondern ein gesamtdeutsches Problem. Und es kommt hinzu, dass die, dass die Sicherheitslage in Mitteleuropa, gerade in Deutschland viele Leute, die ich kenne, dazu veranlasst zu glauben, es wäre sinnvoll, Deutschland zu verlassen, nicht woanders hin, nicht nach Dubai, sondern ich höre gerade neuerdings nach Portugal, weil man da möglichst weit weg ist von den Krisen, die gerade in Mitteleuropa stattfinden. Die Leute haben wirklich Angst und Sorge vorm Krieg und vor der weiteren Entwicklung.

Jörg Jung 
Ja gut, die Deutschen wollen weg. Aber da haben die Deutschen natürlich ein großes Hemmnis, weil die Partei, der auch Christian Lindner als Finanzminister. Gehört, hat ja gesagt. Ich mach es den Deutschen noch schwerer, in irgendeiner Form nicht nur das Land zu verlassen. Das will ja auch keiner. Sondern auch zu exportieren, rauszugehen, sich zu erweitern.

Wolfgang Kubicki 
Also das höre ich das erste Mal, dass die FDP was gegen Exporte hat und die auch verhindern will. Im Gegenteil. Wir kämpfen dafür, dass wir Freihandelsabkommen abschließen mit allen möglichen Ländern. Bedauerlicherweise scheitert das gelegentlich an unseren grünen Koalitionspartner. Mercosur ist fertig, könnte verabschiedet werden. Unsere grünen Freunde haben große Bedenken. Das mit dem Abkommen wird den brasilianischen Regenwald ruinieren. Bei mir aber, gerade der brasilianische Botschafter hat gesagt: Wie krank ist denn diese Überlegung, dass das Deutsche ausgerechnet glauben müssten, sie müssen uns in Südamerika vorschreiben, wie wir unser Leben gestalten. Wir haben das Problem gehabt, dass wir TTIP nicht auf die Reihe bekommen haben, auch unsere grünen Freunde, was uns heute richtig hinterher hängt. Dann hätten wir ein Abkommen mit den Amerikanern. Müssen wir vor der Frage, ob ein Donald Trump Präsident wird, keine große Sorge haben. Also noch mal: Wir sind Exportnation. Wir sollen es bleiben. Aber in der Tat, wir haben nach wie vor das Steuerrecht. Wenn jemand wegzieht, muss er im Prinzip dafür zahlen, dass er das Land mit seinem Unternehmen verlässt. Was übrigens dazu führt, dass die Unternehmen hier locker bleiben. Aber die Headquarters, wie ich gerade gehört habe, nach Dubai ausgelagert werden. Eine sehr interessante Entwicklung, weil das ist kein Rechtsstaat, darauf will ich nur hinweisen.

Sabine Christiansen 
Ja, aber das ist ja nicht das einzige. Man wundert sich schon, dass diese Wegzusteuer. Gut, wenn jetzt gesagt wird, die gehen nach Amerika oder sie gehen jetzt auf einen anderen Kontinent oder nach Saudi Arabien oder Dubai, ist es noch was anderes, als wenn man innerhalb der Europäischen Union umzieht. Und da finde ich, ist es schon ganz gravierend, gerade für jüngere Unternehmen, denen einerseits gesagt wird, ihr müsst, um gegen die Amerikaner gegen anzukommen, eine gewisse europäische Stärke zeigen. Ihr könnt nicht alleine deutsch, allein, national bleiben oder alleine, was weiß ich italienisch, sondern ihr müsst in Europa euch aufbauen.
Aber wehe wir versucht flexibel zu sagen okay, das Headquarter ist jetzt mal da und dann mal da. Geht überhaupt nicht eine Riesenwegzugsteuer in Deutschland, die schon schwer verständlich ist.

Wolfgang Kubicki 
In diesen Zeiten eigentlich nicht, denn wir müssen uns mit der Frage beschäftigen, wir haben kein einheitliches europäisches Steuerrecht und da muss man schon aufpassen, dass man nicht das Kind mit dem Bade ausschüttet nach der Devise: Wir erlauben alle, sozusagen kostenlos ins Ausland zu gehen, wir sind amerikanisch, während französische oder portugiesisch oder spanische Firmen das Problem haben, wenn sie nicht nach Deutschland verlagern wollen, werden sie mit den gleichen Steuersätzen belastet wie umgekehrt auch. Also einheitlich. Ein einheitliches Europa bedeutet einheitliche Standards in allen Fragen.

Sabine Christiansen 
Okay, dann fragt man sich, warum man in vielen Bereichen immer noch nicht dazu kommt, sich zu einigen. Aber das ist natürlich diesmal besonders interessant.

Wolfgang Kubicki 
Ich frage: War die spanische Regierung, also die oder die portugiesische Regierung?

Sabine Christiansen 
Unter anderem ja, ganz klar.

Jörg Jung 
Man muss aber dazu sagen, bis 2021 war das wenigstens noch auf einen gewissen Teil hin gestundet. Genau diese Steuer. Und das wurde dann eben ab diesem Moment dann abgeschafft. Diese Stundung gibt es da.

Sabine Christiansen 
Man hat offenbar Sorge, dass alles mehr.

Jörg Jung 
Geht, als man denkt.

Wolfgang Kubicki 
Da ist alles vor unserer Zeit, alles noch große Koalition.

Jörg Jung 
Das klingt aber, Herr Kubicki, muss ich ganz ehrlich sagen, auch wie man das von außen mitkriegt. Nicht nur Friede, Freude und vor allem Eierkuchen. Genau. Gerade das Verhältnis zu den Grünen also was muss denn passieren? Passiert irgendwie was? Dass man sich noch irgendwie einigt, dass man das Ruder zusammen rumreißt? Das ist die, die die Crew auf dem Schiff. Ich möchte noch Aachen erwähnen, also dass man sich da noch mal einigt und an einem Tau zieht.

Wolfgang Kubicki 
Ja, das ist die Lernaufgabe. Das versuchen wir gerade und ich sage mal ernsthaft, auch unsere Koalitionspartner in der Spitze. Ob das wirklich funktionieren wird, weiß ich noch nicht. Ich hoffe das immer noch. Wenn wir es bis zum Sommer nicht der Fall sein sollte, dann werden die letzten das letzte Jahr dieser Koalition darin bestehen, dass alle versuchen ihre Vorteile abzustecken. Und was gemeinsam ist, wird dann kaum noch gelingen. Aber noch bin ich guter Hoffnung.

Sabine Christiansen 
Was ist denn dran an den wunderbaren Gerüchten im Moment, die wieder große Runden machen über die geheimen Treffen der FDP mit der CDU?

Wolfgang Kubicki 
An denen bin ich nicht beteiligt. Die wissen momentan auch nicht, welchen Sinn es machen sollte, wenn der große Vorsitzende der CDU, Friedrich Merz, die FDP ultimativ auffordert, aus der Koalition auszusteigen wegen der Grünen, um am nächsten Tag zu erklären, er wolle gerne mit dem Grünen eine Koalition machen, ist das ein bisschen schizophren? Und momentan sind die, sind die Aktivitäten der Union in Richtung Freidemokraten nicht gerade freundlich. Also ich bin der Letzte, der auf Friedrich Merz schimpfen will und auf die Union schimpfen will. Es ist in der Opposition, das wissen Sie immer leichter, was zu fordern, was man im Zweifel praktisch nicht umsetzen kann. Denn die Überlegungen, dass das mit den Grünen sitzen kann, wenn mit ihnen eine Koalition fortsetzt, halte ich für ziemlich ambitioniert. Unser Problem momentan ist, dass wir auch aus der aus der Europäischen Union sehr viele Vorschriften bekommen, die ihresgleichen suchen. Also dass Ursula von der Leyen mit aller Macht, die sie hat, das Lieferkettengesetz der Europäischen Union durchgedrückt hat, ist eine eine Ohrfeige auch für unsere Wirtschaft und muss sich überlegen, die Behauptung es trifft ja nur die ab 1000 Mitarbeiter, nur die Großen und die Kleinen gar nicht, ist deshalb irrsinnig, weil selbstverständlich jeder Abnehmer seine Zulieferer verpflichten würde. Für in die Arbeitspläne und in der Lieferkette genau nachzuweisen, wo wo es herkommt. Also jeder kleine Zulieferer steht vor diesem Problem, ist ein bürokratischer Aufwand ohne Ende. Und ich glaube nicht, dass wir mit dieser Maßnahme, die aus Europa kommt, weltweit Menschenrechte und Sklavenhandel bekämpfen können.

Sabine Christiansen 
Naja, sagen wir mal so, wir sind mal wieder auf halber Strecke damit stehen geblieben. Will man wenigstens gleichzeitig den chinesischen Importen die gleichen Bedingungen aufdrücken, könnte die jetzt alle massiv auf den europäischen Markt drängen. Gerade im Bekleidungssektor, in vielen anderen Bereichen mit absoluten Dumpingpreisen und Bedingungen, die kein Mensch überprüfen kann und will. Und es gibt keine Vorschrift dafür. Das ist ein ungleicher Wettbewerb.

Wolfgang Kubicki 
Ja, es kommt hinzu, dass unsere französischen italienischen Freunde, die zum Schluss die Kurve gekriegt haben und das unterstützt haben, wo sie vorher mit mir, Deutschland gemeinsam dagegen gestimmt haben und sich enthalten haben, dass die nicht so exportstark sind wie Deutschland. Und ich sage mal, die gucken mit großen Kinderaugen auf Deutschland und sagen wir, wir bürden euch jetzt Lasten auf und dann schauen wir mal, wie ihr damit fertig werdet. Ich warne dringend davor, in einen Protektionismus zu verfallen. Das heißt, wir erheben jetzt Zölle auf chinesische Waren, dann machen die das mit deutschen Waren. Das ist für Deutschland relativ schlecht, weil wir erheben Zölle auf amerikanische Waren, dann machen die Amerikaner das auch. Das heißt, wir sind ja wesentlich stärker mit den Weltmärkten verquickt zu unseren Gunsten, als das für die anderen der Fall ist. Also wenn Deutschland für China ausfällt, ist es kein Problem. Wenn China für Deutschland als Markt ausfällt, ist es ein Riesenproblem.

Sabine Christiansen 
Das ist jetzt ein bisschen so, dass man die FDP etwas leicht davonkommen lässt, weil Herr Kubicki ist natürlich geschickt und sagt, diese ganze Bürokratie, die kommt aus Brüssel und die wird uns einfach aufgebürdet, das stimmt ja nicht, sondern irgendwo schafft die Ampel es ja auch nicht. Und die FDP ist dafür ja mit angetreten, die Bürokratie in Deutschland zu verringern. Und wenn man sich jetzt mal anguckt, nicht sagen, der erste Schritt ist erfolgt. Es waren vier Schritte, aber immerhin von über 90, die eigentlich kommen sollten. Oder noch mehr. Ich meine, diese Bürokratie erdrückt die Wirtschaft, erdrückt aber auch von der Infrastruktur bis zu allem möglichen. Warum kommt man da nicht besser voran?

Wolfgang Kubicki 
Das ist eine sehr interessante Frage. Erdrückt mich auch. Also ich muss beispielsweise als Bundestagsabgeordneter Formulare ausfüllen. Völlig sinnlos, was meine Krankenversicherung angeht. Die Krankenversicherung erklärt mir Jahreszahlen. Ich habe nur noch mit KI zu tun, ist ja keine Person da mehr dahinter. Die Bundestagsverwaltung will Monatszahlen haben. Ich könnte auch mal das durch zwölf teilen. Nein, es ist vorgeschrieben Monatsausweise. Das hat mich drei Tage meines Lebens gekostet, das auf die Reihe zu kriegen. Das ist nur so ein kleines Beispiel und das trifft jeden Unternehmer. Wir haben Bäckermeister, die von der Gewerbeaufsicht die Auflage bekommen, ihren glatten Boden aufzurütteln, damit da keiner hinfällt. Und dann sagt Gesundheitsamt: Wenn ihr den Boden aufraut, machen wir euch den Laden zu, weil es unhygienisch ist. Da können sich Mehlreste bilden, und die können dann Bakterien hervorbringen. Und dann sagt der arme Bäcker: Was soll ich machen? So oder so machen sie mir meinen Laden zu. Da habe ich gesagt machen und ich verteile die, ich vertrete sie dann.

Jörg Jung 
Jetzt erinnere ich mich an einen Herrn Rösler.

Wolfgang Kubicki 
So alt sind Sie schon. Das ist ja gut.

Jörg Jung 
Ja, ich sehe sie alle mit dem Bierdeckel noch in der Hand. Und die berühmte Steuererklärung und die berühmten Bierdeckel. Warum kann man sich jetzt nicht durchsetzen, wenn wir beim Thema Bürokratieabbau sind? Da muss doch jetzt mal was passieren.

Wolfgang Kubicki 
Ja, also das mit dem Bierdeckel war tatsächlich Friedrich Merz. Und das war nicht wir. Aber egal, die Idee ist gut, die Steuererklärung zu vereinfachen. Was richtig ist: Es dauert in Deutschland bedauerlicherweise alles nur extrem lang. Also bis wir die elektronische Steuererklärung eingeführt haben, dauert, bis wir die elektronische Patientenakte eingeführt haben. Jetzt üben wir noch das elektronische Anwaltspostfach, das dauert 8 bis 10 Jahre. In Deutschland ist eine Digitalisierung ganz weit vorne. Aber die Idee ist ja eigentlich die, das Steuerrecht drastisch zu vereinfachen, weil der Aufwand, beispielsweise eine eigene Steuererklärung zu machen, momentan für die meisten Menschen ohne Steuerberater gar nicht mehr zu bewältigen ist. Was natürlich widersinnig ist. Der Staat muss es so einfach machen, dass jeder es selbst machen kann.

Jörg Jung 
Wer hätte gedacht, dass Deutschland sich bei Spanien noch mal was abgucken kann? Denn da ist hier ist die Digitalisierung auf dem absoluten Vormarsch. Elektronische Rechnung, elektronische Steuererklärung, ein bisschen länger mal hier auf die Finger schauen, dann wird es funktionieren, Herr Kubicki.

Wolfgang Kubicki 
Ja, ich muss gar nicht nach Spanien gucken. Ich gucke mal in die baltischen Länder. Das ist oder wenn unsere ukrainischen Flüchtlinge jetzt bei uns ankommen, die haben eine App auf ihrem Handy, mit dem sie alle offiziellen und öffentlichen Sachen erledigen können. Von Deutschland aus wunderbar. Ist bei uns momentan undenkbar.

Jörg Jung 
Bei allem Optimismus, was auch Export angeht usw. und so fort. Also ich persönlich sehe BRICS-Staaten extremst im Kommen. Wir haben den arabischen Markt, wir haben den indopazifischen Markt, alle sind sie am am Blühen, am Kommen, machen das europäische Gebilde auch, natürlich dann entsprechend Deutschland. Dem scheint aber die Puste auszugehen. Das ist ein Eindruck oder eine Tatsache.

Wolfgang Kubicki 
Also zunächst einmal bin ich wirklich der festen Überzeugung, dass die Befürworter der sozialen Marktwirtschaft vor Wettbewerb und Herausforderung keine Sorge haben müssen. Das gilt es zu bestehen und zu meistern. Entscheidend ist, dass wir nach wie vor Menschen bei uns haben, die so ausgebildet werden, dass sie auch die Herausforderung annehmen wollen und nicht den Kopf in den Sand stecken. Das ist das Erste. Das Zweite ist, ich dachte bis vor, bis vor einer Woche, dass. Deutschland im Fußball null Chance hat, überhaupt noch einmal international wettbewerbsfähig zu werden. Jetzt haben wir zwei Spiele gegen Frankreich und auch gegen Holland gesehen. Da wacht man auf einmal auf und denkt eine völlig neue Mannschaft. Ich würde wäre nicht so pessimistisch, wie viele das da sagen. In Deutschland steckt eine Menge Kraft. Auch in Europa steckt eine Menge Kraft. Sie muss nur auf die richtigen Ziele gebündelt werden. Und da müssen wir aufpassen, dass wir nicht Probleme beschreiben und damit Angst zu machen, sondern Probleme beschreiben, um damit zur Lösung aufzurufen. Das ist momentan das Problem in Deutschland und in Europa. Sie haben Probleme beschrieben Klimawandel, den wir nicht ändern können, sie nur gestalten können. Aber der wird, damit wird so viel Angst gemacht, dass junge Menschen mir erklären: Wir wollen schon keine Kinder mehr. Wer weiß in welche Welt, wir sie gebären. Oder wir müssen uns gar nicht mehr anstrengen, denn 2050 sterben ja sowieso alle, weil die Erde in Flammen aufgeht. Also das ist ein Riesenproblem. Und ich sage da ist Bildung eine wesentliche Voraussetzung für die Bewältigung des Lebens.

Jörg Jung 
Die deutsche Nationalmannschaft scheint deswegen wieder zu gewinnen, weil jetzt der Trainer ein neuer ist, der Herr Nagelsmann . Ich erinnere mich gerne an Aachen. Ich fand es sehr lustig als es mit der neuen Schiffscrew losging. Warum hat Herr Lindner da so blöd geguckt?

Wolfgang Kubicki 
Das müssen Sie mich nicht so an ihn fragen. Wahrscheinlich ist in dem in der Sekunde durch den Kopf gegangen, dass es jetzt wieder Gesprächsbedarf in der Koalition gibt. Ich darf ja immer alles sagen, aber ich glaube, er hat es auch leid, langsam sich für mich zu entschuldigen bei den anderen.

Jörg Jung 
Das lassen wir auch mal dahingestellt. Wir kommen jetzt tatsächlich von diesem Deutschlandthema zu einem sehr wichtigen Thema, wo auch Mallorca mitreden kann. Wir haben ja zum siebten Mal das Wirtschaftsforum NEU DENKEN und da sehen wir in der Referentenliste, das will ich jetzt gerne auch noch mal ansprechen. Sahra Wagenknecht. Frau Christiansen, erst mal: Wie haben Sie es geschafft, Sahra Wagenknecht nach Mallorca zu kriegen? Zum Wirtschaftsforum, das darf ja wohl nicht wahr sein.

Sabine Christiansen 
Anrufen, anfragen, Einladung schicken, abwarten.

Jörg Jung 
So, und dann?

Sabine Christiansen 
Zusage kassieren.

Jörg Jung 
Wenn wir bei Herrn Kubicki sind. Das könnten eventuell auch interessante Gespräche werden am Ende die Frage, die ich jetzt aber tatsächlich in diesem Zusammenhang noch habe. Abschließend zur Politik: Momentan hat man so eine Tendenz in Deutschland. Jeder will irgendwie seine eigene Partei gründen. Aus der Union heraus gibt es dann die Werte Union. Sahra Wagenknecht sagt auch Ich mache mein eigenes Ding da. Mir ist so der Begriff kleine Splitterparteien. Seit vielen, vielen Jahrzehnten ist das auch in Deutschland schon mal schiefgegangen. Ist das jetzt eine gute oder eine schlechte Tendenz, dass jeder jetzt irgendwie seine kleine Splitterpartei machen will? Und da auch in den Bundestagswahlen.

Sabine Christiansen 
Die Grünen auch mal. Da weiß man ja nicht, was draus wird. Also ich glaube, und wenn wir nach Europa gucken, dann haben wir diese Situation in den meisten Ländern. Das ist ja kein deutsches Phänomen und was dabei rauskommt, das werden wir erst mal sehen. Aber das sind immerhin unter dem Rundum NEU DENKEN sind einfach neue Entwicklungen für Deutschland. Und da werden wir jetzt als ersten Test dann ja gleich die Europawahl haben, die zehn Tage nach unserem Forum stattfindet. Und insofern wird es auch natürlich sehr viel europäische Diskussion geben.

Jörg Jung 
Ja, wir haben uns jetzt natürlich extremst auch in der deutschen, in der europäischen, in der Weltpolitik verplappert. Wir wollen aber dann natürlich auch in diesem Kontext ein bisschen näher auf das Wirtschaftsforum Neudenken eingehen. Ich würde fast sagen, die Osterstunden noch ein bisschen zu genießen. Wir verabreden uns einfach. Für kommenden Sonntag, also für Ostersonntag, treffen wir uns hier wieder 20 Minütchen und plaudern weiter. Ist das abgemacht?

Wolfgang Kubicki 
Erst nach dem Eier suchen.

Sabine Christiansen 
Erst noch mal Eier suchen und dann kommen wir.

Jörg Jung 
Da machen wir das.

Wolfgang Kubicki 
Genauso feiern wir auch die Wiederauferstehung der FDP.

Jörg Jung 
Uiuiui, vielen Dank! Bis Sonntag.

Sabine Christiansen 
Danke schön. Bis Sonntag.

Autor: Jörg Jung / Mitarbeit: C. Schittelkopp

29. März 2024

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